Delfinsterben im Golf von Biskaya: Französische Regierung ist endlich zum Handeln gezwungen

Fischereigebiete müssen temporär geschlossen werden
Die Meldungen von gestrandeten Kadavern an der französischen Atlantikküste rissen in jüngster Vergangenheit nicht ab. Über 900 Gemeine Delfine, Große Tümmler und Schweinswale wurden seit Jahresbeginn angespült. Endlich greift der französische Staatsrat ein und zwingt die Regierung, ein Fischereiverbot umzusetzen. Kommt diese Maßnahme zu spät?
10.000 Beifang-Opfer pro Jahr – mindestens
Am Montag, 20. März 2023, hat der französische Staatsrat die Regierung von Emmanuel Macron angewiesen, gefährdete Delfine und Schweinswale vor der Küste besser zu schützen. Genauer: Frankreichs oberstes Verwaltungsgremium gibt der Regierung eine Frist von sechs Monaten, um die Fischereigebiete im Golf von Biskaya für angemessene Zeiträume zu schließen. Auf diese Weise soll die Zahl der Beifang-Todesfälle endlich begrenzt werden. Außerdem wurden die Regierungsbeamten aufgefordert, eine zuverlässige Schätzung der jährlichen Zahl von unbeabsichtigten Beifängen zu erstellen.

Mit dieser Entscheidung reagierte der Staatsrat auf die Proteste verschiedener Umweltverbände und zwingt die französische Regierung zum Handeln. Diese hatte trotz der gewaltigen Todesrate – Schätzungen gehen von jährlich 10.000 getöteten Delfinen und Schweinswalen an den französischen Küsten aus – in der Vergangenheit nur halbherzige Maßnahmen zum Schutz der Tiere veranlasst. Sie zielten in erster Linie auf Vergrämung ab – was sich allerdings als unzulänglich für die Problematik im Golf von Biskaya erwies.
Tod durch Ertrinken in bis zu 50 Meter langen Netzen
Allein seit Jahresbeginn wurden über 900 tote Meeressäuger an die französische Küste geschwemmt. Die Kadaver weisen darauf hin, dass die Tiere durch Fischernetze, Fischereiausrüstung oder Schiffsschrauben verletzt wurden. Die Delfine und Schweinswale nähern sich insbesondere kurz vor Frühlingsbeginn den Küsten, um nach Nahrung zu suchen. Dort treffen sie auf industrielle Schiffe, in deren bis zu 50 Kilometer langen Netzen sie oftmals als Beifang ertrinken.
Der Staatsrat begründet die Entscheidung für Verbote damit, dass die derzeitigen Maßnahmen nicht ausreichen, um den Erhalt der Kleinwalarten zu gewährleisten, von denen der Gemeine Delfin und der Gemeine Schweinswal zumindest regional vom Aussterben bedroht sind. Umweltverbände fordern ein dreimonatiges Fischereiverbot im Winter sowie einen Monat im Sommer, um das Aussterben der Populationen zu verhindern.
Die GRD, die als erste deutsche Delfinschutzorganisation bereits 1997 die Delfinmassaker im Golf von Biskaya dokumentierte, begrüßt die jüngste Entscheidung des französischen Staatsrats. Jetzt ist die Regierung um Staatspräsident Emmanuel Macron endlich gefordert, zielführende Maßnahmen zu ergreifen, um dem Massensterben von Delfinen und Schweinswalen ein Ende zu bereiten.
Weitere Artikel
GRD übergibt 24.144 Unterschriften gegen Delfinschlachtungen
Aus Tradition töten Japaner und Färinger jedes Jahr zu Hunderten intelligente Delfine und verwandeln die Buchten regelmäßig in blutige Schlachthäuser. Gegen diese grausame Praxis protestierten am World Dolphin Day (Freitag, 12. September) auf Initiative der Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) in Berlin zahlreiche Demonstrant:innen. Im Rahmen dieser Aktion übergab die GRD über 24.000 Unterschriften gegen das Töten an die Botschaften von Dänemark und Japan. Mit einer symbolischen Blutspur zwischen den Botschaften machten die Teilnehmenden zusätzlich auf die Schlachtungen aufmerksam.
weiterlesenIsar-Clean-Up: 26,7 Kilogramm Müll pro Kilometer
Zum fünften Mal in Folge fand das Isar Clean-Up der Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD), Voice of the seas und ColorSwell statt. Am 7. September sammelten ca. 30 Freiwillige zwischen Wittelsbacher- und Corneliusbrücke Plastik, Kronkorken, Zigarettenkippen und weiteren Abfall. Seit 2021 wurden so bereits über 200 Kilogramm Müll vom Ufer der Isar entfernt, darunter mehr als 90.000 Zigarettenfilter, die potenziell rund 5,5 Millionen Liter Wasser hätten verunreinigen können.
weiterlesenAdria: Mehrere tote Delfine binnen weniger Tage
Innerhalb weniger Tage wurden in der kroatischen Adria drei tote Delfine gefunden – in der Nähe der Pelješac-Brücke, südlich von Split bei Šolta und Brač sowie bei den Kornaten-Inseln. Die Fundorte liegen über 200 Kilometer auseinander, doch die zeitliche Häufung lässt uns aufhorchen. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen.
weiterlesen