Gemeinsam da durch – Wir stehen in schwierigen Zeiten zu unseren Partnern!

Teil 6: Bleifarbene Delfine - Südafrika

Der Lockdown in Südafrika war besonders streng. In den ersten 5 Wochen durften wir nicht einmal unsere Häuser verlassen, um zu trainieren. Erlaubt war nur das Einkaufen von Lebensmitteln und Medikamenten. Auch der Verkauf von Alkohol und Tabak war verboten. Mittlerweile jedoch dürfen wir zwischen 6 und 9 Uhr morgens zum Sport gehen. Zusätzlich zu den Lebensmittelgeschäften haben nun auch Geschäfte für Handwerker (aber noch immer nicht für die Öffentlichkeit) geöffnet.

Das muss so streng sein auch wenn unsere Wirtschaft sehr darunter leidet. Denn unser Gesundheitssystem in der Dritten Welt kann mit der Krankheit nicht fertig werden. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir eine der größten immunsupprimierten Bevölkerungen der Welt haben.

Ein Silberstreifen am Horizont

Auf der positiven Seite bringt der Lockdown einen Silberstreifen am Horizont. Es gibt weniger industrielle Abwässer, die ungeklärt ins Meer geleitet wird. Keine Freizeitboote, die herumrasen und die Delfine volllärmen oder sie “überfahren”. Keine Freizeitfischer, die ständig die Fische herausholen, die dann den Delfinen fehlen.

Und das Beste von allem: an den Stränden wurden sämtliche Hainetze abgebaut!

Wir sind so erleichtert, weil wir die Delfine in den letzten Wochen einige Male genau dort gesehen haben, wo die Netze normalerweise installiert sind.

Situation ist vorübergehend

Doch machen wir uns keine Illusionen. Sobald der Lockdown aufgehoben ist, wird es vorbei sein, mit dem Silberstreif am Horizont. Dann kommen die Hainetze zurück.

Dann fangen die Sorgen wieder an. Sorgen über das Leben der Delfine, die wir kennen und lieben. Wie „Mars“ oder „Zipper“ mit ihrem neuen Baby „Fin“.

In Südafrika haben Menschen schon unter normalen Umständen Vorrang vor Wildtieren. Die Forderungen der Wirtschaft bedeuten jetzt, dass Geld für den Naturschutz noch knapper sein wird.

Daher müssen wir sicherstellen, dass wir unsere Arbeit mit den Interessengruppen fortsetzen können, um Lösungen für den Ersatz von Hainetzen zu finden.

Shanan Atkins, Meeresbiologin von Humpack Dolphin Research, WITS-University, Johannesburg

Gemeinsam da durch

Es ist für uns selbstverständlich, in dieser extremen Situation solidarisch zu sein. Wir lassen unsere Partner jetzt nicht „im Regen stehen“. Wir helfen weiter, so lange es geht! Wir gehen gemeinsam da durch oder gar nicht.

Dabei sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen. Denn nur mit Ihrer Hilfe können wir alle gemeinsam dafür sorgen, dass es eine bessere Zukunft gibt, dass der Silberstreifen am Horizont sehr lange sichtbar bleibt.
Für bedrohte Meerestiere und für Menschen!

Alle Corona-Perspektivspenden kommen unseren in Not geratenen Partnern zu Gute!

Bleifarbener Delfin schwimmt auf Strand und zwei Kinder zu.

Immer gut im Blick: Delfine vor Richards Bay

Trotz des landesweiten Lockdowns haben Shanan Atkins und ihr Team ganz gut im Blick, wie die Delfine vor Richards Bay mit der Situation umgehen. Dank einer ständig aktiven Webcam und dank unserer emsigen Delfinspotterin Judith Leiter aus Tirol. Kürzlich erhielt Judith sogar „Gesellschaft“ von Jenny L. die sonst viel in Kroatien Delfine vom Boot aus beobachtet. Nun hat sie auf offline umgestellt, hält nach Delfinen in Südafrika Ausschau. Und das mit Erfolg, wie Judith Leiter zu berichten weiß:

„Es ist für Jenny das erste Mal, dass sie über die Kamera einen Delfin entdeckt hat, wozu wir ihr herzlich gratulieren und ihr noch viele weitere Sichtungen wünschen. Vielen Dank für deine Unterstützung, liebe Jenny! Da sich unsere Delfine ja nicht von irgendwelchen Krisen beirren lassen, sind sie auch in den letzten Tagen wieder mehrmals in Richards Bay gesichtet worden“.

Delfinsichtungen vor Richards Bay 23. bis 30. April 2020

23. April
Gegen 9 Uhr schwimmt eine Gruppe von fünf oder sechs Bleifarbenen Delfinen nahe der Küste in südliche Richtung. Sie halten sich zuerst eine geraume Zeit auf der Alkantseite in Höhe Baggerpipeline und Port Control Gebäude auf. Dann aber schwimmen sie plötzlich in hohem Tempo auf das Nordpier zu, daran vorbei und weiter zu den Bojen am Südpier. Es ist offensichtlich, dass sie auf der Jagd sind. Gegen 10 Uhr entfernen sie sich wieder in Richtung offenes Meer.

24. April
Und noch ein Glückstag: Gegen 15 Uhr schwimmen fünf Bleifarbene Delfine auf der Newarkseite nahe der Stelle, wo das Hydrophon ist. Wiederholt schwimmen sie von dort zum kleinen Pier und wieder zurück. Um 16:30 Uhr sind sie immer noch da.

25. April
Unglaublich: der dritte Sichtungstag in Folge und dann noch eine spannende zweieinhalbstündige Show unserer Bleifarbenen Freunde! Das lustige Spektakel beginnt kurz nach 7 Uhr, als die etwa acht Delfine auf der Alkantseite auftauchen und mit viel neugierigem Umherschauen, etlichen Sprüngen, Geplansche und Spielen für beste Unterhaltung sorgen.

Während Shanan und ich über die Kamera zuschauen, eilt Dave zum Pier und macht von dort aus wieder viele tolle Aufnahmen. Die Bleifarbenen halten sich lange in Strandnähe auf Höhe der Baggerpipeline auf, driften dann Richtung Norden und sind plötzlich wieder nahe dem Nordpierende zu sehen.

Was für ein tolles Ereignis! Wir hoffen, dass die nächsten Sichtungen nicht lange auf sich warten lassen…

30. April
Auch am letzten Tag des Monats haben wir wieder Glück: ein Bleifarbener Delfin taucht kurz am Alkantstrand auf, und ist gleich wieder verschwunden. Eine halbe Stunde später zeigt sich nochmals ein Bleifarbener am Südpier, der mit mäßigem Tempo in Richtung Ende des Piers schwimmt. Da er jedoch öfter längere Tauchzüge macht, verlieren wir ihn leider schon bald.

Delfinsichtungen vor Richards Bay 1. bis 14. Mai 2020

1. Mai
Wir sind ziemlich aufgeregt. Shanan meinte, bei der Sichtung heute könnten eventuell Zipper und Pollux mit von der Partie gewesen, aber es ist nicht ganz eindeutig! Das wäre natürlich eine Riesenfreude. Die beiden sind schon eine geraume Zeit nicht mehr dagewesen und es sah so aus, als könnte ihnen etwas passiert sein.

Und Zipper ist außerdem ja auch nicht mehr gerade die Jüngste … abwarten und hoffen. Wäre super, eine Bestätigung zu bekommen!!

7. Mai
Das ist heute wirklich ein glücklicher Zufall: Dave ist gerade erst an der Aussichtsplattform angekommen, als er um 12.45 Uhr auch sofort vier oder fünf Bleifarbene Delfine entdeckt, die sich etwa 400 m links vom Pier in der Nähe der Netzbojen aufhalten. Geschmeidig und kaum bemerkbar schwimmen sie aber schon bald in hohem Tempo auf das Südpier zu, wo Dave sie dann aus den Augen verliert. Es ist wahrscheinlich, dass sie hinter dem Pier verschwunden sind.

8. Mai
Es ist schön, zur Abwechslung wieder eimal ein paar Große Tümmler in Richards Bay zu sehen: um 7 Uhr sind vier oder fünf der Cousins unserer Bleifarbenen am Südpier und schwimmen sehr schnell in nördliche Richtung. In der Nähe des Nordpiers sind sie jedoch auf einmal verschwunden.

Einige Stunden später ist Dave an der Plattform. Gegen 11.30 Uhr entdeckt er sechs Bleifarbene Delfine am Alkantstrand. Sie halten sich dort eine Weile auf und bleiben immer in einigem Abstand zum Nordpier.

9. Mai
Auch heute früh zeigt sich wieder ein Großer Tümmler auf der Alkantseite: er taucht zweimal auf und bewegt sich in Richtung Norden. Dann ist er aber nirgends mehr zu sehen.

10. Mai
Kurz vor 9 Uhr taucht eine Gruppe von mindestens sechs Bleifarbenen in der Nähe der Netzbojen links vom Pier auf der Alkantseite. Zunächst kommen sie näher, entfernen sich dann Richtung Norden, kehren aber bald wieder um und bleiben nun auf Höhe der Baggerpipeline, wo sie um 11 Uhr immer noch beobachtet werden können.

Es ist recht interessant, dass die Delfine neuerdings recht häufig in dieser Gegend anzutreffen sind und wir fragen uns, warum sie dort wohl so viel Zeit verbringen.

11. Mai
Heute ist ein etwas merkwürdiger Tag: Wasserspritzer hier, und Wasserspritzer dort gegen 7 Uhr nicht weit vom Nordpier, aber nie lässt sich eines der Tiere blicken. Ein letzter Wasseraufschlag um kurz vor 8 Uhr und dann nichts mehr. Das ist ziemlich ungewöhnlich, aber so geht es auch am Nachmittag weiter, als um kurz nach 15 Uhr ein Vogelschwarm auf Nahrungssuche auf sich aufmerksam macht.

Es sind wieder viele Wasserspritzer zu sehen, die aber nicht von den Vögeln herrühren, und plötzlich sieht man einige Male große Fische sehr hoch und weit aus dem Wasser springen. Offensichtlich versuchen sie den Jägern unter Wasser zu entkommen. Wer immer diese auch sind: sie verursachen mehrmals auffallend große Wasseraufschläge. Sind es Delfine? Leider bleibt es heute ein Geheimnis der Unterwasserwelt!

13. Mai
Und genau wie zwei Tage zuvor beobachte ich auch heute morgen wieder mehrere undefinierte Wasseraufschläge in einiger Entfernung auf der Newarkseite, doch diesmal habe ich Glück und ein Delfin zeigt sich zumindest einmal an der Wasseroberfläche.

Während ich vergeblich weiter nach ihm Ausschau halte, tauchen unerwartet zwei Bleifarbene Delfine ganz in der Nähe des Nordpiers auf. Sie schwimmen gemächlich in südliche Richtung, und auch diese beiden sind bald wieder verschwunden.

14. Mai
Gegen 7.30 Uhr tauchen drei Bleifarbene Delfine am Alkantstrand auf. Zunächst unternehmen sie immer wieder längere Tauchzüge, was es schwer macht ihnen mit der Kamera zu folgen. Doch dann kommen sie in kürzeren Abständen an die Oberfläche und bewegen sich dabei langsam auf den Nordpier zu, wo sie um kurz vor 8 Uhr schließlich nicht mehr zu sehen sind.

Judith Leiter, Delfinspotterin

LineL

LineL lebt das ganze Jahr über in den Gewässern von Richards Bay und wurde im Mai 1998 erstmals gesichtet. Auf dem Bild ist sie mit Nachwuchs "Lilo" (hinten) zu sehen.

Zipper

Zipper ist ein Weibchen. Erstmals vor Richards Bay gesichtet wurde sie 1991. Damals muss sie ca. 10 Jahre alt gewesen sein. Die mehrfache Mutter und Delfin-Oma dürfte heute mindestens 40 Jahre alt sein.

Venus

Das Delfinweibchen Venus (im Bild hinten) wird vor Richards Bay am häufigsten gesichtet. Sie dürfte mindestens 30 Jahre alt sein und ist dreifache Mutter.

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