UN warnen vor Überfischung der Meere
30 Prozent der weltweiten Fischbestände sind überfischt
Angesichts überfischter Weltmeere und der damit bedrohten Lebensgrundlage von Millionen Menschen hat die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in ihrem Jahresbericht zur Fischerei die Regierungen zu einer nachhaltigen Fischereipolitik aufgerufen. Nach wie vor sind nahezu 30 Prozent der weltweiten Fischbestände überfischt, 57 Prozent befinden sich an der Grenze ihrer maximaler Ausbeutung. Lediglich 13 Prozent der weltweiten Fischbestände sind derzeit noch nicht voll ausgebeutet. Hinzu kommt, dass etwa 40 Prozent aller weltweiten Fänge sogenannter unerwünschter “Beifang” sind (darunter Hunderttausende Wale und Delfine), der tot wieder im Meer entsorgt wird. Die industrielle Fischerei ist die mit Abstand größte Gefahr für das Überleben der Delfine in den Weltmeeren.
Typisches Beispiel: Der EDEKA/WWF-Thunfisch-Skandal
Ein typisches Beispiel hierfür war der EDEKA/WWF-Skandal um angeblich nachhaltig gefangenen Thunfisch, bei dessen Fang jedes Jahr über 1.000 Delfine einen grausamen Beifangtod starben, wobei Experten von einer weit höheren Dunkelziffer sprechen. Die intelligenten Meeressäuger ertrinken langsam und äußerst qualvoll in den Ringwadennetzen der Fangschiffe, deren Thunfisch-Filets dann nett etikettiert als “naturschonend und selektiv gefangen” von EDEKA in Deutschland verkauft wurden.
Erst nach massiven Protesten der GRD erklärte sich EDEKA im April 2012 bereit, die Ware mit den unsäglichen “in Kauf zu nehmenden Delfinbeifängen beim Thunfischfang” nicht mehr zu beziehen.
Neuer Jahresfangrekord trotz schrumpfender Bestände
Zwar hat die Fischfangindustrie mit 128 Millionen Tonnen Fisch einen Jahresfangrekord aufgestellt und ermöglicht etwa 55 Millionen Menschen ein Einkommen, doch die Fischereiindustrie steht vor massiven Problemen: ungenügende Steuerung des weltweiten Fangs, Schwächen im Management oder Streit über die Nutzung der vorhandenen Fisch-Ressourcen.
“Überfischung hat aber nicht nur negative ökologische Folgen, sie verringert auch die Produktion, was auch negative soziale und wirtschaftliche Auswirkungen hat”, so die FAO. Für den alle zwei Jahre erscheinenden Weltfischereibericht wertete die FAO Daten zu 395 Beständen aus, die 70 Prozent des Weltfischfangs repräsentieren.
Nur durch ein wirksames Fisch-Management hätten die erschöpften und überfischten Bestände eine Chance, sich erholen zu können, sagt Arni M. Mathiesen, Chef der FAO-Abteilung für Fischerei und Fischzucht. Besonders die EU steht hier in der Verantwortung. Nirgendwo sonst auf der Welt werden die Meere derart stark ausgebeutet, drei von vier wirtschaftlich genutzten Fischbeständen in der EU sind überfischt.
Der Bedarf für Fisch wächst weltweit
Laut den Analysen der FAO stieg der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch auf die höchste je ermittelte Menge von 18,4 Kilogramm. Diese ständig wachsende Nachfrage wird in Zukunft nicht mehr gestillt werden können, zu viele Fischbestände befinden sich am Rande der Erschöpfung und drohen zusammenzubrechen. Meeresschützer fordern seit Langem einen Paradigmenwechsel in der Fischereipolitik. Mehr Schutzgebiete und fischereifreie Zonen, umweltfreundliche und nachhaltige Fangtechniken und eine massive Verkleinerung der Fangflotten sind erforderlich, um der Krise zu begegnen, die in Europa besonders drastisch ist.
Weniger Fisch für mehr Leben in den Meeren
Zum Schutz von Delfinen und anderen Meeressäugetieren sollte man generell weniger Fisch essen und auf Fischarten verzichten, deren Fischerei unselektiv und mit einer hohen Beifangrate verbunden ist.
Foto oben: Alex Hofford, Greenpeace/Marine Photobank
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