Phänomen Delfin: Von fruchtbaren Männerfreundschaften und einem schottischen Sprachtalent
Delfin-Beobachtung: Forscher haben neue, verblüffende Verhaltensweisen bei Delfinen entdeckt
Die Erforschung von Delfinen und Walen ist eine relativ junge Wissenschaft. Die Meeresbewohner sind längst nicht vollständig erforscht, weshalb die Wissenschaftler und Delfinbeobachter immer wieder auf spannende und außergewöhnliche Entdeckungen stoßen. Nachfolgend haben wir zwei Beispiele notiert, die uns in den vergangenen Wochen in Erstaunen versetzten:
1. Delfin-Bullen: Je beliebter, desto mehr Nachwuchs
Eine neue Studie zeigt, dass der Fortpflanzungserfolg männlicher Delfine nicht durch Stärke oder Alter bestimmt wird, sondern durch soziale Bindungen zu anderen Männchen. Je besser sie in ihr soziales Netzwerk integriert sind, desto mehr Nachwuchs produzieren sie. „Diese Art der Zusammenarbeit von Männchen zum Zweck der Fortpflanzung ist im Tierreich höchst ungewöhnlich. Sie wurde bisher nur in einer viel weniger komplexen Form bei einigen Primaten beobachtet“, sagt Livia Gerber, ehemalige Doktorandin am Anthropologischen Institut der Universität Zürich und Erstautorin der Studie in Current Biology.
In der Praxis analysiert wurden für diese Forschungsarbeit männliche Delfine in der Shark Bay in Westaustralien. Die Studie zeigte, dass gut integrierte „beliebte” Männchen mit starken sozialen Bindungen die meisten Nachkommen zeugen.
Frühere Forschungen hatten bereits ergeben, dass soziale Bindungen die Überlebenschancen der Tiere verbessern, ihre Lebenserwartung erhöhen und zu einer besseren Immunabwehr und Gesundheit führen.
Delfine beim Liebesspiel (Foto Bigstock)
Livia Gerber: „Gut integrierte Männchen sind möglicherweise besser in der Lage, die Vorteile der Zusammenarbeit zu nutzen und Zugang zu wichtigen Ressourcen wie Nahrung oder Partnern zu erhalten. Möglicherweise sind sie auch widerstandsfähiger gegen den Verlust eines Partners als jene Delfine, die nur wenige, aber engere Partner haben”.
Weitere Infos: Universität von Zürich
2. Sprachtalent: Delfin lernt scheinbar die Sprache der Schweinswale
In den Gewässern vor der Westküste Schottlands lebt der Solitärdelfin „Kylie“. Seit 14 Jahren wurde das Weibchen nicht mehr zusammen mit anderen Delfinen beobachtet – wie sich aber herausstellte, sucht sie die Nähe von Schweinswalen. Neuen Forschungsergebnissen zufolge (veröffentlicht in der Fachzeitschrift „Bioacoustics“) gibt „Kylie“ keine normalen Delfingeräusche wie Pfeifen oder Quietschen von sich. Stattdessen hört sie sich eher wie ein Schweinswal an, der sich mit hochfrequenten Klicklauten verständigt. „Die Studie deutet darauf hin, dass sie möglicherweise mit den Schweinswalen kommuniziert oder dies zumindest versucht”, schreibt Autorin Elizabeth Ann Brown.
Kylie beim Sprung aus dem Wasser (Foto: Dr. Mel Cosentino)
Im Gegensatz zu Delfinen pfeifen die meisten Schweinswale nicht allzu oft. Sie verwenden eher verschiedene Klicklaute, fast ausschließlich „Hochfrequenz-Klicks“. Für den Menschen sind diese Laute nur schwer zu hören. Im Laufe der Forschungen wurde festgestellt, dass der Austausch einer Unterhaltung ähnelte. „Kylie“ klickte, machte dann eine Pause und ließ die Schweinswale zurückklicken. Dann tat sie etwas, das als Antwort interpretiert werden konnte. Nur selten unterbrachen sich die verschiedenen Arten gegenseitig. Dennoch haben die Forscher betont, dass sie nicht mit Sicherheit sagen können, ob das, was sie gehört haben, tatsächlich ein Gedankenaustausch ist. (Lese-Tipp: Können Delfine mit Menschen sprechen?)
Weitere Infos: Bioacoustics
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