Delfinquälerei in Indonesien: Delfine im Wanderzirkus

Höllenqualen für Zirkusdelfine in Indonesien
In Indonesien soll es etwa 70 Delfine geben, die als Zirkusdelfine ein grauenhaftes Leben in Wanderzirkussen führen müssen. Im Prinzip ist diese Art der Haltung von Meeressäugern in Indonesien zwar verboten, doch wissen die Betreiber, diese Verbote zu umgehen. Vor wenigen Tagen wurde uns Material über den Wanderzirkus „Lumba lumba“ zugespielt. Dort sind zwei Zirkusdelfine zu erkennen, die in einem kleinen Becken, das aussieht wie ein etwas größeres Babyplanschbecken, hin und her schwimmen. Doch erst bei genauerer Betrachtung kann man erkennen, dass es sich um Delfine in einem Wanderzirkus handelt.
„Lumba lumba“ - nicht der letzte seiner Art…
Das Material stammt von einer indonesischen Taucherin. Der Wanderzirkus „Lumba Lumba“ reiste kürzlich durch ihren Heimatort auf der Insel Java. „Lumba Lumba“ kam in den letzten Jahren in Deutschland immer wieder in die Schlagzeilen. Deutsche Touristen und Tierschützer hatten gegen die widrigen Bedingungen für die Delfine im Wanderzirkus protestiert. Leider ohne Erfolg: „Lumba lumba“ reist weiterhin durchs Land und das mit offizieller Genehmigung.
Laut Femke den Haas, Mitbegründerin des Jakarta Animal Aid Network (JAAN), einer indonesischen Tierschutzorganisation, gibt es mehrere Firmen, die Wanderzirkusse mit Delfinen betreiben. Die Firma „Wersut seguni Indonesia“ und der von der Regierung betriebene Aussteller „PT Ancol“.

Plakat der Delfinshow des Wandezirkus “Lumba lumba”.
Fotocredit: Nofi
Delfine leiden Höllenqualen und sterben nach kurzer Zeit
Zuschauer berichteten, dass die Delfine im Wanderzirkus während der Vorführungen oft minutenlang im Trockenen ausharren müssen. Nur damit auch noch der letzte Zuschauer ein Selfie machen kann. Für die Zirkusdelfine ist dieses lange Verharren an Land qualvoll und eine große Gefahr. Denn ihre Organe werden von ihrem eigenen Körpergewicht langsam zerquetscht.
Zudem sind Wasser- und Futterqualität miserabel. Hinzu kommt ständiger Stress für die Delfine im Wanderzirkus durch permanente Ortswechsel. Ihre Lebenserwartung ist kurz. Meist werden sie nicht älter als 5 Jahre. In freier Wildbahn dagegen haben Delfine eine Lebenserwartung von weit über 30 Jahren.

Die Besucher stehen Schlange für eine Selfie mit den Zirkusdelfinen.
Fotocredit: Nofi
Transport in Kisten so groß wie ein Sarg, ein Leben voller Qualen
Delfine im Wanderzirkus müssen qualvolle Leiden beim Transport ertragen. Dazu steckt man die hochintelligenten und sehr sozialen Lebewesen in enge, sargähnliche Kisten. Dann werden sie auf Lastwagen durch die Gegend zum nächsten Ort gekarrt.
Oft müssen sie tagelang in den engen Kisten ausharren. Aber auch außerhalb der Transportkisten ist das Leben nicht besser. Während der Vorstellung werden sie gezwungen, in engen Pools gefüllt mit Chlorwasser, Tricks vorzuführen. Das Chlorwasser schädigt ihre Haut. Nicht wenige erblinden.
Doch das ist nicht alles: Die Delfine im Wanderzirkus bekommen nur wenig Futter als Belohnung während der Shows, denn sie sollen hungrig bleiben. Nur so bringt man sie dazu, bei den Shows alles mitzumachen.
Ein Zirkusdelfin muss im Trockenen ausharren, während der zweite Delfin Kunststücke macht.
Videocredit: Nofi
Delfin-Wanderzirkusse sind bei Touristen und Einheimischen sehr beliebt
Indonesien zieht jährlich Tausende Touristen aufgrund der artenreichen Regenwaldgebiete und Meere an. Darunter auch viele Deutsche. Die Delfin-Wanderzirkusse erfreuen sich nach wir vor großer Beliebtheit. Nicht nur bei Touristen, sondern auch bei Einheimischen.
Die Besucher im Wanderzirkus “Lumba lumba”.
Videocredit: Nofi
Ein Jahrzehnt im Kampf für das Verbot der mobilen Delfinshows
Schon seit einem Jahrzehnt kämpft Femke den Haas für das Verbot der Delfin-Wanderzirkusse in Indonesien. Erstmals wurde die Tierschützerin im Jahr 2009 durch einen besorgten Bürger auf einen toten Zirkusdelfin aufmerksam. Seither kämpft sie für ein Verbot dieser Delfinquälerei.
Im Jahr 2013 schließlich gab der indonesische Forstminister, nach monatelangen Protesten aus der ganzen Welt, die auch von uns unterstützt wurden, die Zusage, Delfin-Wanderzirkusse landesweit zu verbieten. Dennoch ist seither nichts geschehen. Weiterhin sind die mobilen Delfinshows in Indonesien unterwegs, und das ganz legal. Denn immer wieder erhalten sie Ausnahmegenehmigungen des Forstministers.
Rehabilitationszentrum für Delfine im Wanderzirkus
Die Zirkusdelfine – es handelt sich um unterschiedliche Arten – müssen rehabilitiert werden. Dazu hat Femke den Haas mit großer Energie eigens ein Rehabilitationszentrum errichtet. Finanzielle Unterstützung und Expertise erhielt sie vom Tierschutzaktivisten Ric O’Barry, Gründer des Dolphin Projects und ehemaliger Trainer von „Flipper“. Das Rehabilitationszentrum steht bereit, um die 70 Zirkusdelfine aufzunehmen.

Die Delfine Kari und Munjawa erholen sich im Rehabilitationszentrum des DolphinProjects.
Fotocredit: DolphinProject
Korruption ermöglicht Delfinquälerei
Obwohl die indonesische Regierung verboten hat, Delfine illegal in Gefangenschaft zu halten, werden die Delfin-Wanderzirkusse nicht verboten. Trotz seit Jahren andauernder heftiger Kritik und mehrfachen Aufforderungen von JAAN wurde bisher nicht das Geringste dagegen unternommen. Offensichtlich spielt auch hier Profitgier eine ganz entscheidende Rolle. Femke den Haas spricht explizit von Korruption.

Eintrittskarte für “Lumba lumba”. Der Delfin-Wanderzirkus ist ein lukratives Geschäft.
Fotocredit: Nofi
Woher stammen die Delfine im Wanderzirkus?
Stirbt einer der Zirkusdelfine, wird einfach ein neuer, aus der freien Wildbahn gefangen. Das ist in Indonesien offiziell eigentlich illegal. Doch als dann „zufälliger“ Beifang, geraten sie in Fischernetze. Wegen angeblich zu pflegender Verletzungen übergeben die Fischer sie dann an Zoos, oder an Zirkusse, natürlich gegen eine rentable Entlohnung. Ein schwer zu unterbindender Prozess.

Delfine in freier Wildbahn.
Fotocredit: Pixabay
Wir fordern Freiheit für Zirkus-Delfine
Die GRD fordert gemeinsam mit Femke den Haas vom Jakarta Animal Aid Network, und anderen internationalen Tierschützern, ein sofortiges Verbot der Delfin-Wanderzirkusse in Indonesien. Die Delfine im Wanderzirkus müssen unverzüglich beschlagnahmt und in das existierende Rehabilitationszentrum gebracht werden!
Bitte unterstützen Sie unseren Kampf für die Schließung der Delfin-Wanderzirkusse in Indonesien und die Befreiung der dort leidenden Delfine!
Der Film zeigt die erfolgreiche Arbeit von DolphinProject und Jakarta Animal Aid Network, Zirkusdelfine zu rehabilitieren, um sie auf ein Leben in Freiheit vorzubereiten.
Video credit: DolphinProject
Fotocredit Titelbild: Prokabar.com/Redaksi5

Helft mit!
Weitere Artikel
GRD-Geisternetz tourt durch Deutschland
Geisternetze sind lautlose Killer, die unter Wasser weltweit Meeressäuger, Fische, Schildkröten und viele andere Tiere zu hunderttausenden töten. Die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) hat bereits über zehn Tonnen dieser gefährlichen Altlasten der Fischerei aus der Ostsee geborgen – zuletzt am vergangenen Wochenende vor der Küste von Rügen. Ein Geisternetz aus dieser Bergungsaktion wird derzeit in einer außergewöhnlichen Maßnahme von Rügen nach München transportierten – per E-Lastenfahrrad! Mit dieser Aktion unterstreicht die GRD die Relevanz, entschieden gegen Geisternetze vorzugehen, und prangert gleichzeitig die jahrelange Untätigkeit der Politik an.
weiterlesenSchweinswale in Nord- und Ostsee: Sterblichkeit auf hohem Niveau
Der Bestand einer Population gilt als bedroht, wenn die Anzahl unnatürlicher Todesursachen über einem bestimmten Schwellenwert liegt. Dies trifft laut Prof. Ursula Siebert vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) für die Schweinswale in Nord- und Ostsee klar zu.
weiterlesenAußergewöhnlicher Besuch in Richards Bay
Eine ganz besondere Sichtung erlebten unsere Kooperationspartner:innen von Humpback Dolphin Research (HDR) jüngst in Richards Bay. Nicht nur Buckeldelfine, Große Tümmler und Buckelwale konnten von der Beobachtungsplattform in Augenschein genommen werden, auch Südliche Glattwale statteten der Küste in KwaZulu-Natal einen Besuch ab. Projektleiterin und Biologin Shanan Atkins berichtet zudem über Fortschritte bei der Lösung der Hainetz-Problematik, bei der Delfinen als Beifang getötet werden.
weiterlesen