Schweinswale in Nord- und Ostsee: Sterblichkeit auf hohem Niveau

Aktuelles „Totfundmonitoring“ bestätigt den besorgniserregenden Zustand der Schweinswal-Populationen an Deutschlands Küsten

Der Bestand einer Population gilt als bedroht, wenn die Anzahl unnatürlicher Todesursachen über einem bestimmten Schwellenwert liegt. Dies trifft laut Prof. Ursula Siebert vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) für die Schweinswale in Nord- und Ostsee klar zu.

218 tote Schweinswale binnen eines Jahres

Der aktuelle Bericht des ITAW zum „Totfundmonitoring“ des Jahres 2022 zeigt erschreckende Ergebnisse. Es wurden 218 tote Schweinswale (Phocoena phocoena) an den Küsten von Schleswig-Holstein gefunden, davon stammen 117 Tiere von der Ostseeküste und 101 Wale von der Nordsee. Von diesen Funden wurden 20 Tiere genauer untersucht.

Schweinswale haben eine natürliche Lebenserwartung von über 20 Jahren. Von den gefundenen Tieren wiesen die meisten Tiere allerdings ein Lebensalter von weniger als zehn Jahren auf, was auf einen unnatürlichen Tod hindeutet. Folgende Todesursachen wurden festgestellt:

  • Infektionskrankheiten wie Parasitenbefall oder Lungenentzündung
  • Beifang
  • Verdacht auf akustisches und stumpfes Trauma

Verteilung der Walfunde in Nord- und Ostsee im Jahr 2022. (Grafik: ITAW)

Die Ergebnisse der Untersuchungen bestätigen die bedrohliche Situation der Schweinswale in Nord- und Ostsee, auf welche die GRD kontinuierlich hinweist. Die anthropogenen Belastungen durch Fischerei, Unterwasserlärm, Nähr- und Schadstoffeinträge etc. in Nord- und Ostsee sind zu hoch und tragen einen großen Anteil zur hohen Sterblichkeit bzw. der zum Teil geringen Lebenserwartung der Tiere bei.

Es muss dringend gehandelt werden!

Die GRD fordert daher die Reduzierung der menschenverursachten Bedrohungen für die Wale und setzt sich für wirksame Schutzgebiete ein. Ein Schritt in die richtige Richtung wäre die Einrichtung eines Nationalparks Ostsee nach dem Vorbild der Nationalparks Wattenmeer.

Einteilung der untersuchten Schweinswale aus Nordsee (n=7) und Ostsee (n=13) nach Geschlecht und Alter im Jahr 2022. (Grafik: ITAW)

l

Weitere Artikel

Die Faszination Meer erlebbar machen – für alle Kinder

Die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) hat es sich seit der Gründung vor fast 35 Jahren zur Aufgabe gemacht, das Bewusstsein für die Bedrohung unserer Meere zu schärfen und mit durch Aufklärung einen nachhaltigen Beitrag zum Meeresschutz zu leisten. Damit dieser Gedanke schon die Jüngsten erreicht, hat das GRD-Team den Workshopdas Projekt „Für MEER Inklusion“ ins Leben gerufen – ein Erlebnisangebot für Kinder mit und ohne Handicap. Jüngst fand die erste Veranstaltung an der Münchner Montessori-Schule (Aktion Sonnenschein) statt, wo rund 120 Grundschüler:innen an interaktiven Sinnesstationen spielerisch in die faszinierende Welt der Ozeane eintauchten. Im Mittelpunkt standen die Bedeutung gesunder Meere und der Schutz bedrohter Meeressäuger – lebendig, greifbar und mit jeder Menge Spaß am Entdecken.

weiterlesen

DWA-Team absolviert Rettungstraining für Meeressäuger bei BDMLR

Ein vierköpfiges Team von Dolphin Watch Alliance reiste kürzlich ins britische Newquay (Cornwall), um den Marine Mammal Medic Course bei der renommierten Organisation British Divers Marine Life Rescue (BDMLR) zu absolvieren. Unter fachkundiger Anleitung erhielten unsere Projektpartner:innen eine fundierte Ausbildung im Umgang mit gestrandeten und verfangenen Walen, Delfinen und Schweinswalen. Doch wie und wann kann dieses neu erworbene Wissen eines Tages vielleicht das Leben von Delfinen im Roten Meer retten?

weiterlesen

Sichtungen und Totfunde 2024: Deutlicher Rückgang von tot aufgefunden Adria-Delfinen

Im Jahr 2021 verzeichnete die Tiermedizinische Fakultät Zagreb noch 28 verstorbene Delfine an der kroatischen Küste – im vergangenen Jahr waren es weniger als die Hälfte. Zwar ist nicht auszuschließen, dass einige Kadaver unentdeckt blieben, dennoch weckt der rückläufige Trend Hoffnungen auf eine stabile Populations-Entwicklung der letzten rund 220 Adria-Delfine.

weiterlesen

Spendenkonto

Gesellschaft zur Rettung der Delphine
SozialBank AG
IBAN:
DE09 3702 0500 0009 8348 00
BIC:
BFSWDE33XXX

Ihre Spenden, Patenschafts- und Förderbeiträge sind steuerlich absetzbar.

Ihre Hilfe kommt an

Die GRD ist als gemeinnützig und
besonders förderungswürdig anerkannt.

Zum Newsletter anmelden

Bitte tragen Sie Ihre E-Mail-Adresse ein.

Vielen Dank für Ihr Abonnement!