IWC-Konferenz: Fragwürdige Taktiken von Pro-Walfang-Nationen

Moratorium hat Bestand: Kommerzieller Walfang bleibt verboten
Die Mitglieder der Internationalen Walfangkommission (IWC) verabschiedeten Ende vergangener Woche in Portorož (Slowenien) einstimmig eine Resolution zur Verringerung der Plastikverschmutzung, konnten aber wegen eines Boykotts der Walfangbefürworter nicht über die Einrichtung eines Walschutzgebiets im Südatlantik abstimmen. Das Verbot des kommerziellen Walfangs wurde verteidigt.
Ergebnisse des Meetings der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Slowenien
Beim Treffen der IWF-Delegierten in Slowenien gab es in der vergangenen Woche ein Tauziehen um den Schutz der Wale. Naturschutzorientierte Länder und Walfangnationen standen sich dabei mitunter unversöhnlich gegenüber. Wir fassen die Ergebnisse zusammen:
Positiv: Gegen die Plastikvermüllung wird aktiv vorgegangen
Die IWC-Mitglieder einigten sich auf eine Resolution, in der die negativen Auswirkungen von Plastikmüll auf Meeressäuger offiziell als vorrangiges Ziel der IWC eingeordnet werden. Mit dieser Entscheidung will die Organisation einen wirksamen Beitrag zu den weltweiten Bemühungen leisten, die Auswirkungen der Plastikverschmutzung auf Wale und Delfine zu reduzieren. Dafür wird es auch höchste Zeit, denn in immer größerer Zahl sterben Meeressäuger durch das Verschlucken von Plastik oder das Verheddern in Plastiknetzen. (Lesetipp: Plastikkrise: Uns droht die „Plastifizierung“ der Weltmeere)

Negativ: Kein Walschutzgebiet im Südatlantik
Als sich im Rahmen der Konferenz für den Antrag, ein neues Walschutzgebiet im Südatlantik einzurichten, eine Mehrheit unter den anwesenden Delegationen abzeichnete, offenbarten sich die verhärteten Fronten zwischen naturschutzorientierten Ländern und Befürwortern des Walfangs. Letztere verließen den Sitzungssaal, woraufhin das Gremium keine Beschlussfähigkeit mehr hatte. Die vier südamerikanischen Länder, die den Antrag eingereicht hatten, sowie mehrere andere Mitglieder waren über diesen diplomatischen Affront bestürzt. Das Schutzgebiet im Südatlantik wäre ein wichtiger Schritt gewesen, um den dortigen Walpopulationen Zeit zur Erholung zu geben.
Das Worst-Case-Szenario vermieden: IWC hält Moratorium aufrecht
Die Walfangnationen haben ihrerseits ebenfalls Niederlagen kassiert und mussten umstrittene Vorschläge zurückziehen, nachdem klar war, dass sie eine Abstimmung verlieren würden. Darunter: ein Antrag zur Aufhebung des Moratoriums für den kommerziellen Walfang. Beobachter der Konferenz erkennen durch das Einbringen von fragwürdigen Anträgen allerdings eine Strategie: Es wird der Versuch unternommen die IWC davon abzuhalten, sich auf die Entwicklung und Umsetzung von Schutzmaßnahmen zu konzentrieren. Dieses Szenario könnte sich beim nächsten IWC-Treffen wiederholen.
Hintergrund zum Walfang-Moratorium: Aufgrund der starken Bejagung und der damit drastischen Dezimierung vieler Walbestände haben die IWC-Delegierten 1982 ein Verbot des kommerziellen Walfangs verabschiedet. Dieses Moratorium trat 1986 in Kraft. Einige wenige Staaten wie Japan, Norwegen oder Island missachten das Verbot oder nutzen gesetzliche Lücken, um weiterhin Wale zu bejagen. (Lesetipp: 148 Finnwale auf Island teils qualvoll getötet)

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