Mikroplastik erstmals im Atem von Delfinen nachgewiesen
Studie: Große Tümmler inhalieren kleinste Kunststoffpartikel
US-Forscher:innen haben Mikroplastik-Partikel in der ausgeatmeten Luft von wild lebenden Delfinen nachgewiesen. Diese Entdeckung verdeutlicht, dass Mikroplastik nicht nur über die Nahrung, sondern auch durch das Einatmen der Wildtiere aufgenommen werden kann. Besonders alarmierend ist, dass das Einatmen von Mikroplastik möglicherweise zu Lungenschäden bei den Tieren führen kann.
Mikroplastik: „Cocktail“ aus winzigen Plastikartikeln im Atem
Delfine spielen in der Umweltforschung eine wichtige Rolle, da sie in sowohl abgelegenen als auch stark industrialisierten Regionen weltweit vorkommen. Zudem gelten sie als Indikatoren für die Gesundheit von Meeresökosystemen. Aus diesem Grund sammelte ein Team von Forschenden an zwei verschiedenen Küstengebieten in Florida und Louisiana Proben der Atemluft von elf Großen Tümmlern. Das Ergebnis ist zutiefst schockierend: Alle Tiere hatten winzige Kunststoffpartikel in ihrem Atem.
„Das Auffinden von Mikroplastik im ausgeatmeten Atem von Delfinen verdeutlicht, wie weit verbreitet die Umweltverschmutzung durch Mikroplastik ist“, so die Umweltforscherin Leslie B. Hart und die Biochemikerin Miranda K. Dziobak über ihre vorläufigen Studienergebnisse (https://doi.org/10.1371/journal.pone.0309377). „Aufgrund ihrer großen Lungenkapazität und ihren tiefen Atemzügen sind wir besorgt, dass das Einatmen von Mikroplastik ihren Lungen schaden könnte“, führen die Forscherinnen weiter aus. Lese-Tipp: Delfine mit Plastikmüll im Magen)
Polymer-Nachweis in Mikroplastikpartikeln aus Atemproben von Großen Tümmlern in (A) allen probierten Individuen, (B) Delfinen aus der Sarasota Bay, Florida, und (C) Delfinen aus der Barataria Bay, Louisiana.
Für die Untersuchung wurden Atemproben der Delfine mithilfe von Petrischalen direkt über ihren Blaslöchern gesammelt. Was die Wissenschaftler:innen anschließend im Labor identifizierten, war eine Art „Cocktail“ aus insgesamt 54 Mikroplastik-Partikeln, darunter Polyester, Polyamid, Polyethylenterephthalat (PET), Polybutylenterephthalat (PBT) und Polymethylmethacrylat (PMMA). Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Tiere Mikroplastik keineswegs ausschließlich durch ihre Nahrung, sondern auch über die Atemluft aufnehmen. „Wir haben nicht nur festgestellt, dass viele der Delfine diesen Chemikalien ausgesetzt waren, sondern dass ihre Konzentrationen höher waren als die, die man bei Menschen findet.“
Mikroplastik gelangt durch Wellenbewegungen in die Luft
Bereits verifiziert ist, dass es Billionen von Mikroplastik-Partikeln in unseren Ozeanen gibt. Wissenschaftler:innen aus aller Welt vermuten, dass Delfine und andere Meeressäuger besonders anfällig für das Mikroplastik sein könnten. Dieses wird durch die Wellen in die Luft geworfen und von den Tieren eingeatmet, wenn sie auftauchen, um Luft zu holen. Weitere Studien sind nun erforderlich, um festzustellen, welche gesundheitlichen Auswirkungen es auf die Meeressäuger haben könnte – auf ihren Organismus und insbesondere die Lungen.
Bisher ist noch unklar, welche genauen Gefahren Mikroplastik für Menschen und Tiere birgt. Allerdings wurde es bereits mit oxidativem Stress, Entzündungsreaktionen und in den Lungen mit Fibrosen, also krankhaften Bindegewebsvermehrungen, in Verbindung gebracht. Während das Thema der Mikroplastik-Inhalation beim Menschen zunehmend erforscht wird, gibt es nur wenige Studien, die sich mit diesem Phänomen bei Wildtieren befassen. (Lesetipp: Wie atmen Delfine und Wale?)
Mikroplastik im Atem: Politik und Industrie sind gefordert
Nachdem bereits unzählige Male Plastik in den Mägen von Delfinen und Walen nachgewiesen wurde, verdeutlicht das Auftreten von Mikroplastik im Atem wild lebender Delfine noch eindrücklicher, wie ernst die Umweltverschmutzung ist und welche Gefahren sie für die Gesundheit der Meeressäuger darstellt. Wir fordern Industrie und Politik dringend auf, Maßnahmen zur Reduktion von Plastikproduktion und -verschmutzung zu ergreifen, um unsere Ozeane und deren Bewohner zu schützen.
Foto oben: Wiki Commons / Cloudette 90
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