Finnwal-Projekt: Doppelter Grund zur Freude
Einerseits schwierige Bedingungen für den Finnwal, andererseits Freude über Nachwuchs
An der katalanischen Küste ziehen jedes Jahr im Zeitraum von Februar bis Juni die zweitlängsten Meeressäuger unseres Planeten vorbei: Finnwale. Erforscht werden die Meeressäuger im Iberischen Meer von unseren Projektpartner:innen der gemeinnützigen NGO EDMAKTUB. Sie stellten in diesem Jahr ein verändertes Verhalten der Wale infolge der großen Trockenheit vor und auf der iberischen Halbinsel fest. Es gab aber auch Grund zur Freude infolge der Sichtungen von zwei Finnwal-Kälbern.
Finnwal-Phänomen vor der spanischen Ostküste
Der Finnwal kann bis zu 24 Meter lang werden und ist damit die größte Art, die im Mittelmeer vorkommt. Es handelt sich um ein faszinierendes, intelligentes Wesen, das in sozialen Gruppen lebt. Über das Verhalten der Meeressäuger ist aber bisher nur wenig bekannt. Hier setzt die Organisation EDMAKTUB an: Seit 2013 führt die NGO das „Finnwal-Projekt“ als Langzeitstudie durch, um das Wissen über die Präsenz der vom Aussterben bedrohten Art vor der katalanischen Küste zu vergrößern und den Schutz dieser Meeressäuger zu fördern.
Unsere Projektpartner:innen starteten im März mit ihrer diesjährigen Forschungsarbeit und legten in den ersten vier Wochen 1.340 Kilometer auf dem Forschungskatamaran „Maktub“ zurück, um Finnwale zu sichten. Erste Feststellung: Die große Trockenheit an der spanischen Ostküste führte dazu, dass die gesichteten Tiere ein anderes Verhalten als in den Vorjahren an den Tag legten.
Das Expeditionsschiff Maktub ist zur Finnwalforschung vor der katalanischen Küste unterwegs.
Es ähnelte einer Erkundungstour – die Finnwale suchten nach Nahrung, fanden diese aber nicht. Sie bewegten sich unkoordiniert und verbrachten insgesamt weniger Zeit im Beobachtungsgebiet als in den Vorjahren. Der Grund: Krill und Ruderfußkrebse bilden eine wichtige Nahrungsquelle für die Meeressäuger, doch ihr Vorkommen war nach Aussage von EDMAKTUB durch fehlenden Regen in diesem Jahr gering. (Lesetipp: Unterwegs mit Finnwalen – „Momente, die in meinem Herzen unvergessen bleiben“)
Erste Sichtung eines Kalbes seit sechs Jahren
Im April sichtete das Team von EDMAKTUB das zweite Kalb dieses Jahres.
Insgesamt neun Wale wurden im Laufe des ersten Beobachtungsmonats gesichtet, von denen sieben nach Abgleich mit der Datenbank identifiziert werden konnten. Am 21. März erlebte das Team dann etwas ganz Besonderes: Vor Tarragona wurde eine Finnwal-Dame mit ihrem Kalb gesichtet. Besonders deshalb, da das Forschungsteam um Eduard Degollada seit 2017 keinen Nachwuchs mehr zu Gesicht bekommen hatte. Dies führte zur Besorgnis. Im April hat sich die Freude dann quasi verdoppelt, als ein weiteres Muttertier mit Kalb entdeckt wurde. Letzteres war sogar noch etwas jünger.
Obwohl die Sichtungen auch im April verhältnismäßig gering waren, stieg die Zahl auf insgesamt 33 Wale, von denen 24 Wale identifiziert werden konnten. Zudem gelang es EDMAKTUB, Finnwale bei der Nahrungsaufnahme in Oberflächennähe zu entdecken und es zu dokumentieren, obwohl sie etwa 18 bis 28 Kilometer von der Küste entfernt waren, anstatt der neun bis 15 Kilometer, wie es zu diesem Zeitpunkt der Saison normal gewesen wäre.
Delfine gehen auf Tuchfühlung
Während der Ausfahrten gab es zahlreiche Sichtungen anderer Cetaceen wie Streifendelfine, Große Tümmler oder Risso-Delfine. Der Streifendelfin ist dabei die mit Abstand am häufigsten vorkommende Art im Untersuchungsgebiet: 1.644 Tiere wurden gesichtet, die mitunter in enger Formation mit Finnwalen zusammen schwammen und jedes Mal, wenn ein Wal auftauchte, ein geradezu enthusiastisches Verhalten an den Tag legten (siehe nebenstehendes Video).
So könnt ihr helfen:
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