Walzählung gestartet: Welche und wie viele Delfine und Wale leben in europäischen Gewässern?

Auf 1,4 Mio. Quadratkilometern werden über sechs Wochen zehntausende Meeressäuger gezählt
In den kommenden Wochen erfassen Forscher die aktuellen Kleinwalbestände in der Nordsee und den angrenzenden europäischen atlantischen Gewässern. Denn: Um Meeressäuger schützen zu können, muss erfasst werden, welche Walarten in welcher Anzahl in welchen Gewässern leben.
Walzählung unabdingbar für den Schutz der Meeressäuger
Unterwasserlärm, Beifang, Meeresverschmutzung, Schifffahrt und der Verlust von Lebensraum sind nur fünf von vielen Gefahren, die Kleinwale in den europäischen Gewässern bedrohen. Für ihren Schutz bilden repräsentative Daten und Schätzungen zur Gesamtpopulation eine wichtige Basis. Nur mit belastbaren Datensätzen können beispielsweise Managementrichtlinien sowie Folgenabschätzungen für Offshore-Industrie, Schifffahrt und Fischerei erhoben werden.
3 Personen pro Flugzeug zählen zehntausende Meeressäuger
Aus diesem Grund fliegen derzeit acht Teams ein Forschungsgebiet von 1,4 Millionen Quadratkilometern ab. Es reicht vom südlichen Norwegen bis zur Straße von Gibraltar und erstreckt sich bis zu den Gewässern westlich von Schottland. Eingesetzt werden speziell für Meeresbeobachtungen geeignete Leichtflugzeuge, die lediglich in einer Höhe von 183 Metern und einer Geschwindigkeit von 185 Kilometern pro Stunde fliegen.
In jedem Flugzeug befindet sich ein Team von drei Forschenden: Die beiden sogenannten Observer erledigen die eigentliche Beobachtungsaufgabe. Dafür sind die Flugzeuge mit runden, konvexen Fenstern ausgestattet, die ihnen einen freien Blick auf das Meer unter dem Flugzeug ermöglichen. Die dritte Person erfasst alle von den Beobachtenden übermittelten Daten mit einer Datenerfassungssoftware.
Das Forschungsgebiet wurde von der TiHo Hannover exakt eingeteilt.
Die vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover koordinierte Bestandserfassung ist die vierte ihrer Art seit 1994. Erste Schätzungen und Ergebnisse der sechswöchigen Aktion werden im kommenden Jahr bekanntgegeben. Die bisherigen drei Erfassungen ergaben, dass in dem untersuchten Gebiet etwa 1,5 Millionen Meeressäuger leben. Mit Abstand am häufigsten tummelt sich der Schweinswal im europäischen Atlantik: Fast eine halbe Million dieser eng mit den Delfinen verwandten Wale leben hier. (Lesetipp: Meeresschutz in der Ostsee: Der Schweinswal kann leicht aufatmen)
Foto oben: Für die Zählung blickt einer der Observer aus dem Bubble-Fenster des Leichtflugzeugs. (Credit: Nino Pierantonio)
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