Babyglück bei den Southern Residents

Vom Aussterben bedrohte Orca-Population hat Nachwuchs bekommen
Die südlichen ortstreuen Orcas, auch Southern Residents genannt, ist eine vom Aussterben bedrohte Orca-Population, die sich überwiegend in den Gewässern von Washington State in den USA sowie im südlichen British Columbia in Kanada aufhält. Die in drei Pods aufgeteilte Population (J-Pod, K-Pod, L-Pod) darf sich über Nachwuchs freuen: Die Familiengruppe L-Pod hat ein Baby bekommen, wie Wissenschaftler des Center for Whale Research Mitte Januar bestätigt haben.
Southern Residents – Population hat abgenommen
Bislang stand es um die Population der Southern Residents alles andere als gut. Der letzte Nachwuchs konnte zuletzt im Jahr 2015 verzeichnet werden. Ganz im Gegenteil hat in diesem Zeitraum die Population der Tiere weiter abgenommen. Seit dem letzten Nachwuchs im Jahr 2015 sind zwölf Tiere gestorben. Ein Drittel der gestorbenen Orcas waren Jungtiere, die im Alter von nur drei Jahren oder sogar jünger verstorben sind. Im Jahr 2017 hatten die Southern Residents einen besonders schweren Verlust zu verzeichnen, denn da ist die über 100 Jahre alte Matriarchin „Granny“ verschieden.
Im August 2018 hat Orca-Mutter Talequah ihr totes Neugeborenes weit mehr als 1.600 km durch den Ozean mit sich getragen. Viele Menschen waren traurig über das Schicksal des kleinen Wals Scarlet, der tapfer um sein Überleben gekämpft, und den Überlebenskampf letztlich leider doch verloren hat.

Fotocredit: © Robin W. Baird
Ein Hoffnungsschimmer – Nachwuchs im L-Pod der Southern Residents
Mitte Januar gaben Wissenschaftler des Center of Whale Research bekannt, dass sie ein mehrere Wochen altes Baby im L-Pod entdecken konnten. Mutter des Babys ist Matia (L77). Der Nachwuchs hat die Ordnungsnummer L124 erhalten. Namen vergibt man immer erst dann, wenn das junge Tier mindestens das erste Lebensjahr vollendet hat.

Fotocredit: © Stiftung Firmm
Gefahren, die das Wachstum der Population bedrohen
Es ist natürlich erfreulich zu sehen, dass die Southern Residents nach fast vier Jahren endlich wieder Nachwuchs zu verzeichnen haben. Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Tiere auch weiterhin vom Aussterben bedroht sein werden. Wie bereits erwähnt, sind viele der in den letzten Jahren geborenen Jungtiere schon vor dem dritten Lebensjahr verstorben. Es gibt viele Gründe, weshalb das Überleben für diese Tiere so schwierig ist. Zum einen ist das natürlich die Nahrungsknappheit, bedingt durch die Überfischung unserer Weltmeere, mit denen auch diese Orca-Population zu kämpfen hat.
Zudem leiden die Tiere unter der Verunreinigung des Meeres, etwa durch Polychlorierte Biphenyle (PCB), Flammschutzmittel oder auch Chlorverbindungen. Alle Mittel, die die Menschen achtlos ins Meer kippen, gelangen letztlich ins Nahrungsnetz der Orcas und aller anderen Lebewesen im Meer. Außerdem zählen die Gewässer zwischen Vancouver Island in Kanada und Washington in den USA nicht nur zum Lebensraum der Southern Residents, sondern sie sind auch stark befahren durch unzählige Schiffe wie Öltanker, Schlepper, Containerschiffe, Fähren, Fischereiflotten und vielen Privat- sowie Walbeobachtungsbooten.
Schutzmaßnahmen, um Population der Southern Residents zu retten
Der Nachwuchs bedeutet letztlich einen klaren Hoffnungsschimmer, aber leider heißt das noch lange nicht, dass sich die Population der Southern Residents ohne Weiteres erholen wird. Um die Erhaltung dieser Orca-Gruppe langfristig zu sichern, müssen wir weiter an den genannten Bedrohungen arbeiten und den Lebensraum der Tiere schützen.

Fotocredit: Pixabay

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