Delfinarien: Südkorea wildert weiteren Delfin aus
Auswilderung: Der letzte in Gefangenschaft gehaltene Indopazifische Große Tümmler schwimmt jetzt wieder im offenen Meer
„Bibong“ heißt jener Indopazifische Große Tümmler, der am vergangenen Sonntag nach 17 Jahren in Gefangenschaft und einem 70-tägigen „Rehabilitationstraining“ wieder in die Freiheit entlassen wurde. Vor „Bibong“ haben bereits sieben Delfine der gleichen Art eine erfolgreiche Auswilderung hinter sich und mittlerweile für Nachwuchs in freier Wildbahn gesorgt. Darüber hinaus stehen die Vorzeichen gut, dass weitere Delfinarten und Wale aus südkoreanischen Delfinarien entlassen werden.
Rehabilitation und Auswilderung: eine Erfolgsgeschichte für Delfine in Gefangenschaft
Der 23 Jahre alte „Bibong“ gehört zu einer Gruppe von rund 120 Indopazifischen Großen Tümmlern, die im Gebiet der Jeju-Insel leben und von der Regierung als gefährdete Art eingestuft wurden. Zusammen mit anderen Delfinen wurde „Bibong“ in den 2000er Jahren von Fischern illegal gefangen und anschließend in ein Delfinarium verfrachtet. Dort lebte der Bulle in den vergangenen 17 Jahren in Gefangenschaft.
Der illegale Fang der geschützten Tiere blieb allerdings nicht ohne Folgen: Nachdem Öffentlichkeit und Tierschutzorganisationen wenige Jahre später protestierten, folgte ein Gerichtsverfahren, in dem die Richter die Freilassung der Indopazifischen Großen Tümmler veranlassten. „Bibong“ ist der letzte Delfin dieser Gruppe, der jetzt ins offene Meer entlassen wurde: Drei Tiere wurden im Jahr 2013 und jeweils zwei in den Jahren 2015 und 2017 ausgewildert. Und das mit Erfolg: Drei Weibchen haben nach ihrer Rückkehr in den Verbund bereits gekalbt.
Auswilderung: Training und Überwachung
In diesem Meergehege wurde „Bibong” auf die Auswilderung vorbereitet.
Basis für die Auswilderung ist ein intensives „Rehabilitationstraining“, denn einmal gefangen und in Gefangenschaft ernährt ist das Überleben für die Delfine in Freiheit nicht einfach, da sie mit wilden Artgenossen um Nahrung konkurrieren müssen. Unter anderem muss das Jagen erst einmal wieder erlernt werden, da in den Delfinarien lediglich toter Fisch „serviert” wurde. „Bibong“ wurde auf diese Aufgabe in einem Meergehege 70 Tage lang vorbereitet. Er zeigte in dieser Zeit und kurz nach der Freilassung keine Schwierigkeiten bei der Kommunikation mit anderen Delfingruppen und passte sich gut neuen Gegebenheiten wie Strömung oder hohen Wellen an. (Lesetipp: Delfinarium Duisburg – Delfinbaby ist Ergebnis von Inzucht)
Ob die Wiedereingliederung bei „Bibong“ tatsächlich gelingt, wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen: Via Peilsender beobachtet ihn das koreanische Ministerium für Ozeane und Fischerei derzeit mit drei Teams an Land und zu Wasser. In den kommenden sechs Monaten werden zudem fünf aufeinanderfolgende Überwachungstage pro Monat folgen.
Die Kosten für das Auswilderungsprogramm aller acht Tiere sind insgesamt sehr hoch. Dies ist allerdings ein immer noch geringer Preis, wenn man das Leid der Tiere in den Becken der Delfinarien über – wie im Fall von „Bibong“ – 17 Jahre ins Verhältnis setzt.
Gibt Südkorea weiteren Meeressäugern die Freiheit zurück?
„Die Regierung wird die Gespräche mit der Delfinarienindustrie fortsetzen, um einer größeren Anzahl von Tieren bei der Rückkehr zu helfen.“ Dies erklärte Cho Seung-hwan, koreanischer Minister für Ozeane und Fischerei. So soll der in Gefangenschaft lebende Belugawal „Ruby“ im zweiten Halbjahr kommenden Jahres ausgewildert werden.
Wir beobachten die Vorgänge in Südkorea weiter intensiv. Noch leben dort 21 Belugas und andere Delfinarten in Delfinarien.
Foto oben: Koreanisches Ministeriums für Ozeane und Fischerei
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