Rotes Meer: Rettung des kleinen Delfins „Latif“ gestaltet sich schwierig
Update: Seil schnürt sich immer tiefer in die Fluke von Delfin „Latif“
Vor rund anderthalb Jahren hat sich der kleine Delfin „Latif“ in einem Seil verheddert und zieht dieses seither mit sich herum. Die Rahmenbedingungen für eine Rettungsaktion seien alles andere als günstig, erklärt Angela Ziltener von der Dolphin Watch Alliance (DWA) auf Nachfrage. Damit meint die Biologin nicht nur das stürmische Wetter rund um Hurghada.
Enge Mutter-Kind-Beziehung
Rückblick: „Latif“ ist ein Indopazifischer Großer Tümmler, der vor knapp zwei Jahren im Roten Meer geboren wurde. Seine Mutter ist „Lea“, die ihr Kalb äußerst fürsorglich aufzieht. Zu beobachten ist dies unter anderem durch das regelmäßige Streicheln mit den Flippern, was bei Delfinen ein Ausdruck der sozialen Bindung ist. Etwa ein halbes Jahr nach der Geburt von „Latif“ muss sich dieser mit seiner Fluke in einem Seil verheddert haben. Seitdem ist diese Schnur sein ständiger Begleiter. Schlimmer noch: Das Seil schneidet sich immer tiefer ins Fleisch. Die Gefahr besteht, dass „Latif“ mit der Zeit seine Fluke verliert und aufgrund fehlender Jagderfolge nicht mehr für sich selbst sorgen kann.
Seit 1,5 Jahren zieht der kleine Delfin „Latif“ ein Seil mit sich herum, in das er sich unglücklicherweise verheddert hatte.
Angela Ziltener: „Bereits ein Cut würde viel Druck nehmen“
„Durch das Wachstum von ‚Latif‘ hat sich das Seil bereits stark in die Haut gearbeitet. Es ist nur noch an zwei Stellen möglich, es zu durchtrennen“, berichtet Angela Ziltener. Selbst wenn es gelingen würde, mit einer speziellen Sichel einen Schnitt vorzunehmen, würde sich das Seil höchstwahrscheinlich nicht mehr von der Fluke entfernen lassen. Es scheint, als wäre es bereits zu stark mit der Haut verwachsen. „Doch bereits ein Cut würde viel Druck nehmen“, davon ist die DWA-Biologin überzeugt.
Die Organisation einer Rettungsaktion wird unter anderem durch schwierige Wetterbedingungen am Roten Meer erschwert.
Seit Wochen wird die Rettungsaktion allerdings durch schwierige Wetterbedingungen behindert. „Es ist am Roten Meer derzeit sehr windig, sodass wir zu wesentlich weniger Sichtungstouren aufbrechen können“, erklärt Angela Ziltener. Dementsprechend seltener bekommen die Taucher „Latif“ und seine Mutter „Lea“ zu Gesicht. Letztere ist ohnehin äußerst vorsichtig und lässt Menschen nicht sehr nah an sich und ihr Kalb herankommen.
Eine unruhige See würde die Rettungsaktion überdies stark gefährden. Und auch der automatisch einsetzende Stress für die Tiere darf in diesem Kontext nicht unberücksichtigt bleiben. Es sind also gleich mehrere Faktoren, die seitens der Dolphin Watch Alliance einkalkuliert und abgewogen werden müssen.
Hoffen auf bessere Rahmenbedingungen
Nichtsdestotrotz gibt sich Angela Ziltener optimistisch: „Wir versuchen weiterhin unser Möglichstes, um ‚Latif‘ zu helfen. Optimal wäre, wenn der Kleine kommt, ruhig ist und wir den Cut unter Wasser vornehmen könnten.“ Bei den derzeitigen Wetterbedingungen mit starkem Wind und mäßiger Sicht seien ihr und ihrem Team vorerst allerdings die Hände gebunden.
Das Team der GRD steht in ständigen Kontakt mit Angela Ziltener und wird an dieser Stelle sofort berichten, wenn es Neuigkeiten zur Rettung von „Latif“ gibt.
Fotos: Angela Ziltener
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