Kanada verbietet Wale und Delfine in Gefangenschaft

Wichtiger Sieg gegen die Delfinarienindustrie
In Kanada dürfen Wale und Delfine zukünftig nicht mehr in Gefangenschaft gehalten oder gezüchtet werden. Die GRD sieht das Gesetz, in den kanadischen Medien auch als „Free-Willy-Gesetz“ bezeichnet, als bedeutenden Sieg für die Meeressäuger. Das kanadische Parlament verabschiedete nach vierjährigen Beratungen das Gesetz S-203 “Ending the Captivity of Whales and Dolphins Act”. Damit verbietet Kanada die Haltung und Zucht von Walen und Delfinen in Gefangenschaft zu Unterhaltungszwecken. Gleichzeitig sind auch der Handel, der Besitz, der Fang und die Zucht der Meeressäuger künftig strafbar. Bei einem Verstoß drohen Strafen bis zu 200 000 kanadische Dollar (ca. 130 000 Euro).
Ein langer Kampf gegen die Gefangenschaft
Der Gesetzentwurf wurde bereits 2015 ins Parlament eingebracht. Am 10. Juni 2019 wurde er beschlossen. Initiator des Gesetzesentwurfs, Senator Wilfred Moore, erklärte: „Wir haben eine moralische Verpflichtung die Gefangenschaft von Tieren für Profite und Entertainment auslaufen zu lassen.“
Eine Koalition aus mehr als 20 Tierschutzorganisationen und Wissenschaftlern befürwortete den Gesetzesentwurf. Führende Meeresforscher belegten wissenschaftlich in ihrer Studie „A Case Against Marine Mammals in Captivity“, dass Wale und Delfine in Gefangenschaft psychisch und körperlich stark leiden.
Zudem argumentieren sie auf moralisch-ethischer Basis. Typische Symptome in Gefangenschaft sind: Isolation, chronische Erkrankungen, abnormales Verhalten, eine hohe Sterblichkeit bei Nachwuchs und extreme Langeweile.

Wendepunkt für den Schutz von Walen und Delfinen
Tierschützer und Delfinschutzorganisationen wie die GRD begrüßen das Verbot. Rebecca Aldworth, Geschäftsführerin der Tierschutzorganisation „Humane Society International“ Kanada bezeichnete die Verabschiedung als „Wendepunkt für den Schutz von Meerestieren“. Aldworth betont: „Wale und Delfine gehören nicht in Betonbecken und die dazugehörigen Leiden, die diese hoch sozialen und intelligenten Tiere in Gefangenschaft ertragen müssen, können nicht länger toleriert werden.“
Kanada verbietet Wale und Delfine in Gefangenschaft jedoch nicht rückwirkend
Das neue Haltungs- und Zuchtverbot gilt leider nicht rückwirkend. Damit darf der Freizeitpark Marineland in Ontario seine mehr als 50 Belugas, fünf Großen Tümmler und einen Orca behalten. Und das Aquarium in Vancouver besitzt einen einsamen Pazifischen Weißseitendelfin namens „Helen“. Jedoch dürfen beide Parks jetzt nicht mehr züchten oder neue Tiere importieren.
Es gibt zudem einige Ausnahmen z.B. bei verletzten Tieren oder für die wissenschaftliche Forschung.
Ähnliche Gesetze in anderen Ländern
Fakten aus "A Case Against Marine Mammals in Captivity":
- Wilde Wale und Delfine können viele Kilometer pro Tag schwimmen und, je nach Art, mehrere Hundert Meter tief tauchen. Sogar in den größten Aquaparks haben sie weniger als 0.0001% (ein Millionstel) Bewegungsspielraum im Gegensatz zu ihrem natürlichen Lebensraum.
- Eine Studie aus dem Jahr 2014 zeigte, dass ein in Gefangenschaft lebender männlicher Orca fast 70 % seiner Zeit nahezu bewegungslos verbrachte.
- In Gefangenschaft lebende Meeressäuger leiden unter vielen Gesundheitsproblemen wie extremem Stress, neurotischen Verhaltensweisen und einem abnormal hohen Agressionslevel.
- Große Tümmler sterben mit einer sechsmal erhöhten Wahrscheinlichkeit kurze Zeit nach dem Fang und Transport in die Anlagen.
- Die jährlichen Sterberaten bei gefangenen Orcas haben sich über die Jahre verbessert, sind aber noch weit entfernt von gesunden, in Freiheit lebenden Populationen.
- Die Anzahl von Delfinarien und Aquaparks in China ist besorgniserregend gestiegen: 2015 waren es noch 39, Anfang 2019 schon 76.
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