Zum plötzlichen Tod von „Hvaldimir“, dem „Spionagewal“
Was wir über den Tod des Beluga "Hvaldimir" wissen
Einer der bekanntesten Wale der Welt ist tot. Gemeint ist „Hvaldimir“, ein Beluga, der vor fünf Jahren in skandinavischen Gewässern auftauchte und im Verdacht stand, für Russland zu spionieren. Ende August starb er – viel zu jung – vor der südwestnorwegischen Küste. Zur Todesursache wird derzeit spekuliert.
UPDATE vom 10. September 2024:
Anfang dieser Woche wurde der Autopsiebericht zum Tod von „Hvaldimir“ vorgelegt. Aus den Ergebnissen geht hervor, dass es keine Hinweise darauf gibt, dass „Hvaldimir“ erschossen wurde.In der Pressemitteilung der Polizei wird berichtet, dass in „Hvaldimirs“ Maul ein etwa 35 cm langer Stock entdeckt wurde. Dieser könnte das Tier bei der Nahrungsaufnahme behindert haben, was durch die Tatsache untermauert wird, dass sein Magen zum Zeitpunkt der Autopsie leer war.Wohlmöglich ist „Hvaldimir“ verhungert. Zudem: Es wurden laut Bericht des norwegischen Veterinärinstituts keine Hinweise auf eine Kugel oder eine entsprechende innere Verletzung gefunden.
Die Tierschutzorganisation NOAH ist mit den Informationen der Polizei an die Öffentlichkeit nicht zufrieden und der Meinung, dass die Pressemitteilung mehr Fragen aufwirft als sie beantwortet. In einem separaten Statement erklärte die Organisation nun, dass sie eine Belohnung für Informationen auslobt, die der Polizei helfen können, die Ermittlungen wieder aufzunehmen und den Fall zu lösen.
Vorgeschichte: Als „Hvaldimir“ am Polarkreis auftaucht
Als der helle, fast weiße Wal vor fünf Jahren erstmals im Norden Norwegens, etwa 300 Kilometer von der russischen Seegrenze entfernt, gesichtet wurde, trug er ein Geschirr mit einer kleinen Kamera. Auf dem Gurt war der Schriftzug „Equipment St. Petersburg“ zu lesen. Sein auffälliges Interesse an Menschen und seine Reaktionen auf Handzeichen ließen die norwegische Inlandsgeheimdienstbehörde vermuten, dass „Hvaldimir“ Teil eines russischen Forschungsprogramms war, bevor er in norwegische Gewässer gelangte.
Die russische Regierung äußerte sich nie zu diesen Vorwürfen. Hinlänglich bekannt ist aber, dass bereits seit dem Kalten Krieg die ehemalige Sowjetunion und die USA Meeressäuger wie Delfine und Wale für militärische Zwecke einsetzen. Die Tiere werden trainiert, Minen, U-Boote oder Taucher in der Nähe von Häfen zu orten. Kurze Zeit nach seiner Entdeckung erhielt der mutmaßliche Spionagewal den Namen „Hvaldimir“ – eine Kombination aus dem norwegischen Wort für „Wal“ und dem Namen des russischen Präsidenten Wladimir Putin. (Lesetipp: Bizarre Behauptung: Killer-Delfine im Auftrag von Militär und Geheimdiensten?)
The famous beluga whale Hvaldimir, believed to be a Russian spy, has died off the coast of Norway
— NEXTA (@nexta_tv) September 1, 2024
In 2019, a harness and a camera with Russian markings were discovered on the whale, and its lack of fear towards humans suggested it had been trained.
The cause of Hvaldimir's… pic.twitter.com/xHOYbJuvut
„Hvaldimir“ taucht mit “Spionage”-Equipment 2019 in Norwegen auf.
Ein Beluga wird zum Liebling der Norweger
In den folgenden drei Monaten blieb „Hvaldimir“ im Gebiet der Stadt Hammerfest, nahe des Polarkreises. Sein Gesundheitszustand war anfangs besorgniserregend, weshalb der Norwegian Orca Survey ihn durch Fütterung unterstützte. Nach einer Weile begann der Wal jedoch selbstständig zu jagen und fand genügend Beute. Im Juli 2019 verließ „Hvaldimir“ Hammerfest und zog entlang der norwegischen Küste südwärts. Trotz seiner neu gewonnenen Selbstständigkeit suchte er weiterhin aktiv den Kontakt zu Menschen – ein Verhalten, das wahrscheinlich auf seine Ausbildung in Russland zurückzuführen ist.
"Hvaldimir schwamm in die größte Walfangnation der Welt"
Die norwegische Bevölkerung verliebte sich schnell in den freundlichen Weißwal und ohne es zu beabsichtigen, lenkte dieser die Aufmerksamkeit auf den norwegischen Walfang. Viele Norweger berichteten in den Medien, dass sie aufgrund von „Hvaldimir“ aufgehört hätten, Walfleisch zu essen. Ric O’Barry, Gründer des Dolphin Project, bemerkte dazu: „Hvaldimir schwamm in die größte Walfangnation der Welt, und von diesem Moment an war sein Leben in Gefahr. Die norwegische Regierung bot ihm nie Schutz, und auch Prinz Haakon nicht, der von vielen unserer Unterstützer mit einem dringenden Appell zum Handeln kontaktiert wurde. Die Behörden überließen diese Aufgabe einigen engagierten Freiwilligenteams.“ (Lesetipp: Walfangquote in Norwegen wird erhöht)
Wie starb "Hvaldimir?" "Die Verletzungen am Wal sind alarmierend"
Derzeit lautet die große Frage, was zum Tod von “Hvaldimir” geführt hat, denn der Wal war schätzungsweise erst 15 Jahre alt. Für einen Beluga, dessen Lebenserwartung bis zu 80 Jahre betragen kann, kam sein Tod viel zu früh.
Obwohl der offizielle Autopsiebericht noch aussteht, deuten erste Erkenntnisse darauf hin, dass der Wal durch Schusswunden getötet wurde. Mehrere Tierärzte, Biologen und Ballistikexperten haben fotografische Beweise, einschließlich Nahaufnahmen von “Hvaldimirs” Verletzungen, geprüft. Ihre Bewertungen lassen kaum einen Zweifel daran aufkommen, dass der Tod des Wals auf eine Straftat zurückzuführen ist, was eine sofortige polizeiliche Untersuchung erforderlich macht. Entsprechende Anzeigen wurden eingereicht.
„Ich habe die letzten fünf Jahre mit ‘Hvaldimir’ verbracht und kenne ihn sehr gut. Als ich seinen Körper und die zahlreichen Verletzungen sah, wusste ich sofort, dass er durch Schüsse getötet worden war. Ich sah sogar eine Kugel in seinem Körper. Es besteht kein Zweifel daran, dass dieses freundliche, sanfte Tier sinnlos ermordet wurde”, erklärt Regina Haug, Gründerin von OneWhale.
Regina Haug, Gründerin von OneWhale, berührt “Hvaldimirs” Körper.
Gerechtigkeit für "Hvaldimir"
Angesichts des Verdachts auf ein Verbrechen ist es entscheidend, dass die norwegische Polizei und die Justiz schnell reagieren und die Täter ermitteln. Alle Fakten zu seinem Tod müssen ans Licht gebracht werden. Zusammen mit OneWhale und NOAH, Norwegens größte Tierschutzorganisation, fordert die GRD Gerechtigkeit für “Hvaldimir”. Jene, die Informationen zum Tod des freundlichen Beluga besitzen, müssen diese jetzt an die Behörden geben!
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