Gestrandet – Gefunden – Gerettet
 
			
			Nahezu täglich werden weltweit Hilfsaktionen für gestrandete Delfine und Wale gestartet – mit unterschiedlichstem Ausgang
Gestrandete Delfine oder Wale zu retten ist eine ebenso schweißtreibende wie dringliche, aber auch erfüllende Aufgabe. Regelmäßig wird aus aller Welt von derartigen Rettungsaktionen berichtet, oftmals dokumentiert mit Bildern und Videos. Wir sind mehreren Fällen des vergangenen Monats nachgegangen, bei denen sogar einem gestrandeten Buckelwal mit purer Muskelkraft zur Rückkehr ins Meer verholfen wurde.
Gestrandete Delfine und Wale werden weltweit gerettet
Am 13. Juli wollten drei Freunde in Neufundland (Kanada) einen Ausflug im Kajak unternehmen und die zerklüftete Küste bei Fleur de Lys erkunden. Unvermittelt entdeckte das Trio einen gestrandeten Delfin, der kopfüber in ca. 60 Zentimeter tiefem Wasser feststeckte und um sein Leben kämpfte. Die jungen Männer reagierten schnell, richteten den Meeressäuger auf und führten ihn behutsam durch die Felsen in tieferes Wasser (siehe nebenstehendes Video). Von dort aus schwamm der Delfin nach einer kleinen Rast in die Bucht hinaus. Wie es zu der Strandung kam bleibt Spekulation. Die lebensgefährliche Lage könnte nach Auskunft des Trios durch ein vorbeifahrendes Boot verursacht worden sein, von dem der Delfin angefahren wurde.
Gestrandete Delfine sind oftmals desorientiert
Die Gründe für Strandungen von Delfinen sind vielfältig. Krankheiten kommen hier ebenso infrage wie Unfälle – beispielsweise durch Schiffskollisionen oder durch Unterwasserlärm. Militärische Übungen beispielsweise können das empfindliche Gehör schädigen und zu Orientierungsproblemen führen. Desorientierung ist auch regelmäßig der Grund, weshalb sich die Meeressäuger in Flüsse verirren und sich dort in lebensgefährliche Situationen begeben. Die Wasserläufe sind für Delfine hochgradig gefährlich, da sie im für sie ungeeigneten Brack- und Süßwasser nicht genügend Nahrung finden.
Diesem Schicksal sind Anfang Juli zwei Große Tümmler entkommen, die sich in einem mexikanischen Bewässerungskanal verirrt hatten. Über die Bucht von Altata gelangte das Duo in den Kanal und schwamm rund 20 Kilometer weiter nach Sataya, wo sie aufgrund von Niedrigwasser schließlich strandeten. Allein diese Lage war für die drei Meter langen Delfine lebensgefährlich, hinzu kamen aber noch Krokodile, die in unmittelbarer Umgebung lauerten. Deren Anwesenheit sowie tiefer Schlamm erschwerte auch die Arbeiten der Retter von der Ostok Foundation und von Dolphin Discovery. Insgesamt zehn Tage vergingen, bis der erste Delfin in einer großen Wanne zurück zur Bucht von Altata transportiert werden konnte. Der zweite Delfin folgte – augenscheinlich ebenfalls in guter Verfassung – zwei Tage später. (Lesetipp: Bei Strandungen – So funktioniert die Ersthilfe bei Meeressäugern)
Weniger Glück hatte ein Delfin, der sich im irischen Cork in den Fluß Lee verirrt hatte. Das scheinbar desorientierte Tier wurde am 17. Juli im seichten Gewässer nahe des Hafens gesichtet und konnte in der Folge nicht gerettet werden. Durch den Gezeitenwechsel sank der Flusspegel rapide und der Delfin konnte nur noch tot geborgen werden.
Delfin gestrandet – Hilfe kommt zu spät
Dass nicht jede Rettung erfolgreich verläuft, wurde unlängst auch in New Castle (Delaware, USA) traurige Gewissheit. Ein junger Delfin hatte sich am 4. Juli bei Ebbe in den Felsen verfangen, ist gestrandet und schaffte es aus eigener Kraft nicht mehr zurück in den Atlantik. Mitarbeiter des Marine Education Research and Rehabilitation Institute nahmen sich des Meeressäugers an, wickelten ihn in nasse Handtücher und nutzten viel Wasser, um ihn zu kühlen. Anschließend wurde er zur weiteren Versorgung ins Merr Institute Lewes transportiert, wo das zwei- bis drei Monate alte Tier allerdings kurze Zeit später verstarb. Die lange Zeit in der Sonne hatte ihm zu sehr zugesetzt.
Gefunden wurde der gestrandete Delfin zunächst von einem Spaziergänger, der daraufhin die Behörden verständigte. Professionelle Hilfe zu benachrichtigen ist die beste Hilfestellung, die in diesem Moment getan werden kann. Vielerorts gibt es ein sogenanntes Strandungsnetzwerk, deren Mitglieder mit professionellem Equipment schnell erste Hilfe leisten können. Keinesfalls sollte man sich hingegen allein einem Wal oder Delfin nähern, denn mit der Schwanzflosse können die Wildtiere dem Menschen erhebliche Verletzungen zufügen.
Mit vereinten Kräften: Gestrandeter Buckelwal wird zurück ins Meer geschoben.
Neben den vielen Delfinrettungen im vergangenen Monat wurde aus Namibia von einer besonderen Wal-Rettung berichtet. Lokale Reiseanbieter informierten die Mitarbeiter von Ocean Conservation Namibia darüber, dass 50 Kilometer südlich von Walvis Bay ein Buckelwal gestrandet ist. Mit mehreren Kollegen und Rettungsausrüstung begab sich das Team zu dem noch lebenden, aber geschwächten Tier. Über vier Stunden dauerte es, bis der Wal mit vereinten Kräften und unter Mithilfe einer großen Welle wieder mit dem Schwanz im Wasser schlagen konnte und sich wenige Minuten später in die Tiefen des Ozeans verabschiedete. Für ein Mitglied von Ocean Conservation Namibia war dieses Erlebnis äußerst speziell. Dieser hatte bereits zehn große Walrettungen erlebt – der Buckelwal bei Walvis Bay war seine erste erfolgreiche.
Gestrandete Delfine: Jeder kann helfen
Aktiv an einer Delfin- oder Walrettung beteiligt gewesen zu sein, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Moment, den man nie vergisst. Engagement für die Meeressäuger kann aber auch gezeigt werden, indem man gemeinnützige Organisationen wie die Gesellschaft zur Rettung der Delphine und deren Projekte unterstützt. Wie Sie uns aktiv helfen können, erfahren Sie hier.
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