2020 – Ein Jahr zum Vergessen?

Chancen für eine nachhaltigere und gerechtere Welt?
Liebe Delfinfreunde,
viele von Ihnen denken sicher „2020 kann man vergessen“, und in mancherlei Hinsicht stimmt das auch – in ebenso vielerlei Hinsicht nicht. Denn die Welt wird nie mehr so sein, wie sie vor dem Einbruch eines neuen Virus in unser aller Leben war. In nur einem Jahr gab es gesellschaftliche und wirtschaftliche Umbrüche von bis dahin unvorstellbarem Ausmaß. Unser Umgang miteinander und ja, auch unser Umgang mit der Natur werden sich ändern (müssen).
Naturzerstörung im Windschatten einer Pandemie
Tiere und Natur können sich (schnell) erholen, wenn wir es zulassen. Das ist eine der positiven Erfahrungen, die wir als Gesellschaft in die Zeit nach der Pandemie retten können. Leider zeigt sich jedoch auch und gerade in Krisenzeiten, dass Skrupellosigkeit und Armut dazu führen, dass an Land und zu Wasser gnadenlos noch mehr Tiere illegal getötet werden als vor der Krise. Befeuert von Gier, schierer Not und der vorübergehenden Abwesenheit von Rangern, Fischereibeobachtern oder Küstenwachschiffen.
Es gilt nicht nachzulassen, denn es geht um viel!
Die verständliche Fokussierung ganzer Staatengemeinschaften auf sich selbst nutzen Regierungen, wie z. B. die brasilianische, zu hemmungsloser Naturzerstörung. Niemals zuvor brannte so viel Regenwald wie während der Corona-Krise.
Und nach Schätzungen von Experten sind derzeit eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Darunter auch (zu) viele hier bei uns in Deutschland.
Zwar schränkten nationale Lockdowns die aktive Arbeit für viele der von uns unterstützten Projekte stark ein. Dennoch wurde, wo es ging, weitergemacht, wenn auch unter recht erschwerten Bedingungen.

Auch unsere heimischen Ostsee-Schweinswale sind vom Aussterben bedroht. Einst waren sie in der zentralen Ostsee weit verbreitet. Heute gibt es nur noch wenige Hundert Tiere.
Ein Delfin-Wunder in schweren Zeiten
Viele Wildtiere allerdings genossen das weltweite Herunterfahren von Reisen, Handel und Ausflugsgelegenheiten und die damit verbundene zeitweilige Abwesenheit von Menschen und Maschinen augenfällig, kehrten in Lebensräume zurück, in die sie sich seit Jahrzehnten nicht mehr hineingewagt hatten.
Eine Delfingeschichte jedoch will da so gar nicht hineinpassen, ist wie ein Wunder. Ein einzelner Delfin lebt seit Ostern in der Eckernförder Bucht. Er gehört nicht in die Ostsee. Tiere dieser Art sind selten allein. Und dann sucht dieses mehr als ungewöhnliche Tier auch noch die Nähe zu uns Menschen!

Er ist ein Geschenk, ein sogenannter „Lone Ranger“-Delfin. Leider erkannten zu viele Urlauber nicht, dass sie es hier mit einem Naturwunder zu tun haben. Sensationsgier siegte über Respekt, Achtung und Achtsamkeit gegenüber einem Mitgeschöpf. Natürlich haben wir uns eingeschaltet und versucht, die Situation unter Kontrolle zu bekommen.
Mehr Achtsamkeit, mehr Respekt gegenüber dem Leben, seinen Nächsten und der Natur
Es ist vielleicht eine der entscheidendsten Lektionen, die man aus der Krise lernen kann – wenn man bereit dazu ist. Mehr Achtsamkeit, mehr Respekt gegenüber dem Leben, seinen Nächsten und der Natur.
Auch im kommenden Jahr stehen wir vor gewaltigen Herausforderungen und Aufgaben. Um diesen gerecht zu werden, in unserem Handeln für die, die keine Stimme und keine Lobby haben, hoffe ich auf Ihre Unterstützung und Ihre Solidarität – für eine nachhaltigere und gerechtere Welt.
Dafür danke ich Ihnen schon jetzt!

Foto: Barbara Volkmer
Die Zeiten bleiben herausfordernd für uns alle
2020 wird uns allen in Erinnerung bleiben – ein Jahr, das für die meisten von uns beruflich sowie privat extrem herausfordernd war, sicher kein „Jahr zum Vergessen“.
Im Namen des GRD-Delfinschutz-Teams wünsche ich Ihnen und Ihren Familien schöne und friedliche Weihnachten und für das Neue Jahr viel Gesundheit und Glück!
Ihr
Sigmar Solbach
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