Verletzter Streifendelfin sucht Gesellschaft von Seglern

Suchte der Delfin Schutz bei den Menschen?
Eine ungewöhnliche Begegnung mit einem verletzten Streifendelfin (Blau-Weißer Delfin) machte eine in einer Bucht vor der Insel Žirje (nahe Šibenik) ankernde Segelcrew Mitte August 2018.
Er scheint etwas einsam zu sein...
Das von einer etwa 20 cm langen, deutlich erkennbaren Narbe auf der linken Körperseite gezeichnete Tier hielt sich über 8 Stunden nahe der Segelyacht auf, schwamm immer wieder um das Schiff herum. „Er scheint etwas einsam zu sein und sucht Kontakt“, war der Eindruck von Skipper Martin L., der uns von der Begegnung berichtete und gleich noch ein Video mit dem einzelgängerischen Streifendelfin zur Verfügung stellte.
Streifendelfine in der Adria
Streifendelfine (Stenella coeruleoalba) sind bei einem Gewicht von bis zu 165 Kilogramm etwa 1,80 bis 2,50 Meter lang. Sie gehören zu den am weitesten verbreiteten Delfinarten und kommen in allen Ozeanen in tropischen, subtropischen und gemäßigten Breiten vor. In der Adria traf man sie in den zurückliegenden Jahren nur selten an.
2017 wurden im Rahmen unseres Delfinschutzprojekts fünf tote Streifendelfine in Kroatien gefunden, 2016 gab es nicht einen einzigen gemeldeten Streifendelfin-Totfund. Diese Zahlen könnten ein Indiz sein, dass diese Delfinart wieder häufiger in der Adria auftritt.

Totfund eines Streifendelfins aus 2017. Foto: Martina Duras
Der auch Blau-Weißer Delfin genannte Streifendelfin hat einen sehr schlanken Körper, eine schmale kurze Schnauze, die typische „Melone“ ist deutlich ausgeprägt. Auffälligstes Merkmal jedoch ist ein schwarzes Band, das vom Auge zu den Flippern verläuft und zwei weitere Bänder, die sich von den Augen über die Flanken bis zum Schwanzstiel unter dem Bauch ziehen. Von der Fluke bis zur Stirn sind sie dunkelgrau gefärbt, die Seiten sind hellgrau, die Bauchseite ist meist weiß, die Fluke eher dunkel.
Weltweit soll es noch geschätzte zwei Millionen Exemplare geben. Sie leben in Schulen von mehreren, manchmal bis zu 1000 Tieren zusammen, einzeln trifft man einen Streifendelfin nur selten.
Der Streifendelfin gilt als nicht bedroht und steht unter keinem besonderen Schutz. Ihre Zahl ist seit 1991 im Mittelmeer stark rückläufig. Die Ursachen sind Überfischung, Beifang in Fischernetzen, Umweltbelastungen wie Schiffsverkehr und Lärm. Zwischen 1990 und 1992 wurde er als einzige Art Opfer des im Mittelmeer grassierenden Morbillivirus. Es sollen mehrere Tausend Tiere daran gestorben sein.
Foto oben: Jürgen Hartung

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STRELICA
Strelica (Pfeil) wurde gemeinsam mit den Patendelfinen Dobro Jutro und Poveliki beim Wellenreiten beobachtet.
VESELJAK
Veseljak (Spaßvogel) verdankt seinen Namen seiner schier unbändigen Lust an akrobatischen Sprüngen. Oft hielt er mit seiner Energie den Rest der Delfingruppe "auf Trab".
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