Weshalb das Hochseeabkommen erneut gescheitert ist

20 Jahre Verhandlung – und noch immer keine Einigung zum Schutz der Hochsee
Den UN-Mitgliedsstaaten ist es erneut misslungen, ein Hochseeabkommen zu verabschieden. Auch wenn Fortschritte bei den jüngsten Verhandlungen herausgehoben wurden, bleibt es beim extrem unbefriedigenden Status quo: Unsere Weltmeere haben keinen Schutzschild und werden weiterhin ebenso rücksichtslos wie ungestraft ausgebeutet. Ein „weiter so“ darf es aber nicht geben!
Hochseeabkommen: Das Schicksal unserer Ozeane steht auf dem Spiel
Kein Abkommen ist keine Option – so lautete der Tenor vor der zehntägigen Verhandlungsrunde am UN-Hauptsitz in New York. Denn die Zeit läuft ab: Bis zum Jahr 2030 – noch etwas mehr als sieben Jahre – muss ein Drittel der Meeresfläche unter Schutz gestellt sein, damit die Funktionalität der Ozeane erhalten bleibt. Die Entwicklung von rechtlichen Rahmenbedingungen für die Errichtung dieser großen Meeresschutzgebiete war ein primäres Ziel der Verhandlungen. Doch auch der fünfte Anlauf der UN-Mitgliedsstaaten scheiterte trotz intensiver Debatten. Weshalb?
Bereits im Vorfeld der Verhandlungen war bekannt, dass die Gespräche schwierig verlaufen würden, weil die Länder in ihren Positionen teils deutlich auseinander liegen. Das zeigte sich beispielsweise am Themenkomplex des Tiefseebodens in internationalen Gewässern. Wie lassen sich mögliche Gewinne aus genetischen Ressourcen (Bedeutung: Material pflanzlichen, tierischen, mikrobiologischen oder anderen Ursprungs, das funktionelles Erbgut enthält und einen tatsächlichen oder potentiellen Wert besitzt) aufteilen, auf deren Funde Pharma-, Chemie- und Kosmetikindustrie ein Auge geworfen haben? Fakt ist: Die kostspielige Suche nach neuen Substanzen können sich nur reiche Nationen oder potente Großkonzerne leisten. Ärmere Länder wollen von möglichen Gewinnen aber nicht ausgeschlossen werden und argumentieren, dass der Reichtum der Meere allen gehöre. Eine Einigung kam trotz Annäherung nicht zustande. (Lesetipp: Uns droht die Plastifizierung der Weltmeere)

Gescheitertes Hochseeabkommen: Fehlende Weitsicht und mangelndes Engagement
Dieser Fall zeigt leider eindrucksvoll, wie sehr Profitdenken über das Schicksal der Ozeane und das Leben in den Weltmeeren gestellt wird. Hinzu kommen Befindlichkeiten zwischen einzelnen Nationen. Medieninformationen zufolge soll Russland eine Blockadehaltung eingenommen und sich geweigert haben, in vielen Fällen eine Einigung mit der EU oder anderen Ländern zu suchen. Ganz anders agierten kleinere Gruppen wie die pazifischen Inseln und die Karibik-Staaten. Sie arbeiteten hart daran, den Vertrag über die Ziellinie zu bringen. Die Länder des globalen Nordens sollen aber ihrerseits erst in den letzten Verhandlungstagen begonnen haben, sich um eine Einigung zu bemühen. Besonders den USA wird vorgeworfen, in puncto Kompromissbereitschaft viel zu zögerlich gewesen zu sein. Das zeugt sowohl von fehlender Weitsicht als auch von mangelndem Engagement und ist angesichts der bedrohlichen Lage unserer Weltmeere vollkommen fehl am Platz.
Das Team der GRD unterstützt die Forderung verschiedener Organisationen, eine Dringlichkeitssitzung einzuberufen. Andernfalls werden die Gespräche erst wieder im kommenden Jahr aufgenommen. Gleichzeitig appellieren wir an alle Delegierten, sowohl Ressentiments als auch Machtdenken und Gewinnabsichten abzulegen und sich leidenschaftlich in den Dienst der Sache zu stellen: Die Weltmeere brauchen einen Schutzschild, damit Plünderung, Verschmutzung und Versauerung durch Menschenhand endlich gestoppt wird! Und für weitere fünf Verhandlungsrunden bleibt schlichtweg keine Zeit.
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