Gegen Vermüllung: 6 clevere und sinnvolle Aktionen für den Meeresschutz

Schon mit einfachen Mitteln kann man der Vermüllung der Meere entgegenwirken
Von den weltweit jährlich produzierten 300 Millionen Tonnen Kunststoffe gelangen unglaubliche 20 bis 30 Millionen Tonnen in die Ozeane. Und als wäre diese Vermüllung nicht schon schlimm genug, leiden und sterben an den Abfällen Abertausende von Meerestieren. Giftstoffe im Plastik machen Fische krank, Delfine und Wale verfangen sich in Geisternetzen, Seevögel verwechseln Plastik mit Nahrung. Es ist unverzeihlich, dass nicht alle Regierungen dieser Welt längst vehement gegen die Vermüllung von Flüssen und Ozeanen vorgegangen sind. Stattdessen nehmen immer mehr Menschen und Organisationen das Heft des Handelns selbst in die Hand. Exemplarisch dafür stehen die nachfolgenden Initiativen:
1) Green Kayak
Müll sammeln und dabei umsonst Kajak fahren – diese Idee setzt die dänische Umweltinitiative Green Kayak seit 2019 in die Tat um. Die Teilnehmer leihen sich hierbei einfach ein Gratis-Paddelboot aus und sammeln bei ihrer Tour Müll ein. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Pro Tour werden durchschnittlich 4,2 Kilogramm aus dem Wasser gefischt.
Mittlerweile ist die dänische NGO auch in Deutschland aktiv. Trotz schwieriger Bedingungen durch die Corona-Pandemie haben sich im vergangenen Jahr in Hamburg knapp 1500 Paddler ein Green Kayak geliehen und damit auf der Alster und in den Kanälen 3,1 Tonnen Müll gesammelt.
2) Plogging
Beim Laufen Gutes für die Natur tun – das verbirgt sich hinter der Trendsportart Plogging. Das Wort setzt sich aus den Bestandteilen „plocka“ und „jogging“ zusammen. „Plocka“ ist schwedisch, bedeutet so viel wie „(auf)sammeln“ oder „pflücken“ und stammt vom schwedischen Umweltaktivisten Erik Ahlström.
Die Läufer sind dabei mit Müllbeuteln ausgerüstet und befreien während ihres Workouts die Umwelt von Unrat. Nebenbei werden beim Bücken auch Bauch und Rücken trainiert. Kontinuierlich wird weltweit zu Plogging-Läufen aufgerufen, beispielsweise im Rahmen des anstehenden „RhineCleanups am 11. September.
3) Geisternetz-Bergungen und -Upcycling
Geisternetze werden jene verloren gegangenen Fischernetze genannt, die noch Jahrzehnte durch die Meere treiben oder sich an Wracks auf dem Meeresgrund verfangen. Alleine in die Ostsee gelangen jedes Jahr laut Schätzungen 5000 bis 10000 neue Fischernetze oder Netzteile. Diese stellen eine große Gefahr für die Artenvielfalt dar, da sich Meerestiere in den herrenlosen Netzen verheddern und qualvoll sterben können.
Zusätzlich bestehen die Geisternetze aus verschiedenen Kunststoffen und reichern die Ostsee zunehmend mit Plastik und Mikroplastik an. Tierschutzorganisationen wie die GRD bergen diese Netze mit großem Aufwand aus den Meeren; anschließend werden die Netze teilweise upgecycelt. Auf diese Weise entsteht aus einem ehemals todbringendem Geisternetz ein attraktives Armband.
4) SUP-Clean-Up
#supscoutsräumenauf – dieser Hashtag ist Programm bei den „SUP Clean-Ups“, die anlässlich des World Clean-Up Day am 18. und 19. September in der ganzen Republik stattfinden.
Verschiedene Organisationen wie beispielsweise SUPscout rufen dazu auf, gemeinsam mit anderen Stand-Up Paddlern vom Board aus Müll zu sammeln und auf diese Weise dafür zu sorgen, dass Seen, Flüsse und Meere sauberer werden.
5) Zigarettenkippen-Recycling
Jedes dritte Stück Plastik im Meer ist ein Zigarettenfilter – das ist Fakt. Mit dieser Tatsache abfinden will sich der Verein TobaCycle aber nicht. Initiator Mario Merella hat daher ein Sammelsystem für Zigarettenreste etabliert, bei dem die Kippe inklusive Asche und Giftstoffen restlos verwertet wird.
Die Stummel werden zu einem spritzfähigen Granulat recycelt und alle hergestellten Produkte wie Aschenbecher oder Abfalltonnen können vollständig in den Wertstoffkreislauf integriert werden.
6) Kajaks aus Plastikflaschen
Ein Blick ins Ausland: Der Citrum River auf Java gehört zu den zehn am stärksten verschmutzten Flüssen der Welt. In immer mehr Abschnitten des Citrum sieht man das Wasser nicht mehr, da hier unendlich viel Plastikmüll im Wasser treibt. Eine Müllsammlerinitiative baut nun eine ganze Flotte aus Plastikflaschenkayaks, mit denen der Fluss aufgeräumt wird.
Mit Aktionen wie dieser wird vermittelt: Der Müll hat einen Wert. Er muss nicht weggeschmissen werden, sondern kann kreativ verwendet werden.
In eigener Sache
Das Team der GRD sowie unsere Partner von colorswell handmade design und Voice of the Sea sehen der Vermüllung von Flüssen und Ozeanen nicht tatenlos zu. Vielmehr schreiten wir zur Tat und beginnen mit der Müllsammlung vor der eigenen Haustür – in unserem Fall der Isar.
Am kommenden Samstag organisieren wir ein Beach Clean-Up, bei dem wir einen vier Kilometer langen Abschnitt von Müll und Zigarettenkippen befreien. Über eine rege Teilnahme freuen wir uns sehr, weitere Informationen gibt es unter: www.delphinschutz.org/news-veranstaltungen/beach-clean-up
Foto oben: Julio Reyes / ACOREMA
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