Sind Delfine so schlau wie Menschen?
 
			
			Die Frage ist eigentlich so nicht zulässig
Delfine sind genauso schlau, wie sie es als Delfine sein müssen, sonst hätte sich ihre heutige Artenvielfalt nicht in dieser Weise im Laufe ihrer fast 60 Millionen Jahre langen Evolution durchsetzen können. Wenn Delfine so schlau wie Menschen wären, gäbe es sie in den Weltmeeren schon lange keine mehr. Und doch ziehen Menschen immer wieder gerne diese falschen Vergleiche zwischen der Delfin-Intelligenz mit der von Menschenaffen und Menschen heran – vielleicht, damit wir uns selbst besser einsortieren können ins Gefüge der Phalanx der intelligenten Lebewesen auf diesem Planeten?
Delfin-Gehirn stärker gefaltet, vor allem in Bereichen, die Denkvorgänge und Bewusstsein steuern
So analysierte die Neurobiologin Lori Marino von der Emory-Universität in Atlanta die Gehirne von drei Großen Tümmlern. Zwar hatten diese drei Tiere, gemessen an ihrer Körpergröße, jeweils etwas weniger Hirnmasse als der Mensch. Dafür ist das Delfin-Gehirn stärker gefaltet, vor allem in Bereichen, die Denkvorgänge und Bewusstsein steuern. Keine andere Art der Welt hat ein so gewundenes Gehirn wie die untersuchten Tümmler. Unterm Strich erreicht ein Gehirn des großen Tümmlers damit eine vergleichsweise größere Oberfläche als das Gehirn des Menschen. Dies könnte, so Marino, die fehlende Masse wettmachen.
Die an sich nicht so neue Erkenntnis der stark gefalteten Delfingehirne könnte andererseits aber auch mit der enormen Datenmenge zu tun haben, die diese sich vornehmlich akustisch orientierenden und kommunizierenden Meereslebewesen verarbeiten müssen, um in ihren Lebensräumen so perfekt zurechtkommen zu können.
Delfine sind nicht-menschliche Personen
Auch wenn es dem Menschen mit seinen Sinnes- und Messapparaten und seinem Verstand wohl niemals möglich sein wird, Persönlichkeit und Intelligenz von Delfinen vollumfänglich begreifen zu können – zu unterschiedlich sind dafür die Wege, den sie und wir im Laufe der Evolution eingeschlagen haben – sind die bislang bekannten Erkenntnisse zur Intelligenz dieser in ihrer Welt des Schalls und mit den “Ohren sehenden” Unterwasserlebewesen überwältigend.
Große Tümmler haben den Spiegeltest bestanden – ein ganz wesentlicher Hinweis für Ich-Bewusstsein. Diese Tiere wissen, wer sie sind, wie ihre Stellung in ihrer Gruppe ist und können sich gegenseitig individuell erkennen. Sie geben sich Namen und rufen sich gegenseitig beim Namen. Sie haben Humor und können sich nicht nur in die Gefühle anderer Artgenossen, sondern auch in die anderer Arten wie den Menschen hineinversetzen. Sie setzen Werkzeuge ein und geben ihr Wissen an ihre Nachkommen weiter, das nennt man kulturelle Entwicklung. Und sie trauern um ihre Toten. Sie erfüllen alle Voraussetzungen der Theory of Mind, der Fähigkeit, das eigene Verhalten oder das Verhalten anderer durch Zuschreibung mentaler Zustände zu interpretieren.
Wenn man all diese und die vielen anderen noch unentdeckten Eigenschaften dieser faszinierenden Meereslebewesen überdenkt, dann drängt sich zwangsläufig der Schluss auf, dass man es hier mit eigenständigen, nicht-menschlichen Personen zu tun hat, die dasselbe (gesetzlich verbriefte) Recht auf Leben, Freiheit und Gesundheit wie Menschen haben sollten. Es geht nicht darum, ob Delfine so schlau wie Menschen sind, oder nicht.
Allein auf Basis dessen, was wir bislang über diese intelligenten Meeressäuger wissen, verbietet es sich eigentlich von selbst, diese Tiere für Shows oder das angeblich “therapeutische Schwimmen” in Gefangenschaft zu halten, sie zu Tausenden als Beifangopfer auf dem Alter der Profitmaximierung der industriellen Fischerei zu opfern oder als Nahrungsquelle zu nutzen.
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