Spieglein an der Wand: Wir sind wer

von | 8. Februar 2019 | News - Delfine

Wissenschaft erkennt Bewusstsein bei Delfinen an

Im Jahr 2001 durchbrachen Delfine endlich eine Schallmauer menschlicher Erkenntnis. Meeresbiologin Diana Reiss und Verhaltensforscherin Lori Marino konnten mit zwei Großen Tümmlern erfolgreich den sogenannten Spiegeltest durchführen. Seitdem kommen menschliche Säugetiere nicht mehr umhin, auch bei den Zahnwalen das Vorhandensein von Selbsterkenntnis, Persönlichkeit und Ichbewusstsein anzuerkennen. Gerade Lori Marino hatte viele Jahre lang darum gekämpft, dass Delfine als “nichtmenschliche” Personen anerkannt werden.

Kognitive Schallmauer

Der „Spiegeltest“ gilt als kognitive Schallmauer – für menschliche Säugetiere. Nur wer diesen Bewusstseins-Lackmustest, bei dem man an seinem Körper angebrachte Markierungen oder Verfärbungen im Spiegel entdecken muss, besteht, dem gestehen wir Ichbewusstsein als nichtmenschliche Person zu. Geschafft haben das auch Elefanten, die großen Menschenaffen, Elstern und Keas.

Doch wie wenig gerecht wird man mit einem derartigen Test anderen Tierpersönlichkeiten wie Oktopussen, Hunden, Wölfen und vielen anderen mehr?

Streifendelfine im Ionischen Meer. Begegung mit eindrucksvollen Tierpersönlichkeiten. © Claudia R.

Bei Kleinkindern braucht es länger

Die Psychologinnen Diana Reiss und Rachel Morrison berichteten im Januar 2018, dass Große Tümmler ab einem Alter von sieben Monaten beginnen, sich im Spiegel zu erkennen. Kleinkinder sind dazu erst irgendwann in ihrem zweiten Lebensjahr in der Lage. Schimpansen brauchen noch länger.

Auf Augenhöhe mit nichtmenschlichen Persönlichkeiten. © Atmo Kubesa

Sehr selten: Artübergreifender Altruismus

Zahlreiche aus der Freilandforschung gewonnene Erkenntnisse zur Delfin-Kognition führten dazu, dass man ihnen auch die Fähigkeiten der „Theory of Mind“ (ToM) oder „Native Theorie“ zuspricht. Delfine sind sich nicht nur ihrer selbst bewusst, sondern können sich auch in die Gefühls- und Gedankenwelt ihres Gegenübers versetzen.

Sie können sich höchst uneigennützig zeigen, besitzen Empathiefähigkeit. Ungezählt sind wagemutige Rettungsaktionen, bei denen diese nichtmenschlichen Personen in Not geratene Surfer und Schwimmer vor Angriffen großer Haie schützen.

Uneigennütziges Handeln zum Wohle artfremder Individuen, bei dem einem selbst mehr Kosten als Nutzen entstehen, ist im Tierreich nicht oft zu beobachten. Das galt lange als die Domäne menschlicher Säugetiere schlechthin. 2010 gelang Felix Warneken und seinen Kollegen vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie der Erstnachweis bei Schimpansen.

Indopazifische Große Tümmler beim Spiel mit einem Kugelfisch. © Angela Ziltener / DWA

Ein wenig genutzt hat den Delfinen ihr neuer Status

Das neue Denken hatte Folgen: Im August 2012 erklärten die Bewohner der japanischen Insel Toshima die rund um die Insel lebenden Großen Tümmler zu Mitbürgern. In Indien wurden Delfine im Jahr 2013 offiziell als nichtmenschliche Personen anerkannt. Seitdem müssen ihre Rechte und Lebensbedürfnisse respektiert werden. In der Folge wurden sämtliche Bauvorhaben für Delfinarien in Indien eingestellt.

Anerkennung als nichtmenschliche Persönlichkeiten

Wissenschaftler und Delfinschützer fordern eine eigene “Delfin-Ethik“. Die Anerkennung eines besonderen Status für Delfine als nichtmenschliche Personen. 2010 verabschiedeten namhafte Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen die “Helsinki-Deklaration”. Sie fordern darin u.a. Persönlichkeitsrechte für Delfine und Wale. So das Recht auf Freiheit und Unversehrtheit. Diese Rechte sollen gesetzlich verankert werden.

Am 7. Juli 2012 unterzeichneten einige der klügsten Köpfe der Welt, darunter Irene Pepperberg, David B. Edelman, Diana Reiss, Kristof Kock, Philip Low und Stephen Hawking die “Cambridge Declaration on Consciousness” mit der klaren Aussage: Tiere haben ein Bewusstsein. Darin heißt es u.a.: “Menschen sind nicht einzigartig darin, über neurologische Strukturen zu verfügen, in denen Bewusstsein entsteht. Nichtmenschliche Tiere wie alle Säugetiere und Vögel und viele andere Lebewesen, darunter Oktopusse, besitzen dieselben neurologischen Strukturen”.

Foto oben: © PIXABAY

 

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