Weltweit alle Flussdelfine vom Aussterben bedroht

IUCN - Rote Liste gefährdeter Arten
Die internationale Rote Liste ist ein Indikator für den Zustand der Biodiversität und wird von der Weltnaturschutzorganisation IUCN (International Union for Conservation for Nature) herausgegeben. Die Organisation veröffentlichte noch im Dezember den aktuellen Stand und gab bekannt, dass nun alle Arten der Flussdelfine vom Aussterben bedroht sind. Damit sind 26 Prozent der gelisteten Säugetierarten betroffen und insgesamt 35.700 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht.
Flussdelfine vom Aussterben bedroht
Jetzt gilt auch die letzte Flussdelfinart, der Amazonas-Sotalia (Sotalia fluviatilis), als vom Aussterben bedroht. Der Süßwasserdelfin, der auch den Namen „Tucuxi“ trägt, lebt in den schlammigen Flüssen Südamerikas. Dort sind noch zwei weitere Flussdelfine heimisch und bedroht: der Amazonas-Flussdelfin (Inia geoffrensis), auch „Boto” genannt und der Bolivianische Amazonasdelfin (Inia boliviensis). In Asien sind der Irawadi- (Orcaella brevirostris) und der Gangesdelfin (Platanista gangetica) beheimatet. Insgesamt sehen sich Flussdelfine sehr ähnlich. Vermutlich ist ihr Äußeres eine Folge der Anpassung an ihren Lebensraum. Sie haben sehr kleine Augen, einen langen, schlanken Schnabel und breite Brustflossen. Flussdelfine sind klein, maximal drei Meter lang und im Gegensatz zu den Meeresdelfinen sehr langsame Schwimmer.
Fotos: Amazonas-Flussdelfin (Inia geoffrensins) von Michael Noonan
Gefahren für die Flussdelfine
Zu den größten Gefahren der mittlerweile seltenen Flussdelfine zählen Fischfanggeräte, wie Fischernetze und Angelleinen. Bis heute werden sie außerdem von einheimischen Fischern gejagt und ihr Fleisch dient als Köder für den Fang des welsartigen Piracatinga (Calophysus macropterus). Zusätzlich ist der allgemeine Zustand ihrer Habitate sehr schlecht. Oft werden die Gewässer mit Chemikalien, wie Quecksilber oder anderem Müll verschmutzt und die Delfine haben aufgrund der anthropogenen Zerstörung ihres Lebensraums kaum Überlebenschancen.
Besteht noch Hoffnung für die gefährdetsten Delfinarten der Welt?
Die Zahl der bedrohten Delfinarten wächst und es besteht die große Gefahr, dass die Menschen die Flussdelfine bald ausgerottet haben. Der Chinesische Flussdelfin, auch „Baiji” genannt, gilt seit 2007 als ausgestorben und das, obwohl er unter Schutz stand. Mit dem Amazonas-Sotalia sind nun alle Flussdelfine vom Aussterben bedroht.
Ob sich die Bedingungen für die Flussdelfine in Zukunft verbessern werden wird stark angezweifelt, denn die Zerstörung aller Naturräume weltweit nimmt immer weiter zu und ist in den seltensten Fällen reversibel.
Weitere Artikel
Über eine Tonne an Altlasten: Taucher bergen tödliche Geisternetze aus der Ostsee
Ein gänzlich von Geisternetzen befreites Wrack sowie die Bergung von mehr als einer Tonne an ehemaligen Fischernetzen – das ist das stolze Ergebnis der jüngsten Geisternetzbergung durch die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) vor Rügen. Ermöglicht wurde die erfolgreiche Bergungsaktion durch den leidenschaftlichen Einsatz von acht ehrenamtlichen Sporttauchern, die damit einen wertvollen Beitrag zum Schutz der marinen Artenvielfalt in der Ostsee beigesteuert haben. Die Geisternetz-Kampagne der GRD steht unter dem Motto „FÜR MEER LEBEN und wird unterstützt von Teilnehmern der Deutschen Postcode Lotterie und dem Reiseportal Ostsee24.de.
weiterlesenPeru, die Patendelfine und eine altersschwache Kamera
Longscar, Sharpy, Shalom, Breeze und Trinity – das sind die fünf am häufigsten in der Paracas-Bucht beobachteten Großen Tümmler. Über dieses delfinische Quintett hat uns der Biologe Julio Reyes von ACOREMA aktuell zahlreiche Neuigkeiten zukommen lassen. Damit der Delfinschutz vor der Südostküste Perus auch in Zukunft erfolgreich fortgeführt werden kann, sind sowohl Spenden als auch die Übernahme von Patenschaften aus Deutschland unabdingbar. Denn bereits die Anschaffung einer neuen Kamera ist für das Schutzprojekt essenziell.
weiterlesenSchwarzes Meer: Lösen Kriegsschiffe ein Delfinsterben aus?
Überproportional viele Delfine sind in den vergangenen Wochen an der türkischen und bulgarischen Schwarzmeerküste gestrandet. Auch bei den Schweinswalen ist die Zahl der Totfunde deutlich gestiegen. Besteht ein Zusammenhang mit den militärischen Aktivitäten von Kriegsschiffen vor der Küste der Ukraine?
weiterlesen