Meeresschutz in der Ostsee: Der Schweinswal kann leicht aufatmen

von | 24. Februar 2022 | News - Delfine

Zum Schutz des Schweinswals beschließt das EU-Parlament strengere Maßnahmen

Ein Verwandter des Deutschland-Wals wurde jüngst im Golf von Kalifornien als nahezu ausgerottet gemeldet. Für die gefährdeten Bestände in der zentralen Ostsee gibt es hingegen leichte Anzeichen der Hoffnung: In Brüssel wurden jetzt strengere Maßnahmen für den Schutz der Schweinswale beschlossen.

Vor genau 30 Jahren setzte man den Kalifornischen Schweinswal, auch Vaquita genannt, auf die Rote Liste. Obwohl der Lebensraum des Schweinswals in der Folge unter Schutz gestellt wurde und der mexikanische Präsident ein Komitee zur Rettung des Vaquitas ins Leben rief, kann die Art nicht mehr gerettet werden. Der Vaquita gilt als nahezu ausgestorben. Vor allem die Stellnetzfischerei, die auf den begehrten Totoaba-Fisch abzielt, wurde dem Schweinswal zum Verhängnis.

Facebook

Mit dem Laden des Beitrags akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Facebook.
Mehr erfahren

Beitrag laden

Trauriger Restbestand: Weniger als 500 Schweinswale in der zentralen Ostsee

Damit der kleinen Population von Schweinswalen in der zentralen Ostsee nicht das gleiche Schicksal widerfährt, wurden jetzt endlich strengere Maßnahmen zum Schutz der Meeressäuger beschlossen. Dies ist auch dringend notwendig, da der Bestand in den vergangenen 70 Jahren um fast 100 Prozent zurückgegangenen ist. Gleichzeitig sank die durchschnittliche Lebenserwartung auf ein Alter von drei bis vier Jahren (ohne menschliche Einflüsse können Schweinswale ein Alter von bis zu zehn Jahren erreichen). Fakt ist: In der zentralen Ostsee gibt es weniger als 500 Tiere. Der Gewöhnliche Schweinswal ist hier vom Aussterben bedroht. (Lesetipp: Bundeswehr torpediert Schweinswalschutz)

Gefahren lauern für das „Tier des Jahres 2022“ überall. Exemplarisch können Sprengungen von Weltkriegsmunition, die Belastungen des Wassers z.B. durch Schwermetalle oder der zunehmende Unterwasserlärm genannt werden. Besonders fürchten muss der Schweinswal aber die Fischerei. Um das Ertrinken der Deutschland-Wale in Geisternetzen zu verhindern, bergen wir seit 2019 diese tödlichen Fallen, die herrenlos im Meer weiterfischen. Auch können Schweinswal-Freunde über die GRD-Website Patenschaften abschließen, um den Schutz der Tiere aktiv zu unterstützen. (Bild nebenstehend: Vor Rügen geborgenes Geisternetz / Foto: Chris Till)

 

Was das EU-Parlament beschlossen hat

Ebenso wie im Golf von Kalifornien gehört auch in der Ostsee die Stellnetzfischerei zu den größten Gefahren der Schweinswale. Aus diesem Grund hat das EU-Parlament in der vergangenen Woche – endlich – beschlossen, einer Empfehlung des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES) zumindest teilweise zu folgen. Demnach darf in einigen schwedischen und von Schweinswalen besonders stark frequentierten Schutzgebieten ganzjährig nicht mehr mit Schlepp- und Stellnetzen gefischt werden. Für Meeresschutzgebiete in der deutschen Ostsee gilt: Von November bis Ende Januar sind Stellnetze verboten.

Weißer Schweinswal an der Küste von Fehmarn. Foto: Niels Ristau

 

Hintergrund: Was Stellnetze für Schweinswale so gefährlich macht

Die Meeressäuger orientieren sich bei ihrer Jagd akustisch durch Echolokation. Die modernen dünnen Nylonnetze können sie mit ihrem Echolot jedoch nicht orten, weshalb sie sich in ihnen verfangen. Durch panisches Umherschlagen verheddern sie sich vollends und sterben nach wenigen Minuten einen qualvollen Tod: Sie ertrinken, da ihnen der Weg zum Atmen an die Wasseroberfläche verwehrt ist. (Lesetipp: Der Schweinswal ist das „Tier des Jahres 2022“: 10 faszinierende und traurige Fakten über den Deutschland-Wal)

l

Weitere Artikel

Sichtungen und Totfunde 2024: Deutlicher Rückgang von tot aufgefunden Adria-Delfinen

Im Jahr 2021 verzeichnete die Tiermedizinische Fakultät Zagreb noch 28 verstorbene Delfine an der kroatischen Küste – im vergangenen Jahr waren es weniger als die Hälfte. Zwar ist nicht auszuschließen, dass einige Kadaver unentdeckt blieben, dennoch weckt der rückläufige Trend Hoffnungen auf eine stabile Populations-Entwicklung der letzten rund 220 Adria-Delfine.

weiterlesen

Die blutige Jagdsaison in Taiji endet vorerst – das Millionengeschäft geht weiter

Sechs Monate lang wurden hunderte Delfine brutal gejagt, getötet oder sie werden künftig für die Delfinarienindustrie versklavt. Besonders begehrt: Große Tümmler, die für bis zu 130.000 Dollar pro Tier verkauft werden. Während die Fischer nur einen Bruchteil verdienen, profitieren vor allem die Delfinhändler, die über die Jahre mit Delfinen zig Millionen Dollar umsetzen.

weiterlesen

Die Artenvielfalt an Deutschlands Küsten ist bedroht

Wie schlecht es um die weltweite Biodiversität bestellt ist, hat der Biodiversitätsrat schon 2019 deutlich gemacht: Von den geschätzten acht Millionen Arten auf unserer Erde seien eine Millionen bedroht. Die Ursachen sind vielfältig, können aber im Kern wie folgt zusammengefasst werden: übermäßige Nutzung der natürlichen Ressourcen einhergehend mit der Zerstörung und Verschmutzung von Lebensräumen, Auswirkungen des Klimawandels sowie eine zunehmende Entfremdung der Menschen von der Natur. Grund genug, anlässlich des internationalen Tages des Artenschutzes zu Beginn dieser Woche (3. März) den Fokus auf die deutschen Küsten zu richten.

weiterlesen

Spendenkonto

Gesellschaft zur Rettung der Delphine
SozialBank AG
IBAN:
DE09 3702 0500 0009 8348 00
BIC:
BFSWDE33XXX

Ihre Spenden, Patenschafts- und Förderbeiträge sind steuerlich absetzbar.

Ihre Hilfe kommt an

Die GRD ist als gemeinnützig und
besonders förderungswürdig anerkannt.

Zum Newsletter anmelden

Bitte tragen Sie Ihre E-Mail-Adresse ein.

Vielen Dank für Ihr Abonnement!