Delfinschutzprojekt Peru: Gegenwärtige Situation und Zukunfts-Initiativen

Vorfreude auf die Zeit nach der Corona-Krise
Die Corona-Pandemie hat Peru schwer getroffen. Die medizinischen Verhältnisse sind mit unseren nicht zu vergleichen, in den staubigen Hüttensiedlungen vor der Hauptstadt Lima gibt es nicht einmal fließend Wasser und in entlegeneren Gebieten des großen Landes schlichtweg keine adäquate Versorgung. Trotz strengster Quarantäne-Vorgaben stieg die Zahl der Infektionen bis jetzt weiter an und Peru zählt zu einem der Länder mit den meisten Infizierten und Verstorbenen.
Bis Anfang September wurden im Land über 600.000 Infizierte gemeldet und über 29.000 Todesfälle sind zu beklagen. Das ist schrecklich und wir möchten unsere große Anteilnahme ausdrücken.
Julio Reyes von ACOREMA berichtet
Der Vorsitzende und Projektleiter unserer peruanischen Delfin- und Meeresschutz-Partnerorganisation ACOREMA, der Biologe Julio Reyes, berichtete von der aktuellen Situation.

Noch keine Feldarbeit bei der Paracas-Halbinsel möglich
Seit März gelten strenge Quarantäne-Regeln, und das Verlassen des Hauses oder Fahrten sind nur aus zwingendem Grund möglich, Grenzen zu Nachbarländern abgeriegelt. Alle Nationalparks haben geschlossen. Es ist auch nicht erlaubt, Feldarbeit bei der Paracas-Halbinsel durchzuführen, und bis auf weiteres sind keine Bootsausfahrten zu den Paten-Delfinen möglich. Doch wir treffen alle uns möglichen Maßnahmen, um sicherzustellen, dass die bisher geleistete Arbeit des Delfinschutzprojekts Peru nicht zusammenbricht.
Delfinschutzprojekt Peru: Gute Kommunikation mit den wichtigsten Mitarbeitern vor Ort in Paracas
Es gibt zwar keine aktuellen Fotos, aber zum Glück die Gewissheit, dass viele der beobachteten Delfine nach wie vor die Bucht besuchen. Der Kapitän des Bootes, mit dem wir meist unsere Patrouillenfahrten durchführen, wohnt gleich an der Bucht. Er hält auch jetzt immer Ausschau und berichtet regelmäßig.

Delfingruppe in der Paracas Bucht. Foto: ACOREMA
So beobachtete er, dass die Delfine wie gewohnt in der Bucht ihre Bahnen ziehen. Wir berichteten schon von ihrer Gewohnheit, den Fischerbooten zu folgen – von denen durch die langjährige Arbeit des Projekts keine Gefahr mehr für sie ausgeht. Wenn dann die Fischer ihren Fang putzen und die Reste über Bord werfen, schnappen sich die Delfine die Leckerbissen.
Unsere gute Fernkommunikation mit den Touristenführern vor Ort ermöglicht es, diese wichtige Gruppe von Akteuren in Datenaufzeichnung und Berichterstattung zu schulen. Wenn dann wieder Ausflüge stattfinden können, sind sie entsprechend vorbereitet und haben alles parat.
Besondere Aufgabenbereiche: Schulen und Bildungssektor
Ein weiterer Aspekt der Arbeit des Delfinschutzprojekts Peru betrifft Projekte mit Schulen. Auch in Peru wurden die Bildungseinrichtungen geschlossen. Jedoch steht ACOREMA im Austausch mit den Lehrern, um vielfache Aktivitäten zu koordinieren, damit die ansässigen Delfine auf der lokalen Tagesordnung bleiben.
Während des Lockdown hat man in Peru ebenfalls die Möglichkeiten ausgebaut, über Online-Foren und via Video-Chat zu korrespondieren und so auch den Unterricht abzuhalten.

Wir nutzten diese Zeit, erarbeiteten ergänzende Schulmaterialien und stellten diese den Schulen zur Verfügung. So organisierte beispielsweise die Schule „Teresa de Gonzáles de Real de Fanning“ in San Andrés (Pisco) im Juli eine Feier zum Welt-Wal- und Delfintag. Im Mittelpunkt stand dabei der Paracas-Delfin „Maria-José“, den die Schule adoptiert hat.
Viele weitere Aktivitäten finden zur Unterstützung der Bildungsarbeit statt:
- Erstellung von Broschüren und Unterrichtsmaterialien über Wale und den Klimawandel
- Ausbau und Erweiterung der ACOREMA-Homepage mit Informationen für Schüler über Plastikmüll und Meeresverschmutzung, Biodiversität und vieles mehr
Wissen generieren – hilfreiche Öffentlichkeitsarbeit
Die Langzeitbeobachtung und Verbreitung des Wissens über die Delfine vor Paracas durch unsere Arbeit von ACOREMA und die Lebensgeschichten der individuell identifizierten Delfine halfen, der Bevölkerung viele Umwelt- und Naturschutzprobleme nahezubringen.
So wurden beispielsweise vom Delfinschutzprojekt Peru Kampagnen gegen Dynamit-Fischerei und drei erfolgreiche Anti-Plastik-Kampagnen durchgeführt.

Delfinschutzprojekt Peru: Die Erfolge sprechen für sich
- Delfine werden in Paracas nicht mehr direkt gejagt und als chancho marino (Schwein des Meeres) auf den örtlichen Märkten verkauft.
- Die Delfine sind individuell benannt und der Bevölkerung mit ihren Namen bekannt, was sie sehr beliebt machte.
- Die Sympathie für die Delfine wurde vor allem durch die jahrelangen zahlreichen Schulprojekte stark gefördert.
- Dies alles sowie öffentliche Aktionen und die Zusammenarbeit mit den Ministerien hilft sehr, Arten- und Naturschutzmaßnahmen durchzusetzen.
- Die Trainingsprogramme von ACOREMA für Ranger, Kapitäne und Touristenführer sind entscheidend, ortstreue Delfine, die immer wieder in die Paracas-Bucht schwimmen, bekannt zu machen, Bedrohungsfaktoren aufzuzeigen und sie zu schützen.
- Die ehemals mit Plastikmüll übersäten Strände sind heute sauber. Plastikmüll wird nun gesammelt und einem Recyclingprogramm zugeführt.
Perspektiven schaffen
Zukünftig soll die wichtige Arbeit mit den Schulen fortgeführt werden. Denn die Bildung der Kinder und Jugendlichen prägt unsere Welt von morgen. Nachhaltigkeit, Ressourcen schonen, Klimaschutz, Natur- und Tierschutz, fairer Handel und soziales Miteinander sollen anerkannte Werte sein.
Nun hoffen wir alle auf ein baldiges Ende der Corona-Krise, dass Impfstoff und Heilmittel gefunden werden und wir wieder in ein normales Leben zurückkehren können.

Große Vorfreude auf die Zeit nach der Krise
Wir freuen uns sehr darauf, wieder loszufahren, bei den Paracas-Delfinen zu sein und sie alle wohlauf anzutreffen. Im Moment wissen wir nicht, ob sie in Sicherheit sind. Denn die Corona-Krise führt auch zu noch mehr Not in der Bevölkerung. Ob dann illegales Dynamit-Fischen oder das Harpunieren von Delfinen wieder zum Tagesgeschehen gehören könnten, sind mögliche Gefahren, die wir verhindern wollen.
Es bleibt zu hoffen, dass die Bevölkerung auch in solch schwierigen Zeiten trotz allem die Delfine schätzt und schützt. Aber es sind stetige Bemühungen notwendig, dies aufrecht zu erhalten.

Delfinschutzprojekt Peru: Wir dürfen nicht nachlassen!
Wir dürfen nicht nachlassen mit unserer Arbeit zum umfassenden Schutz der Delfine, denn von staatlicher Seite gibt es dafür keine Mittel. Deshalb danken wir allen Delfin-Paten und Projektspendern für Ihre wertvolle Unterstützung. Durch Sie wurden all die Fortschritte und Erfolge erst möglich!
Helfen Sie uns bitte dabei, dass die Delfine weiterhin so fröhlich und unbeschwert in den Buchten von Paracas schwimmen und wir den Schutz von Walen und Delfinen ausbauen können.
Denise Wenger, Schweinswale e.V.
nach Informationen von Julio Reyes, ACOREMA
Delfinschutzprojekt Peru
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