Wir brauchen ein Hochseeabkommen. Jetzt!

UN-Mitgliedsstaaten nehmen Verhandlungen über Hochseeabkommen auf
Mehrere UN-Staaten verhandeln derzeit in New York über ein neues Hochseeabkommen zum Schutz der Weltmeere. Dabei geht es um nichts weniger als den Lebensraum hunderttausender Arten, die von schädlichen Aktivitäten wie nicht nachhaltiger Fischerei oder Tiefseebergbau bedroht sind. Fakt ist: Wir brauchen dringend rechtliche Rahmenbedingungen für die Errichtung großer Meeresschutzgebiete, um das Leben in den Weltmeeren zu schützen, und verbindliche Richtlinien für die industrielle Fischerei.
Hochseeabkommen: Das Schicksal unserer Ozeane steht auf dem Spiel
Seit Montag debattieren die UN-Mitgliedsstaaten nach vier erfolglosen Anläufen darüber, wie ein Vertrag zum Schutz der Hochsee ausgestaltet sein kann. Derzeit ist sie nur zu einem Prozent geschützt, obwohl ihr Gebiet zwei Drittel der Ozeane ausmacht. Es ist die letzte gesetzlose Wildnis unseres Planeten – und gleichzeitig spielt sie eine entscheidende Rolle für die Fischerei, beherbergt Ökosysteme, die für die Gesundheit des Planeten entscheidend sind, und mildert die Auswirkungen des Klimawandels. (Lesetipp: UN-Ozeankonferenz – Was folgt auf das kollektive Versagen?)
Aber gerade weil die Hochsee niemandem gehört, wird rücksichtslos und ungestraft mit ihr umgegangen. Dazu gehören Überfischung und Vermüllung, aber auch viele grausame Praktiken in der Fischerei, wie das Harpunieren von Delfinen, die anschließend als Haiköder dienen. Oder das Enthaupten von Orcas, um aus ihren Zähnen Ketten anzufertigen. Oder das Finning, bei dem Haien – oft bei vollem Bewusstsein – die Flossen abgetrennt und ihre Körper direkt auf offener See entsorgt werden (Foto nebenstehend).

Deshalb hat die Errichtung von Schutzgebieten oberste Priorität! Bis zum Jahr 2030 muss ein Drittel der Meeresfläche unter Schutz gestellt werden, damit die Funktionalität der Ozeane erhalten bleibt. Zudem müssen mittels Abkommen die Auswirkungen neuer Fischereimethoden oder der Verlegung von Pipelines und Kabeln vor der Genehmigung geprüft werden.
Kein Abkommen ist keine Option
Seit zwei Jahrzehnten verhandeln die UN-Mitgliedsstaaten inzwischen, um ein solches Abkommen abzuschließen – viel Zeit, in der zahlreiche Arten ausgelöscht, die Müllstrudel immer größer und Fischbestände durch industrielle Flotten derart dezimiert wurden, dass es ganzen Regionen an Ernährungssicherheit und Lebensgrundlage fehlt.
Aktuell haben sich die UN-Mitgliedsstaaten Freitag, 26. August, als Deadline gesetzt, um ein Abkommen zum Schutz der Meere zu verabschieden. Stolpersteine gibt es viele. So ist bis dato nicht geklärt, unter welchen Bedingungen die UN-Staaten künftig Schutzgebiete ins Leben rufen können und wie die Zusammenarbeit mit bereits existierenden maritimen Organisationen ausgestaltet werden kann – beispielsweise in Bezug auf Fischereirechte.
Nichtsdestotrotz ist es die Aufgabe, ja die Pflicht der Delegierten, diese und weitere Hürden in den kommenden Tagen zu nehmen, damit endlich ein rechtsverbindlicher Vertrag zum Schutz der Hochsee existiert. Denn es steht nichts weniger als das Schicksal der Ozeane auf dem Spiel und damit das Leben im Meer!

Seit 2002 wird verhandelt: Der Weg zu einem internationalen rechtsverbindlichen Instrument für die biologische Vielfalt der Meere in Gebieten außerhalb der nationalen Gerichtsbarkeit. Quelle: High Seas Alliance
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