Frankreich: Delfine sterben zu Tausenden

Aussterben vorprogrammiert: Der Beifang von Gemeinen Delfinen im Golf von Biskaya muss reduziert werden
Wann wird die französische Regierung endlich Maßnahmen gegen das massenhafte und durch die Fischerei hervorgerufene Delfinsterben an der Atlantikküste unternehmen? Dass die Meeressäuger als Beifang einen qualvollen Tod erleiden, anschließend über Bord geworfen und oftmals stark verstümmelt an Land gespült werden, ist hinlänglich bekannt. Eine 500.000-fach unterzeichnete Petition soll die Regierung um Emmanuel Macron zum Umdenken bewegen.
Gerade im Winter häuft sich die Zahl der Delfin-Kadaver, die an den französischen Stränden gefunden werden. Schuld ist in erster Linie die Fischerei, die im Atlantik nach Wolfsbarsch oder Seehecht fischt. Als Beifang gelangen unzählige Delfine in die Netze, die hier größtenteils qualvoll ertrinken. Nachdem sie an Bord der Schiffe aus den Netzen geholt wurden, werden sie zurück ins Wasser geworfen. Die an die Strände gespülten Kadaver zeugen vom grausamen Schicksal der Meeressäuger: Einerseits in Form von Einschnitten in der Haut, verursacht durch die dünnen Netze der Fischer. Andererseits – bei Obduktionen – durch Schaum in den Lungen, der von zerstörten Alveolen stammt. Eine Folge des Todes durch das Ertrinken.
Berechnungen der Tierschutzorganisation Sea Shepherd haben ergeben, dass jährlich bis zu 10.000 Gemeine Delfine im Golf von Biskaya sterben, nachdem sie in Fischernetzen gefangen wurden. Wenn seitens der Regierung nichts unternommen wird, könnten die Delfine in diesen Gewässern in rund 20 Jahren ausgestorben sein. Manch einem Fischer würde das Szenario in die Hände spielen, schließlich konkurrieren sie seit Jahrzehnten mit den Delfinen um Barsche und Seehechte.
Petition: 500.000 Europäer unterzeichnen gegen den Beifang von Delfinen
Damit es nicht soweit kommt, haben mehrere europäische Tierschutzverbände der französischen und spanischen Regierung während des „One Ocean Summit“ eine von 500.000 europäischen Bürgern unterzeichnete Petition gegen den Beifang von Delfinen übergeben. Ziel ist es, per Gesetz schnelle Abhilfe durch Fangverbote zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Gebieten durchzusetzen.
Wir fordern, dass sich die französische Politik endlich dem Delfinsterben vor ihrer eigenen Haustür annimmt bzw. dieses beendet. Die GRD dokumentierte als erste deutsche Delfinschutzorganisation bereits 1997 die Delfinmassaker im Golf von Biskaya. Seitdem fordern wir – wie andere Organisationen aus ganz Europa auch – von der EU-Kommission, ihren Worten endlich Taten folgen zu lassen.

Bereits im Jahr 1997 dokumentierte Biologin Denise Wenger für die GRD die Delfinmassaker im Golf von Biskaya.
© Angelika Gebhard
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