Ägypten: Viele gute Delfin-News – und leider eine schlechte
Pilzinfektion überstanden: „‚Farida' ist fit wie ein Turnschuh“
Trächtige Weibchen, neugeborene Kälber, Läsionen bei Jungtieren und die beeindruckende Interaktion mit Korallen und Schwämmen, welche womöglich der Selbstmedikation dient – in den vergangenen Monaten gab es für unsere Projektpartner von Dolphin Watch Alliance (DWA) in Ägypten allerhand zu dokumentieren. Ganz aktuell sind die Meldungen über positive Heilungsverläufe bei den Pilzinfektionen, worüber sich das Team ungemein freut.
Große Erleichterung: Delfine vor Hurghada (Ägypten) frei von Pilzinfektionen
Zu Beginn dieses Jahres wurden an mehreren jungen Indopazifischen Großen Tümmlern in Ägypten deutlich sichtbare Läsionen bemerkt. Bei „Farida“, der mittlerweile einjährigen Tochter unseres Patendelfins „Ferdinand-Destiny“, waren Rückenflosse und die Spitze der Schnauze von der Pilzinfektion betroffen. Bei „Lia“, Tochter unseres Patendelfins „Laura“, wurden die Läsionen ebenfalls an der Schnauze und zudem an den Brustflossen dokumentiert. DWA-Biologin Angela Ziltener äußerte nach Ausbruch der Krankheit schnell die Vermutung, dass es sich um einen Pilz namens „Lacazia loboi” handelt, der vor allem in tropischen Klimazonen Lateinamerikas vorkommt. Die Pilzinfektion dringt über kleine Verletzungen der Haut ein und bildet dort Knoten und Geschwüre.
Foto links: Die Läsionen an Rückenflosse und der Spitze von „Faridas” Schnauze waren zu Jahresbeginn deutlich sichtbar.
Foto rechts: Heute sind die Läsionen bei „Farida” (oben) komplett verschwunden. Auf dem Bild schwimmt sie mit zwei weiteren Jungdelfinen („Hana” (unten) und „Hutton”).
Die Sorge um die betroffenen Jungdelfine war bei uns groß – noch größer ist jetzt die Erleichterung, dass bei mittlerweile allen Tiere die Läsionen verschwunden sind. „Der Pilz ist komplett weg“, freut sich Angela Ziltener. Und „Farida“, bei der die Infektion zuerst beobachtet wurde, „ist fit wie ein Turnschuh“. In diesem Kontext weist die Biologin darauf hin, dass sich die Jungtiere mittlerweile ebenso wie zahlreiche erwachsene Delfine an Korallen und Schwämmen reiben. Letztere weisen biofunktionelle Eigenschaften auf und wehren möglicherweise Krankheitserreger ab, die bei den Meeressäugern Hautkrankheiten verursachen. Eine entsprechende Studie zur möglichen Selbstmedikation von Delfinen in Ägypten haben Angela Ziltener, das DWA-Team und weitere Autoren unter dem Titel „Evidence that Indo-Pacific bottlenose dolphins self-medicate with invertebrates in coral reefs“ im Frühjahr veröffentlicht.
Ägypten: Delfin-Babys der dritten Generation gesichtet
Für einen weiteren Grund zur Freude sorgte unlängst das Delfin-Weibchen „Hala“. Hintergrund ist hierbei, dass zum Start des Forschungsprojekts Delfine im Roten Meer vor mittlerweile 13 Jahren „Hala“ das erste gesichtete Kalb des DWA-Teams in Ägypten war. Damals schwamm sie in Babyposition bei ihrer Mutter „Hessa“. Seit diesem Sommer ist „Hala“ selbst Mutter einer Tochter: „Hana“. Auf Arabisch bedeutet dieser Name soviel wie „Glück“ oder „Freude“. „Wir finden den Namen passend, weil mit ‚Hana‘ ein weiteres Kalb in dritter Generation zur Welt gekommen ist.“
Next Generation: „Hana“ wurde vor wenigen Monaten geboren. Auf Arabisch bedeutet ihr Name soviel wie „Glück“ oder „Freude”.
Delfin-Kalb „Nanu“ ist verschollen
Dass Freud und Leid manchmal eng beieinander liegen, zeigte sich ebenfalls in diesem Sommer. Die schlechten Neuigkeiten beziehen sich auf das Weibchen „Nel“ und ihren Sohn „Nanu“. Dieser kam im Jahr 2020 in Ägypten zur Welt und war das erste Kalb der dritten Generation, welches Dolphin Watch Alliance identifizieren konnte. Allerdings fehlt von „Nanu“ mittlerweile jede Spur; seine Mutter wurde im Sommer ohne ihn gesichtet. „Da „Nanu“ zu diesem Zeitpunkt erst rund zwei Jahre alt gewesen und sicher noch ein weiteres Jahr von der Mutter abhängig wäre, müssen wir leider annehmen, dass er gestorben ist“, teilten unsere Kooperationspartner unlängst mit. „Nanus“ Verlust schmerze besonders, da er anfänglich in sehr guter Verfassung war und es beispielsweise liebte, mit Seetang zu spielen. „‚Nel‘ ist momentan nicht trächtig, aber wir hoffen, dass sie bald wieder ein Kalb gebären wird“, zeigt sich das Team trotz der schlechten Nachricht zuversichtlich.
Ein Foto aus 2020: Der damals vier Monate alte „Nanu” mit seiner Mutter „Nel”
Fotos: Angela Ziltener / DWA
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Ferdinand-Destiny
Ferdinand-Destiny überlebte einen Haiangriff. Schwer verwundet suchte sie Schutz bei Tauchern. Als die Wunden heilten, kehrte sie zu ihrer Gruppe zurück, ihr Interesse an Menschen blieb.
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