Ein Nilpferd in der Bucht der Delfine

von | 26. März 2020 | News - Südafrika

Report vom Sichtungsteam – Frühjahr 2020

Liebe Delfinfreunde,
während die Welt den Atem anhält und ganze Volkswirtschaften in Zeiten der Coronapandemie drohen, abzustürzen, bekommt andererseits die Natur, vielerorts eine unverhoffte Atempause. Eines von vielen Beispielen ist der Abbau sämtlicher Hainetze an der Küste von KwaZulu-Natal. Wenn kaum noch jemand an die Strände kommt, braucht man Schwimmer und Surfer auch nicht vor möglichen Angriffen großer Haie zu schützen. Damit können Delfine, Haie, Rochen, Meeresschildkröten und viele andere Meerestiere nun zumindest eine Zeit lang ungefährdet die Ostküste von Südafrika entlang schwimmen. Doch der Reihe nach.

Ein Nilpferd geht baden

Krönender Abschluss des vergangenen Jahres war sicherlich der Besuch eines Nilpferds in der Bucht der Delfine vor Richards Bay. In aller Seelenruhe stapfte der Koloss am 27. Dezember über den Strand und nimmt ein ausgiebiges Bad in der Brandung. Nach drei Stunden verzog sich der ungewöhnliche Badegast wieder.

Ob der Hippo dabei auch auf Delfine traf, ist nicht bekannt. Die Menschen, die das miterleben durften, waren jedenfalls völlig aus dem Häuschen. Per Lautsprecherdurchsage hielten Lifeguards sie davon ab, dem Hippo für ein Selfie zu nahe zu kommen. Denn wer das versucht, begibt sich in Lebensgefahr!

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Januar 2020

Es ist Sommer auf der Südhalbkugel, tagsüber wird es über 36° heiß, ein stürmischer Wind peitscht die Wellen. Doch das stört Delfine überhaupt nicht. Denn gleich mit Beginn des Jahres stattet eine Gruppe Bleifarbener Delfine der Bucht der Delfine vor Richards Bay einen Besuch ab.

Und so geht es eigentlich den ganzen Januar weiter mit ganz wunderbaren und zahlreichen Beobachtungen. Neben den Bleifarbenen kommen auch immer wieder Große Tümmler auf Stippvisite. Manche der neugierigen Gesellen bleiben eine ganze Weile und lassen sich bei ihrem Treiben ganz wunderbar mit der LiveCam beobachten. Oft zeigen sie sich äußerst aktiv. Springen halb aus dem Wasser. Schlagen Saltos und dann mit ihren Körpern auf die Oberfläche, sodass das Wasser nur so herumspritzt. Ein tolles Schauspiel, dem zuzuschauen unsere Herzen wie immer höher schlagen lässt!

Wie schon im vergangenen Jahr, sind „G’nfin“ mit ihrem aufgeweckten Sprössling „Puff“ auch jetzt wieder am häufigsten zu sehen. Und so geht es den ganzen Januar über weiter mit teilweise recht großen Gruppen von manchmal 6 oder mehr Bleifarbenen Delfinen. Das ist ungewöhnlich. Denn meist sind sie zu zweit oder einzeln unterwegs.

Kajakfahrer treffen auf Bleifarbene Delfine, Richards Bay © Dave Savides

Februar 2020

Wie es scheint, will auch der Februar mit Sichtungen glänzen. Denn gleich am ersten Tag meldet Dave um 7 Uhr morgens von der Plattform aus drei Bleifarbene, die auf der Alkantseite in der Nähe des Piers umherschwimmen.

Es ist wieder einmal „G’nfin“ mit „Puff“ und noch einem weiteren Delfin. Sie halten sich etwa zwanzig Minuten dort auf, und sehr zur Daves Freude und anderer Beobachter trainiert Nachwuchs „Puff“ heute auch fleißig Sprungübungen!

Infovormittag auf der Delfinbeobachtungsplattform

Im Februar startete Dave Savides (Dave ist Journalist vom Zululand Obeserver und Mitarbeiter bei Humpback Dolphin Research; Anm. d. Red.) eine Umfrage auf der Facebookseite der Zeitung Zululand Observer. Es ging darum, ob die Menschen die Delfinbeobachtungsplattform kennen, und ob sie schon einmal Delfine gesichtet haben. Es gab sehr viele Antworten. Einige wussten gar nicht wo die Plattform ist oder dachten, dass es keine Delfine vor Richards Bay gäbe.

Daher wurden Interessierte am 15. Februar, einem Samstag, zur Plattform eingeladen. Dort stellte sich Dave sich mit Kamera und und einem Riesensack voll Wissen zur Verfügung, um die vielen Fragen der Leute beantworten. Und tatsächlich tauchten zur großen Freude der etwa 20 Besucher auch tatsächlich einige Bleifarbene Delfine auf. Damit sorgten sie für viel Begeisterung und Erstaunen!

Flaute in der Bucht der Delfine

Nach den turbulenten ersten sechs Wochen des Jahres herrscht ab Mitte Februar plötzlich Flaute in der Bucht der Delfine. Keiner zu sehen weit und breit. Das liegt zum Teil auch daran, dass die LiveCam wegen technischer Probleme ausgefallen ist.

Ein guter alter Bekannter - Wiedersehen nach über 20 Jahren?

Gegen Ende Februar entdeckt Dave dann einen ungewöhnlichen Bleifarbenen Delfin auf dem Weg in Richtung Hafen schwimmend. Das Tier ist gezeichnet von unzähligen Narben und einer verstümmelten Rückenfinne.

Es könnte gut sein, dass es sich hier um einen Delfin handelt, der bereits in den neunziger Jahren und dann nochmals Anfang 2000 gesehen wurde. Aber das ist schwer zu beurteilen. Damals steckte die digitale Fotografie noch in den Kinderschuhen.

So sieht die Finne des Delfins heute ganz anders aus. Fast die ganze Spitze fehlt. Doch mehrere der Narben zeigen eine ziemliche Übereinstimmung. In 20 Jahren kann sich eben viel verändern!

Feldarbeit im März – Willkommen kleiner „Squiff“

Anfang März dann ist die LiveCam immer noch außer Funktion. Doch nun steht Feldarbeit mit dem Projekt-Zodiac auf dem Plan.

Und gleich während des ersten Monitorings treffen Shanan Atkins und ihr Team auf vier Bleifarbene Delfine. Es handelt sich wahrscheinlich um Männchen. Die Tiere schwimmen in hohem Tempo und entfernen sich bis etwa 3 km von der Küste, was für diese Delfinart ungewöhnlich weit ist.

Wieder in Nähe des Hafens kommt eine Schule von 7-8 Bleifarbenen in Sicht. Shanan kann „Magic“ mit ihrem Neugeborenen erkennen. Spontan wird das kleine Baby auf den Namen „Squiff“ getauft. 

Es gibt noch eine weitere Mutter mit einem sehr kleinen Baby, die aber nicht identifiziert werden kann. Auch „G’nfin“ und ihr inzwischen zwei Jahre alter Nachwuchs „Puff“ sind wieder mit dabei. Alle staunen, wie groß „Puff“ jetzt ist und sich sehr elegant durch das Wasser bewegt.

Delfinmütter mit Nachwuchs, Richards Bay. Die Freude ist groß über den Zuwachs! © Dave Savides

„Bei den ersten 3 Ausfahrten trafen wir immer auf diese große Gruppe von mindestens 15 Bleifarbenen Delfinen. Darunter waren 6 Kälber. Diese zu fotografieren, war sehr schwierig. Denn die Erwachsenen Tiere verhielten sich sehr beschützend. Immerhin konnten wir wirklich gute akustische Aufnahmen mit dem Hydrophon machen. An einem anderen Tag waren wir ganze 10 Minuten auf dem Wasser, als ein einsamer Bleifarbener an uns vorbei raste. Wir folgten ihm weiter in den Hafen und konnten dabei zusehen, wie er einen großen Fisch fängt. Dann verloren wir ihn aus den Augen. Doch später am Morgen trafen wir die große Gruppe wieder. Und der flinke Jäger war dann in dieser Gruppe“, erzählt Meeresbiologin Shanan Atkins.

Keine Hainetze mehr in der Bucht der Delfine

Dann folgt die so erfreuliche Nachricht über den Abbau der Hainetze. Leider begleitet vom erneuten Ausfall der LiveCam.

Ein gutes Frühjahr

Insgesamt war dies ein sehr gutes Frühjahr für die Delfine von Richards Bay. Keiner kam in einem der noch verbliebenen Hainetze zu Tode. Und vielleicht taucht eines Tages ja auch wieder ein Nilpferd auf in der Bucht der Delfine. Wer weiß?

Mehrere Neugeborene machen Mut und geben Hoffnung, das Aussterben dieser kleinen Delfinpopulation an der Küste von Südafrika zu verhindern. Diese Erfolge verdanken wir Ihnen allen, die dieses Projekt mit einer Patenschaft für einen Bleifarbenen Delfin oder einer Spende unterstützen.

Dafür danke ich von ganzem Herzen!

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LineL

LineL lebt das ganze Jahr über in den Gewässern von Richards Bay und wurde im Mai 1998 erstmals gesichtet. Auf dem Bild ist sie mit Nachwuchs "Lilo" (hinten) zu sehen.

Zipper

Zipper ist ein Weibchen. Erstmals vor Richards Bay gesichtet wurde sie 1991. Damals muss sie ca. 10 Jahre alt gewesen sein. Die mehrfache Mutter und Delfin-Oma dürfte heute mindestens 40 Jahre alt sein.

Venus

Das Delfinweibchen Venus (im Bild hinten) wird vor Richards Bay am häufigsten gesichtet. Sie dürfte mindestens 30 Jahre alt sein und ist dreifache Mutter.

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