Komplexe Geisternetzbergung vor Rügen
Geisternetzbergung an einer ehemaligen Fahrwassertonne
(Rügen / München, 15. November 2023) An drei Wochenenden von Ende August bis Anfang November waren ehrenamtliche Taucher:innen der Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) vor Rügen im Einsatz, um in 30 Metern Tiefe Geisternetze an einer ehemaligen Fahrwassertonne unschädlich zu machen. Im Laufe von Jahren und Jahrzehnten hatten sich hier etliche ehemalige Fischernetze verfangen, die unzählige Lebewesen in der Ostsee bedrohten.
Anspruchsvoller Einsatz in 30 Metern Tiefe
Einst unterstützte die Fahrwassertonne Kapitäne bei der Navigation in den Gewässern vor Rügen, bis das Schifffahrtszeichen acht Kilometer vor Rügen auf den Grund der Ostsee sank. In der Folge verfingen sich zahllose Schleppnetze an der Tonne und wuchsen zu einem großen Geisternetz-Knäuel heran. Die Gefahr für Meereslebewesen war hier allgegenwärtig, da die Altlasten der Fischerei unaufhörlich weiter fischten. Aufnahmen des Unterwasserfotografen Kevin Burmester belegen, dass unter anderem Dorsche sich in den Netzen verfingen und einen qualvollen Tod starben.
Eines der Tauchteams sondiert die Struktur des Netzknäuels, bevor die eigentliche Arbeit beginnen kann.
Foto: Kevin Burmester
Ein im Geisternetz verendeter Dorsch.
Foto: Kevin Burmester
Schwierige Bergung, auch aufgrund unterschiedlicher Netzmaterialien
GRD-Taucher:innen arbeiten in Teams am Geisternetz-Knäuel
Foto: Kevin Burmester
Voller Taucheinsatz in 30 Metern Tiefe.
Foto: Kevin Burmester
Unter der Leitung des GRD-Kooperationspartners und Geisternetzexperten Wolfgang Frank haben es sich insgesamt 21 Taucher:innen der GRD zur Aufgabe gemacht, dieses tonnenschwere Knäuel an Geisternetzen zu bergen und auf diese Weise die Gefahr für die Meeresbewohner einmal mehr zu minimieren. Anders als bei vorangegangenen Bergungsaktionen – bis dato konnte die NGO aus München seit 2019 bereits über zehn Tonnen Geisternetze aus der Ostsee bergen – ist die Aufgabe durch die räumlich beengte Situation an der Fahrwassertonne sowie durch die unterschiedlichen Materialien der Schleppnetze (Tampen, Ketten, Seile) äußerst anspruchsvoll. Dennoch konnten die Tauchteams mehrere Hundert Kilogramm an Netzen und Netzteilen entschärfen und aus der Ostsee bergen.
Zielobjekt: Mehrere Tonnen an Geisternetzen hatten sich im Laufe der Jahre an dieser gesunkenen Fahrwassertonne verfangen.
Foto: Kevin Burmester
Viele Hebesäcke sind notwendig, um das tonnenschwere Netz zu bewegen.
Foto: Kevin Burmester
Die Geisternetzbergung im Video
Weitere Artikel
Orcas: Rücksichtslose Killer oder einfach nur schlau?
Orcas haftet der Beiname „Killerwale“ an. Sie fressen andere Delfine, Wale, Fische, Pinguine und Robben. Sogar Eisbären machen sie das Jagdrevier streitig. Sie töten weiße Haie, nur um an die Leber der größten Raubfische der Erde zu gelangen. Dazu häuften sich in den vergangenen Jahren die Berichte von Schwertwalen, die Boote „angreifen“ und zum Teil auch versenken. Sind Orcas deshalb brutale und rücksichtslose Killer? Mitnichten, wie die Fakten unter Beweis stellen.
weiterlesenRettung in letzter Minute: Meeresschildkröte mit Plastik im Schlund
Auf einem Whale-Watching-Ausflug am 5. Januar, an dem unter anderem Martin Metzger und sein Sohn Felix – zwei Partner von Voice of the Seas – teilnahmen, ereignete sich ein leider für unsere Zeit typischer Vorfall: Ein Meeresbewohner drohte aufgrund von Plastikmüll zu verenden. In seinem Beitrag berichtet Martin von der eindrucksvollen Rettungsaktion, die das Leben einer Meeresschildkröte bewahrte.
weiterlesenErfolgreicher Protest: Europas größter Meereszoo schließt für immer
Viele Jahre lang haben wir zusammen mit anderen Tierschutzorganisationen auf der ganzen Welt über die teils unzumutbaren Bedingungen im französischen Meereszoo „Marineland d’Antibes“ berichtet und ein Ende der Gefangenhaltung von Orcas und Großen Tümmlern gefordert. Dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen: Am 5. Januar schließt das Delfinarium ein für alle Mal seine Tore. Ein Erfolg für alle Freund:innen von Delfinen, Walen & Co.
weiterlesen