The Ocean Cleanup deckt auf: Im Pazifik wimmelt es von Plastikmüll aus der Fischerei

Fünf Fischereinationen maßgeblich verantwortlich
Eine neue Studie, die von Boyan Slat, dem niederländischen Gründer der Initiative The Ocean Cleanup zusammen mit der Universität Wageningen kürzlich in dem Journal Scientific Reports veröffentlich wurde, zeigt: Der Plastikmüll des Great Pacific Garbage Patch setzt sich überwiegend aus Plastikmüll der Fischerei zusammen. Doch woher stammen die ganzen Plastikteile?
The Ocean Cleanup
Boyan Slat hat sich mit seiner im Jahr 2013 ins Leben gerufenen Initiative The Ocean Cleanup zum Ziel gesetzt, die Ozeane von Plastikmüll zu befreien. Insbesondere der große Müllstrudel namens The Great Pacific Garbage Patch lag im Fokus seines Interesses. Nach großen und lang andauernden Startschwierigkeiten, verbunden mit horrenden Projektkosten von weit über 51 Millionen Dollar, erntete das Projekt enorme internationale Kritik. Insbesondere die Fragen nach Sinnhaftigkeit, Effektivität und Nachhaltigkeit wurden laut. Wir teilen die Beanstandungen. Heute gelingt es den Initiatoren, den Plastikmüll aus dem gigantischen Müllstrudel zu fischen.

System 003 | © The Ocean Cleanup
The Great Pacific Garbage Patch
Plastikmüll gilt als ubiquitär und wir finden ihn mittlerweile sowohl in den alpinen Regionen als auch in der Tiefsee. Doch die größte Ansammlung an Plastikteilen tummelt sich in dem größten Müllstrudel der Welt: dem Great Pacific Garbage Patch. Diese Plastikinsel, die im Nordpazifik zwischen Kalifornien und Hawaii gelegen ist, bedeckt eine Fläche von rund 1,6 Millionen Quadratkilometern. In diesem Müllstrudel sollen sich nach Schätzungen von ForscherInnen 1,8 Billionen Plastikteile tummeln, die ein Gewicht von insgesamt 80.000 Tonnen zusammenbringen.
Mit ihrem Müllsammler System 001/B 2019 gelang es dem Team von The Ocean Cleanup Plastikmüll aus dem Great Pacific Garbage Patch zu fischen und ihn anschließend an Land zu bringen. Gemeinsam mit der Universität Wageningen hat man die aus dem Müllstrudel geborgenen Plastikteile analysiert: Schon länger ist bekannt, dass etwa 46 Prozent des Plastikmülls in den Ozeanen aus Fischernetzen bestehen. Da es kaum möglich ist bei den Fischernetzen das Herkunftsland auszumachen, wurden die Netze und Fischerseile in dieser Untersuchung nicht berücksichtigt.

Der Great Pacific Garbage Patch ist 1,6 Millionen Quadratkilometer groß | ©The Ocean Cleanup
Analyse des Plastikmülls
Für die Wissenschaftler war vor allem das Makroplastik von Interesse, um auf die Herkunft des Plastikmülls Rückschlüsse ziehen zu können. Also Hartplastikteile, die eine Größe von fünf Zentimetern überschritten. 6.000 Objekte, die insgesamt 547 Kilogramm wogen, wurden näher untersucht. Alle noch zu identifizierbaren Teile sortierte man weiter in verschiedene Kategorien ein, die Herkunft, das Alter und die Art des Objekts bestimmen. Einen Nachweis der Herkunft lieferten Informationen auf den Teilen, wie Sprache, Text, Firmenname oder Logo. Bei zwei Drittel aller Teile handelte es sich um Bojen, Schwimmer, Kisten, Aalfallen und Eimer, die aus der Fischindustrie stammten, auf See verloren gingen und nicht über die Flüsse eingetragen wurden.
Fünf große Fischereinationen waren maßgeblich verantwortlich: Etwa 34 Prozent der Objekte stammten aus Japan, 32 Prozent aus China, 10 Prozent von der koreanischen Halbinsel und etwa 7 Prozent aus den USA, danach folgte Taiwan.

Ergebnis der Analyse der Hartplastikteile nach ihrem Herkunftsland | © The Ocean Cleanup

Aus dem Great Pacific Garbage Patch geborgener Plastikmüll | © The Ocean Cleanup
Es zeigt sich damit einmal mehr, dass die Industrielle Fischerei maßgeblich für die Verschmutzung der Meere verantwortlich ist. Es müssen dringend politische Lösungen gefunden werden, um den Eintrag an Plastikmüll durch die Fischerei zu stoppen! An dieser Stelle möchten wir Verbraucherinnen und Verbraucher abermals bitten ihren Konsum an Meeresfischen oder Meeresfrüchten zu hinterfragen. Vielen Dank!
Weitere Artikel
Tragischer Delfin-Unfall im mexikanischen Hotel-Pool
Ein verstörendes Video zeigt den Moment, in dem ein Delfin während einer Show im Barceló Maya Grand Resort in Mexiko aus dem Wasser springt und mit voller Wucht auf den Betonrand zwischen zwei Becken aufschlägt. Der Vorfall sorgt weltweit für Entsetzen und rückt die grausamen Bedingungen in Delfinarien einmal mehr in den Fokus.
weiterlesenMit Geisternetzen: Tischler:innen aus NRW setzen kreatives Zeichen für den Meeresschutz
Tischler:innen aus Nordrhein-Westfalen haben eine innovative Möglichkeit gefunden, um auf die Gefahr von Geisternetzen in den Meeren aufmerksam zu machen: Aus der Ostsee geborgene Fischernetze verwandelten sie in nachhaltige Spendenobjekte. Die Initiative entstand in Zusammenarbeit mit der GRD und wurde erstmals im Dezember beim „WDR2-Weihnachtswunder“ in Paderborn vorgestellt. GRD-Vorsitzender Sigmar Solbach freut sich über das Engagement der Handwerker und ihre pfiffigen Ideen.
weiterlesenChina: Die Delfinarien-Industrie wächst und wächst und wächst
Chinas Delfinarien-Industrie expandiert in rasantem Tempo. Bis Juli 2024 existierten 101 Einrichtungen mit gefangenen Meeressäugern wie Delfinen und Walen, und weitere elf befinden sich im Bau. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 zählte China noch „nur“ 39 aktive Delfinarien. Diese Entwicklung steht im krassen Gegensatz zu vielen Ländern, in denen die Haltung von Meeressäugern in Gefangenschaft zunehmend abgelehnt wird, sei es Frankreich, Großbritannien oder Kanada.
weiterlesen