Projektreport Herbst 2020

Keine Hainetze seit mehr als 6 Monaten
Seit nun über einem halben Jahr sind Touristen-Strände an der Ostküste von Südafrika (Provinz KwaZulu-Natal) nicht mehr durch Hainetze „geschützt“. Das ist eine sehr gute Nachricht. Denn damit ist ein ganz wesentlicher Gefahrenherd für die vom Aussterben bedrohten Bleifarbenen Delfine (Sousa plumbea) gebannt. Und natürlich profitieren hiervon auch unzählige andere Meerestiere wie Indopazifische Große Tümmler, Meeresschildkröten, Haie und Rochen jeglicher Größe und Art, die in dem Gebiet leben.
Strände geöffnet oder doch nicht?
Vorgesehen war, dass nach dem Lockdown die Strände zum 1. Oktober wieder geöffnet sein sollten. Das hätte auch eine Rückkehr der Hainetze bedeutet. Doch daraus wurde nichts.
Zwar erklärte die Regierung die Strände für eröffnet, jedoch beharrt die Stadtverwaltung darauf, dass sie geschlossen bleiben. Die Strandnutzung ist also weiterhin nicht erlaubt, was aber weiterhin von den Menschen schlichtweg missachtet wird.

Strandnutzung einmal anders. Im Hintergrund das Lifeguard-Gebäude. Foto: David Savides
Im Lifeguard-Gebäude stürzt das Dach ein
Leider ist die WebCam am Newark-Strand bereits seit Anfang Oktober außer Funktion.
Der Grund: Im Gebäude für die Rettungsschwimmer, an dem die Kamera installiert ist, kam die Decke runter. Seitdem regnet es rein, es gibt keinen Strom. Sämtliche technische Ausrüstung musste in Sicherheit gebracht werden.
Dann machen wir das halt in Eigeninitiative
Da nicht zu erwarten war, dass die Stadtverwaltung die notwendigen Renovierungsarbeiten in absehbarer Zeit selbst in die Hände nimmt, startete David Savides, Journalist und Projektmitarbeiter aus Richards Bay, gemeinsam mit Bekannten aus der Baubranche eine Freiwilligen-Aktion.
Den Antrag zur Durchführung der Bauarbeiten genehmigte die Stadtverwaltung Ende Oktober.
Ohne Eigeninitiative wäre vieles bei diesem Projekt nicht möglich. So ersetzte Delfinspotterin Judith Leiter (Nordtirol) kurzerhand aus eigener Tasche das defekte, liebevoll „Sonique“ genannte, Hydrophon (Unterwassermikrophon). Denn neben den Aufzeichnungen der WebCam werden die Delfine vor Richards Bay auch per „Dauerlauschangriff“ abgehört.
Wir danken David und Judith sehr herzlich für ihr großartiges Engagement für den Delfinschutz in Südafrika!
Nach Informationen von Shanan Atkins, Judith Leiter und David Savides
LineL
LineL lebt das ganze Jahr über in den Gewässern von Richards Bay und wurde im Mai 1998 erstmals gesichtet. Auf dem Bild ist sie mit Nachwuchs "Lilo" (hinten) zu sehen.
Zipper
Zipper ist ein Weibchen. Erstmals vor Richards Bay gesichtet wurde sie 1991. Damals muss sie ca. 10 Jahre alt gewesen sein. Die mehrfache Mutter und Delfin-Oma dürfte heute mindestens 40 Jahre alt sein.
Venus
Das Delfinweibchen Venus (im Bild hinten) wird vor Richards Bay am häufigsten gesichtet. Sie dürfte mindestens 30 Jahre alt sein und ist dreifache Mutter.
Weitere Artikel
Marinemanöver in Südafrika: Raketenabschüsse im Revier der Bleifarbenen Delfine
Bereits am 17. Februar hat jenes zehntägige Marinemanöver begonnen, für das Kriegsschiffe aus Russland, China und Südafrika zusammengezogen wurden. Der durch die Düsenjäger und durch den Abschuss der Raketen verursachte Lärm ist ohrenbetäubend. Nichtsdestotrotz verharren die Delfine nach Aussage unserer ProjektpartnerInnen vor Ort.
weiterlesenSüdafrika: Der „Lauschangriff“ kann fortgesetzt werden
Unsere Projektpartner von Humpback Dolphin Research haben in jüngster Vergangenheit ohne ein wichtiges Beobachtungsinstrument auskommen müssen: das Unterwassermikrofon. Nach langwieriger technischer Instandsetzung ist das Gerät jetzt wieder im Einsatz – und die Freude groß.
weiterlesenKann den Hainetzen nach 70 Jahren endlich der Garaus gemacht werden?
Im Jahr 1952 installierte die Gemeinde Durban die ersten südafrikanischen Hainetze, um Badegäste vor Haibissen zu schützen – mit Erfolg. Aber: Gleichzeitig stiegen die Todeszahlen der vom Aussterben bedrohten Arten, der Haie und der Bleifarbenen Delfine, welche als Beifang ums Leben kamen. Bis heute gibt es bedauernswerterweise keine praxistaugliche Lösung für den Konflikt. Aber es gibt Hoffnung: Eine 30-köpfige interdisziplinäre Gruppe aus Politik, Tierschutz, Tourismus und Forschung hat sich zur Aufgabe gemacht, das Problem gemeinsam anzugehen. Wenn sie Erfolg haben, werden künftig nicht mehr 1.200 Tiere pro Jahr in den Netzen verenden.
weiterlesen