Walzählung gestartet: Welche und wie viele Delfine und Wale leben in europäischen Gewässern?

von | 7. August 2022 | News - Delfine

Auf 1,4 Mio. Quadratkilometern werden über sechs Wochen zehntausende Meeressäuger gezählt

In den kommenden Wochen erfassen Forscher die aktuellen Kleinwalbestände in der Nordsee und den angrenzenden europäischen atlantischen Gewässern. Denn: Um Meeressäuger schützen zu können, muss erfasst werden, welche Walarten in welcher Anzahl in welchen Gewässern leben.

Walzählung unabdingbar für den Schutz der Meeressäuger

Unterwasserlärm, Beifang, Meeresverschmutzung, Schifffahrt und der Verlust von Lebensraum sind nur fünf von vielen Gefahren, die Kleinwale in den europäischen Gewässern bedrohen. Für ihren Schutz bilden repräsentative Daten und Schätzungen zur Gesamtpopulation eine wichtige Basis. Nur mit belastbaren Datensätzen können beispielsweise Managementrichtlinien sowie Folgenabschätzungen für Offshore-Industrie, Schifffahrt und Fischerei erhoben werden.

3 Personen pro Flugzeug zählen zehntausende Meeressäuger

Aus diesem Grund fliegen derzeit acht Teams ein Forschungsgebiet von 1,4 Millionen Quadratkilometern ab. Es reicht vom südlichen Norwegen bis zur Straße von Gibraltar und erstreckt sich bis zu den Gewässern westlich von Schottland. Eingesetzt werden speziell für Meeresbeobachtungen geeignete Leichtflugzeuge, die lediglich in einer Höhe von 183 Metern und einer Geschwindigkeit von 185 Kilometern pro Stunde fliegen.

In jedem Flugzeug befindet sich ein Team von drei Forschenden: Die beiden sogenannten Observer erledigen die eigentliche Beobachtungsaufgabe. Dafür sind die Flugzeuge mit runden, konvexen Fenstern ausgestattet, die ihnen einen freien Blick auf das Meer unter dem Flugzeug ermöglichen. Die dritte Person erfasst alle von den Beobachtenden übermittelten Daten mit einer Datenerfassungssoftware.

Facebook

Mit dem Laden des Beitrags akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Facebook.
Mehr erfahren

Beitrag laden

Das Forschungsgebiet wurde von der TiHo Hannover exakt eingeteilt.

Facebook

Mit dem Laden des Beitrags akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Facebook.
Mehr erfahren

Beitrag laden

Die vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover koordinierte Bestandserfassung ist die vierte ihrer Art seit 1994. Erste Schätzungen und Ergebnisse der sechswöchigen Aktion werden im kommenden Jahr bekanntgegeben. Die bisherigen drei Erfassungen ergaben, dass in dem untersuchten Gebiet etwa 1,5 Millionen Meeressäuger leben. Mit Abstand am häufigsten tummelt sich der Schweinswal im europäischen Atlantik: Fast eine halbe Million dieser eng mit den Delfinen verwandten Wale leben hier. (Lesetipp: Meeresschutz in der Ostsee: Der Schweinswal kann leicht aufatmen)

Foto oben: Für die Zählung blickt einer der Observer aus dem Bubble-Fenster des Leichtflugzeugs. (Credit: Nino Pierantonio) 

l

Weitere Artikel

Schwarzdelfine bevorzugt: Wichtige Erkenntnisse zum Jagdverhalten von Orcas im Humboldtstrom

Erstmals ist es Wissenschaftler:innen gelungen, eine bis dato weitgehend unbekannte Population von Orcas vor der chilenischen Küste zu erforschen – insbesondere hinsichtlich ihres Jagdverhaltens. Die Beobachtungen deuten darauf hin, dass diese Orcas außergewöhnlich geschickte Säugetierjäger sind, die Delfine attackieren und ihre Beute anschließend untereinander aufteilen. Dies könnte darauf hindeuten, dass sie zum Ökotyp Typ A gehören – ein potenziell wichtiges Puzzlestück für das Verständnis und die Erhaltung der Orca-Populationen in der südlichen Hemisphäre.

weiterlesen

Meeresraumplanung in der Nordsee: Gibt es noch Platz für die Schweinswale?

Die Schweinswale in der Nordsee sind gefährdet – was nicht verwundert, denn der Nutzungsdruck auf unser heimisches Meer ist enorm. Ob als Nahrungsquelle, zur Energiegewinnung, zum Rohstoffabbau, als Verkehrsnetz, für Freizeit und Tourismus – die Liste ist lang und ließe sich leicht fortsetzen. Die entscheidende Frage ist: Können die vielfältigen und zum Teil miteinander konkurrierenden Interessen in Einklang gebracht werden, ohne dass der Naturschutz und damit auch die Schweinswale auf der Strecke bleiben? Da diese Frage elementar für die Zukunft des Schweinswals ist, haben wir Sebastian Unger, Meeresbeauftragter der Bundesregierung, und Lothar Koch, Biologe und Naturschützer, um ihre Einschätzung in Form eines Interviews gebeten.

weiterlesen

Interview mit Lothar Koch, Biologe und Naturschützer

Sebastian Unger ist der erste Meeresschutzbeauftragter der deutschen Bundesregierung. Mit seiner Ernennung im September 2022 will die Bundesregierung die wachsende Bedeutung des Meeresschutzes und die Führungsrolle, die Deutschland dabei einnehmen will, unterstreichen. Die GRD befragte den 48-jährigen Meeresbiologen zu den bedrohten Schweinswalen vor den deutschen Küsten und zur Rolle des Walschutzgebietes vor Sylt.

weiterlesen

 

 

 

Spendenkonto

Gesellschaft zur Rettung der Delphine
SozialBank AG
IBAN:
DE09 3702 0500 0009 8348 00
BIC:
BFSWDE33XXX

 

 

 

Ihre Spenden, Patenschafts- und Förderbeiträge sind steuerlich absetzbar.

Ihre Hilfe kommt an

Die GRD ist als gemeinnützig und
besonders förderungswürdig anerkannt.

Zum Newsletter anmelden

Bitte tragen Sie Ihre E-Mail-Adresse ein.

Vielen Dank für Ihr Abonnement!