Wie wir Plastikmüll erfolgreich bekämpfen

von | 14. Dezember 2018 | News - Meeresverschmutzung

Konkrete Schritte gegen die Vermüllung der Ozeane

Nach ersten Tests des mit über 35 Millionen Dollar und 75 Mitarbeitern mit sehr breiter Brust daher kommenden The Ocean Cleanup Projekts des Niederländers Boyan Slat macht sich Ernüchterung breit. Das etwa 600 Meter lange Cleanup-Rohr, das in einem langgezogenen Bogen an der Wasseroberfläche schwimmt, fängt kein herumschwimmendes Plastik ein. Es fängt nichts. Während das hochgejazzte Ocean Cleanup droht, ein teurer Flop zu werden, setzen wir mit unseren Partnern und vergleichsweise minimalen Mitteln effektive Maßnahmen gegen die Plastikvermüllung der Meere um. Plastikmüll erfolgreich bekämpfen? Das geht!

Paracas-Halbinsel, Peru: Projekt Weniger Plastik - MEER Leben

In Entwicklungs- und Schwellenländern mangelt es überall an Recycling- und Müllsammelsystemen. Verpackungsmaterial aus Plastik, Flaschen oder Tüten aus Plastik, alles wird vielerorts achtlos in der Umwelt „entsorgt“. Dies war auch ein großes Problem auf der Paracas-Halbinsel. Die beiden „National Nature Reserves“ sind eine große Touristenattraktion. Jedes Jahr besuchen über Hunderttausend Touristen die Halbinsel. Und noch vor wenigen Jahren säumte weggeworfener Plastikmüll Straßen und Strände.

Plastikmüll eingedämmt – Recyclinginitiativen gestartet

Hauptgefährdungsfaktoren für die Paracas-Delfine und generell alle Meeressäuger entlang der über 2 400 km langen Küste von Peru sind vor allem der Rückgang der Nahrung durch Überfischung, Beifang in Fischernetzen sowie Meeresverschmutzung mit Plastik. Deshalb förderten wir gemeinsam mit Schweinswale e.V., dem Hand in Hand-Fonds der Rapunzel Naturkost AG und der Deutschen Umwelthilfe mehrere Anti-Plastikkampagnen unserer Projektpartner von ACOREMA.

Foto: Angela Ziltener

Plastikmüll erfolgreich bekämpfen auf der Paracas-Halbinsel in Peru

Heute sind die Strände bei Pisco auf der Paracas-Halbinsel weitgehend frei von Plastikmüll, werden gesäubert und überall stehen Abfalleiner und Mülltonnen, damit Touristen und Einwohner ihren Müll nicht in die Umwelt werfen. Doch Plastikmüll ist nach wie vor ein großes Problem im ganzen Land. Straßenränder sind gesäumt von umherwehenden Plastikbeuteln und Plastikresten, die der Wind ins Meer weht.

Deshalb können wir auch hier nicht nachlassen und müssen weitere Kampagnen für Recycling und Verwendung von Mehrwegtaschen und –flaschen durchführen.

Umdenken unterstützen – Lösungen anbieten. Foto: ACOREMA

1000 Kampagnen-Baumwolltaschen und 1500 Ekotek-Taschen aus recyceltem Plastik wurden produziert. Foto: ACOREMA

Dominica verbietet Einfuhr von Einwegplastik ab 2019

Ein weiterer wichtiger Erfolg gegen Plastikmüll gelang auf Dominica: Die Regierung des kleinen Karibikstaates hat ab 2019 Einfuhr und Einsatz von Einwegplastik (Getränkebecher, Strohhalme, Einweggeschirr oder Styroporverpackungen) verboten. Damit wird sich der Eintrag von Plastikmüll, der von der Insel unkontrolliert ins Meer gelangt, erheblich verringern.

„Dreck-weg-Tage“ gegen Plastikmüll

Gemeinsam mit Pottwale e.V. vom Pottwalschutzprojekt Dominica fördern wir seit 2016 regelmäßig erfolgreiche und sehr beliebte Strandsäuberungsaktionen (beach cleaning days) für einheimische Schulklassen. Während der auch „Dreck-weg-Tage“ genannten Aktionen sammeln Schulklassen Müll an verschiedenen Stränden, bevor dieser durch Wind und Wellen ins Meer gelangt. Anschließend wird der gesammelte Plastikabfall professionell entsorgt.

Strandsäuberungsaktion: „Dreck-weg-Tage“ gegen Plastikmüll auf Dominica.

Die Strandsäuberungsaktionen stießen auf Dominica auf großes Interesse, Presse und örtliches Fernsehen berichteten. Schließlich beschloss die Regierung das Einfuhrverbot für Einwegplastik. Damit ist Dominica der erste Karibikstaat mit so derart weitgehenden Vorschriften zur Verringerung des Plastikmülls.

Geisternetze: Wir holen Sie aus den Meeren - Damit das Sterben eine Ende hat!

Geisternetze sind Reste zerstörter oder von Fischern nicht wiedergefundene bzw. weggeworfene Netze. Die bestehen meist aus extrem langsam verrottenden Kunststoffen und fangen fast endlos weiter. Fische, Krabben, Meeresschildkröten, Seevögel, Delfine, Haie und sogar Wale verheddern sich und sterben. Nach Schätzungen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) bestehen etwa zehn Prozent des Abfalls aus, der jedes Jahr in den Weltmeeren landet, aus Geisternetzen (640 000 Tonnen).

Irland: Mission "Stone & Pots"

2018 nahmen wir mit eigenen Tauchern an der Aktion “Stone & Pots” der Ghost Fishing Stiftung (GFS) vor der Westküste von Irland teil. 57 Hummerreusen, mehrere Hunderte Meter Taue und einige Geisternetze wurden vom Meeresgrund geholt. Viele Tiere konnten aus den herrenlosen Hummerfallen vor dem sicheren Tod gerettet werden.

Mission “Stone & Pots” – Erfolgreiche Meeressäuberungsaktion an der Westküste Irlands.

2019 sollen weitere gemeinsame Bergungsaktionen mit Ghost Fishing stattfinden – damit das Sterben ein Ende hat!

Ocean Cleanup – Nutzt nichts und schadet

Immerhin hat Ocean Cleanup bislang nicht die von vielen Experten wie vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel oder der Deutschen Stiftung Meeresschutz befürchteten negativen Auswirkungen auf das Ökosystem. Es wird zwar kein Plastik beseitigt, dafür sterben aber auch keine Fische und andere Meerestiere als Beifang. Das könnte sich ändern, wenn die Sammelarme des Ocean Cleanup Projekts auf das Neuston treffen: Lebende Inseln, die direkt an der Oberfläche im Meer treiben, voller Leben.

Grundsätzlich bleiben auch andere, wesentliche Kritikpunkte:

Der High-Tech-Aktionismus lenkt vom eigentlichen Problem ab – dass überhaupt erst so viel Kunststoffabfälle in die Ozeane gelangen. Hohe Summen wurden wahrscheinlich sinnlos verschwendet und sind verloren. Damit fehlen sie Projekten, die weltweit an der effektiven Beseitigung von Kunststoffabfällen arbeiten und Plastikmüll erfolgreich bekämpfen. Und die Hoffnungen unzähliger Menschen, dass Ocean Cleanup den Plastikmüll in den Ozeanen würde reduzieren können, wurden enttäuscht.

Plastian, der kleine Fisch
Eine traurige Wahrheit wird einfühlsam und kindgerecht in sehr schönen Bildern erzählt.
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Nach Informationen von:
Peru: Denise Wenger von Schweinswale e.V. & Julio Reyes von ACOREMA
Dominica: Andrea Steffen von Pottwale e.V.
Irland: Verena Platt-Till (GRD) & GhostFishing

Für saubere Meere!

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