Wie alt werden Wale und Delfine?

Das Alter von Walen und Delfinen zu bestimmen, ist gar nicht so einfach
Eine äußerst spannende Frage, mit der sich auch zahlreiche Wissenschaftler*innen beschäftigen, ist, wie alt Meeressäuger durchschnittlich werden können. Es ist gar nicht so einfach, diese Frage zu beantworten, denn die durchschnittliche Lebenserwartung unterscheidet sich innerhalb der Arten enorm.
Lebenserwartung von Walen und Delfinen variiert stark
Wann genau ein Wal oder Delfin geboren wurde, ist in der Regel nur schwer nachzuvollziehen. Denn schließlich ist in den meisten Fällen kein Mensch bei der Geburt anwesend. Aus diesem Grund ist es auch sehr schwer, zu prüfen, wie alt Wale und Delfine genau werden können. Eines ließ sich aber dennoch bereits wissenschaftlich feststellen: So ist sicher, dass Wale und Delfine, die sich überwiegend in arktischen Gewässern aufhalten, teils sogar länger als Menschen leben können.
Wie bestimmt man das Alter von Walen und Delfinen?
Eines der langlebigsten Säugetiere überhaupt ist ein Wal: Grönlandwale sollen ein Alter von über 200 Jahren erreichen können. Der Grund dafür ist in ihren Genen zu finden: Grönlandwale weisen besondere Merkmale auf, etwa bezüglich ihrer Erbgut-Reparatur, ihrer Zellteilung und in ihren Alterungsprozessen. Dadurch sind sie widerstandsfähiger gegenüber Krebserkrankungen und deutlich langlebiger als andere Säugetiere.
Grönlandwal im Foxe Basin © Ansgar Walk
Wie entschlüsselt man das Alter von Delfinen?
Bisher wird das Alter der Meeressäuger in der Regel nur entschlüsselt, wenn sie stranden und daraufhin gestorben sind. Somit ist eine Obduktion möglich, durch die sich das Alter herausfinden lässt. Delfine gehören zu den Zahnwalen. Bei Zahnwalen ist es relativ einfach das Alter zu bestimmen. Denn in jedem Jahr, das die Tiere leben, bildet sich auf den Zähnen eine weitere Schicht – ganz ähnlich wie bei den Jahresringen eines Baumes.
Die Zähne bestehen übrigens aus Dentin, wie bei allen Säugetieren, auch bei uns Menschen. Den ältesten Zahnwal, den man gefunden hat, war ein Pottwal. Dieser hatte 70 dieser Ringe gebildet. Auch Große Tümmler konnte man bereits untersuchen. Hier hat sich ein Alter von 40 Jahren als Spitzenreiter herausgestellt.
Wie entschlüsselt man das Alter von Bartenwalen?
Bei Bartenwalen ist es schwieriger, das Alter herauszufinden. Anstelle von Zähnen verfügen Bartenwale nämlich über sogenannte Barten. Das sind vom Oberkiefer wachsende Hornplatten, deren Material an Fingernägel erinnert. Damit sind die Tiere in der Lage, Plankton oder auch Krill aus dem Wasser „herauszufiltern“. Man nennt ihren Fressvorgang daher auch „Schluckfiltrieren“. Dafür drücken sie das Wasser, das sie vorher in ihr Maul eingesogen haben, durch die Barten mit ihrer Zunge wieder heraus.
Wissenschaftler*innen untersuchen bei Bartenwalen bevorzugt die knöcherne Ohrkapsel, um das Alter der Tiere zu bestimmen, die ebenfalls – wie die Zähne – Jahresringe aufweisen kann. So ist es beispielsweise auch möglich gewesen, das Alter von Grönlandwalen zu bestimmen. Auch Narwale, Blauwale oder Finnwale können weit über 100 Jahre alt werden. Zumindest, wenn der Mensch sie lässt. Denn die meisten Tiere sterben keinen natürlichen Tod, sondern überwiegend an durch den Menschen verursachten Leiden, wie z.B. durch Umweltgifte & Co. Ein besonders hohes Alter hat auch „Granny“ erreicht, ein weiblicher Schwertwal, der circa 105 Jahre alt geworden ist. Granny – oder auch J2 – gehörte zu den Southern Residents.
Durchschnittliche Lebenserwartung folgender Wal- und Deflinarten:
Orcas/Schwertwale: ca. 29 (männlich) bis 50 (weiblich) Jahre
Blau-Weißer-Delfin: ca. 25 (und mehr) Jahre
Schlankdelfin: ca. 40 Jahre
Kurzflossen-Grindwal: ca. 35-45 (männlich) bis ca. 60 (weiblich) Jahre
Grönlandwal: ca. 100 (und mehr) Jahre
Wie altern Wale und Delfine?
Was bedeutet es aber eigentlich, zu altern? Beinahe jedes Lebewesen altert. Es gibt sogar eine Wissenschaft, die sich ausschließlich mit diesem Thema beschäftigt. Sie nennt sich Gerontologie (griechisch geron für Greis, bzw. logos für Lehre). Beim Altern handelt es sich um einen biologischen Prozess, an dessen Ende der Tod folgt. Er kann nicht aufgehalten werden.
Im Laufe des Lebens eines Wals oder Delfins vollziehen sich eine Vielzahl solcher biologischer Abläufe. Einer davon führt schließlich dazu, dass einige wichtige Organe, Zellen und Gefäße ihre wichtigen Funktionen nicht mehr richtig aus- bzw. durchführen können. So kann die Verhärtung von Blutgefäßen zu einer Fehlfunktion von Nervenzellen führen. Am Ende steht unweigerlich der Tod, der bei allen Tieren im Meer aber durch äußere, durch den Menschen verursachte Einflüsse, stark beschleunigt wird.
Was geschieht nach dem Tod von Walen und Delfinen?
Die allermeisten Wale sterben allerdings im Ozean – von Menschen unbemerkt. Nach ihrem Tod sinken die Tiere auf den Meeresgrund. Ihr Leben endet zwar, aber ihr Kadaver bedeutet für zahlreiche andere Tiere und Mikroorganismen eine wertvolle Nahrungsquelle. Beim Tod von Walen und Delfinen handelt es sich sogar sehr wahrscheinlich um einen wichtigen evolutionären Faktor für die Ozeane.
Die Erkenntnis darüber, was nach ihrem Ableben mit den Tieren passiert, ist noch nicht lange und ausgiebig erforscht. Es gibt bisher noch nicht sehr viele wissenschaftliche Untersuchungen dazu. Aber schon jetzt konnte man an Walkadavern 129 neue Tierarten entdecken. Selbst das Skelett eines Wales fungiert noch als wertvoller Energielieferant für Bakterien.
Wie alt werden Delfine in Gefangenschaft?
Leider werden heute immer noch zahlreiche Wale und Delfine in viel zu kleinen Delfinarien gehalten. Eine besonders beliebte Art, die in Zoos vorkommt, ist der Große Tümmler. Der älteste in Gefangenschaft gehaltene Delfin war „Moby“ aus dem Tiergarten Nürnberg. Das Delfinmännchen wurde insgesamt 58 Jahre alt. 47 Jahre davon lebte er in Gefangenschaft. „Moby” blieb mit seinem hohen Alter allerdings eine der seltenen Ausnahmen.
In freier Wildbahn halten sich die Säugetiere in einem Gebiet auf, das ca. 125 Quadratkilometer umfasst. So viel Raum bietet kein Delfinarium dieser Welt. Orcas wiederum können bis zu 250 Meter tief tauchen und 150 Kilometer täglich zurücklegen. Nur ein Fünftel ihres Lebens verbringen sie an der Meeresoberfläche.
Schwertwale können in der freien Wildbahn ein Alter zwischen 80 und 90 Jahren erreichen. In Gefangenschaft sind nur zwei Weibchen bekannt, die älter als 40 Jahre geworden sind. Kein Männchen hat ein höheres Alter als 35 erreicht. Die Anzahl der Delfine, die in Delfinarien geboren werden und leider oftmals wieder früh versterben, reicht daher meist nicht aus, um den Bedarf der Zoos zu decken. Aus diesem Grund werden jährlich nach wie vor zahlreiche Delfine in der berühmt-berüchtigten Bucht Taiji in Japan gefangen, um sie in Delfinarien zu halten. Das Leben in Gefangenschaft ist aber werder art- noch tiergerecht. Meeressäuger sind für ein Leben in Gefangenschaft nicht geschaffen.
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