Delfine: geliebt – gejagt – getötet
Die Mörder sind unter uns
Geliebt, gejagt, getötet: Für den Psychologen, Wissenschaftsjournalisten und Zoodirektor Benjamin Mee ist es ein Verbrechen, Delfine zu töten. Ein Verbrechen, für das man, wie Benjamin Mee es fordert, ins Gefängnis gehört: „Dann sprechen wir von einem Mord und von einem Mörder.“ Das ficht niemanden in den weltweit bekannten Delfinjagd-Hotspots Taiji (Japan) und auf Färöer-Inseln an, wo Delfinkulturen und –gesellschaften in einem Meer aus Blut ertränkt werden. Dort ist man noch nicht einmal auf das Fleisch der Meeressäuger als Nahrungsquelle angewiesen.
Jagd auf Delfine ist weltweit verbreitet
In vielen Regionen der Welt müssen immer mehr Menschen aus Hunger auf Delfinfleisch zurückgreifen. Zusätzlich erhöht sich der Jagddruck auf kleine Cetaceenarten durch die Nutzung als Köderfleisch, um andere Tiere, z.B. Haie zu fangen. Meeresbiologin Mel Cosentino von der argentinischen Wild Earth Foundation und Sue Fisher, Anwältin und Meeressäugerspezialistin vom Animal Welfare Institute aus Washington, dokumentierten für 33 Delfinarten, dass die Jagd auf Meeressäuger weltweit wesentlich weiter verbreitet ist, als wir glaubten.
Dieser Adria-Delfin starb durch Beschuss mit einer Harpune. © Martina Duras
Aus vielen Ländern gibt es keine Daten
Hauptgrund, dass viele Menschen auf eine vielerorts sogar tabuisierte Nahrung ausweichen müssen, ist die massive Überfischung der Fischbestände, vornehmlich durch die Fangflotten der Industrienationen, die die tropischen Meere leerfischen.
So ist auf Madagaskar vormals kulturell geächtetes Delfinfleisch mittlerweile so beliebt, dass Delfine nicht mehr nur als Beifang auf den Tisch kommen, sondern eigens gejagt werden. Auch die Küsten vor Ghana und Nigeria sind mittlerweile Todesfallen für jährlich über 10 000 Delfine. In Südamerika konnten die Wissenschaftler Brasilien, Kolumbien, Peru und Venezuela als Schwerpunkte einer gnadenlosen Jagd auf Küstendelfine identifizieren.
Für viele der sich nur relativ langsam vermehrenden Meerestiere kann diese Entwicklung zu einer zusätzlichen, ernsthaften Gefahr für ihr Überleben werden, zumal es aus sehr vielen Ländern Afrikas, Südamerikas und Südostasiens überhaupt keine Daten gibt.
Mosambik: Ein toter Buckeldelfin wir ausgewaidet. © Leszek Karczmarski
Die Mörder sind unter uns: Fischfangflotten der Industrienationen
Den höchsten Blutzoll jedoch entrichten Delfine in den Netzen der Fischfangflotten der Industrienationen. Weitgehend unbemerkt, undokumentiert und ungezählt. Es sind wohl mehrere Hunderttausend jedes Jahr.
Peru: Delfinjagd erfolgreich bekämpft
In der Paracas-Region (Peru) werden Delfine nicht mehr gejagt: Im Gegenteil, die meisten Fischer vor Ort kennen durch die großangelegte Öffentlichkeitsarbeit unserer dortigen Partnerorganisation ACOREMA die identifizierten Delfine und melden sogar Sichtungen. Delfine werden nicht gejagt oder harpuniert, sondern geschützt!
Foto oben: © Martina Duras
“50 Millionen Jahre nach ihrer Eroberung der Meere finden sich die Cetaceen in einer Situation wieder, in der sie auf einen Haufen Primaten angewiesen sind, die bewiesen haben, dass sie Regenwälder ebenso leicht verwüsten, wie sie Sinfonien komponieren können.”
Jean-Michel Cousteau
Helft mit!
Weitere Artikel
Neues Bündnis für den Schutz der Nordsee: Das Netzwerk Nordseeschutz (NeNo) nimmt Arbeit auf
Unsere Nordsee ist einzigartig! Doch Fischerei, Schiffsverkehr, Plastikmüll und Lärm von Offshore-Anlagen setzen ihr zu. Sie braucht dringend besseren Schutz – insbesondere für unsere heimischen Schweinswale, deren Bestände seit zwei Jahrzehnten zurückgehen. Am Beispiel dieser kleinen Wale wird deutlich, wie sehr die Artenvielfalt unter Druck gerät und wie notwendig effektive Schutzmaßnahmen sind.
weiterlesenSolarpanel, Stühle, WCs: Was macht dieser Müll in der Ostsee?
Tatort Flensburg, Yachthafen Sonwik: Beim jüngsten Flensburger Hafen-Clean-Up bargen rund 40 Freiwillige am vergangenen Sonntag erneut erschütternde Funde vom Meeresboden: E-Scooter, Sitzmöbel, ein Solarpanel, ein Außenborder und sogar WC-Elemente. Diese Aktion zeigt eindrücklich, wie wichtig Unterwasser-Clean-Ups sind und weshalb die GRD solche Einsätze unterstützt und fördert. Denn: Ohne engagierte Taucher:innen und Meeresschützer:innen würde dieser Müll unbemerkt weiter das Ökosystem der Förde gefährden.
weiterlesenEndlich: DERTOUR beendet Zusammenarbeit mit Loro Parque & Co.
Die DERTOUR Group, einer der führenden Reisekonzerne Europas, hat angekündigt, alle Angebote zu streichen, die Meeressäuger in ihrer natürlichen Lebensweise beeinträchtigen. Explizit nennt DERTOUR das Schwimmen mit Delfinen und das sogenannte „Beaching“, das im Loro Parque auf Teneriffa zum Alltag gehört.
weiterlesen
