Nachhaltiges Whale Watching auf Neufundland

Wale beobachten auf Neufundland
Wenn man seit Kindheitstagen eine anhaltende Faszination für Wale und Delfine verspürt, ist es gar nicht so leicht, diese zu stillen. Viele schöne Reisen, u.a. auf die Azoren, Madeira, La Gomera und nach Tarifa haben das annähernd getan. Der Wermutstropfen dabei: Für meinen Geschmack waren die Touren oft zu voll und zu kurz. Dazu kam mehr und mehr die Einsicht, dass man nicht genau wissen kann, inwiefern auch die sanfteste Bootstour die Tiere stören kann. Nach langer Recherche stand das nächste Reiseziel fest: Vier Wochen in der größtenteils noch unberührten Natur von Neufundland. Diesmal sollte ein kleiner Traum in Erfüllung gehen: Endlich Buckelwale sehen, dabei den Tieren besonders nah sein und ohne die Tiere zu stören.
Artenvielfalt durch großes Nahrungsangebot
In der Zeit von Mai bis Ende August, verwandelt sich „The Rock“, so wird die zu Kanada zählende Insel Neufundland aufgrund der oft steil ins tiefe Wasser abfallenden Felsküsten auch genannt, in ein wahres Paradies für Delfine und Wale. Wo sich der aus dem Norden kommende eiskalte Labradorstrom und der aus Süden eintreffende warme Goldstrom vereinen, wurden in den vergangen Jahren über 22 verschiedene Arten gesichtet. Am häufigsten anzutreffen sind sowohl die großen Vertreter, wie Finn- und Buckelwale, als auch kleinere Arten wie der Weißseitendelfin und der Schweinswal. Mit etwas Glück lassen sich darüber hinaus auch Orcas, Belugas, Pilotwale und Gewöhnliche Delfine beobachten.
Der Hauptgrund für die immense Ansammlung der Meeressäuger im Sommer ist ein kleiner Fisch, der „capelin“, zu Deutsch Lodde. Die Fische versammeln sich in riesigen Schwärmen rund um die Insel, um schließlich an den Stränden zu laichen.

Der Blas eines Buckelwals © Alexander Diehl
Erwartungen erfüllt: Beobachtung garantiert ohne Störung und mit gutem Gewissen
Wale und Delfine beobachten kann man weltweit ja wirklich an vielen Stellen. Doch Neufundland gleicht aufgrund seiner Küstenstruktur und dem enormen Artenreichtum einer riesigen Beobachtungsplattform und zählt damit wirklich zu den weltweit besten Plätzen zum Beobachten der Tiere von Land aus.
Es sind vor allem die Buckelwale, welche sich im Sommer zu Hunderten um die Insel versammeln. Es gibt Tage, da ergibt jeder Blick auf das Meer das gleiche Bild: Viele Fontänen ausatmender Buckelwale schießen in die Luft und das, bis zum Horizont! Es gibt natürlich auch in Neufundland sogenannte Hotspots, allerdings braucht man im Zeitraum Juni-August fast überall nur ein wenig Geduld, um die Tiere zu beobachten.

Ein Buckelwal © Alexander Diehl
Mehr Wal geht nicht!
Oft folgen die Wale den Lodden bis an die steilabfallenden Ufer, so dass man entweder vom Strand aus „Walkontakt“ aufnehmen kann oder von oberhalb der Steilküste direkt auf die Tiere hinunter schauen kann. So passiert es, dass man Mink-, Buckel- und Finnwale beim gemeinsamen Fressen antrifft und sie stundenlang beobachten kann.
Es ist eine völlig neue und schöne Erfahrung, dass, obwohl auch in Neufundland Bootstouren zu den Walen und Delfinen angeboten werden, man viel mehr Lust verspürt, sich auf die nächste Meeresklippe zu setzen und die Tiere von Land aus zu beobachten. Selbst bei Nebel, und der ist in Neufundland aufgrund des Aufeinandertreffens der warmen und kalten Wassermassen keine Seltenheit, kann man mit ein wenig Glück die Wale atmen hören.
Mehr Wal geht nicht! Wem das nicht reicht, für den hat Neufundland sowohl im als auch außerhalb des Wassers noch mehr zu bieten: Vorbeiziehende Eisberge, Seelöwen, Papageientaucher, Elche, Karibus, Schwarzbären in einer einzigartigen Natur und vor allem sehr freundliche Menschen!

Weißkopfseeadler beobachtet vom Strand aus einen Buckelwal beim Fressen © Alexander Diehl

Helft mit!
Weitere Artikel
Die Faszination Meer erlebbar machen – für alle Kinder
Die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) hat es sich seit der Gründung vor fast 35 Jahren zur Aufgabe gemacht, das Bewusstsein für die Bedrohung unserer Meere zu schärfen und mit durch Aufklärung einen nachhaltigen Beitrag zum Meeresschutz zu leisten. Damit dieser Gedanke schon die Jüngsten erreicht, hat das GRD-Team den Workshopdas Projekt „Für MEER Inklusion“ ins Leben gerufen – ein Erlebnisangebot für Kinder mit und ohne Handicap. Jüngst fand die erste Veranstaltung an der Münchner Montessori-Schule (Aktion Sonnenschein) statt, wo rund 120 Grundschüler:innen an interaktiven Sinnesstationen spielerisch in die faszinierende Welt der Ozeane eintauchten. Im Mittelpunkt standen die Bedeutung gesunder Meere und der Schutz bedrohter Meeressäuger – lebendig, greifbar und mit jeder Menge Spaß am Entdecken.
weiterlesenDWA-Team absolviert Rettungstraining für Meeressäuger bei BDMLR
Ein vierköpfiges Team von Dolphin Watch Alliance reiste kürzlich ins britische Newquay (Cornwall), um den Marine Mammal Medic Course bei der renommierten Organisation British Divers Marine Life Rescue (BDMLR) zu absolvieren. Unter fachkundiger Anleitung erhielten unsere Projektpartner:innen eine fundierte Ausbildung im Umgang mit gestrandeten und verfangenen Walen, Delfinen und Schweinswalen. Doch wie und wann kann dieses neu erworbene Wissen eines Tages vielleicht das Leben von Delfinen im Roten Meer retten?
weiterlesenSichtungen und Totfunde 2024: Deutlicher Rückgang von tot aufgefunden Adria-Delfinen
Im Jahr 2021 verzeichnete die Tiermedizinische Fakultät Zagreb noch 28 verstorbene Delfine an der kroatischen Küste – im vergangenen Jahr waren es weniger als die Hälfte. Zwar ist nicht auszuschließen, dass einige Kadaver unentdeckt blieben, dennoch weckt der rückläufige Trend Hoffnungen auf eine stabile Populations-Entwicklung der letzten rund 220 Adria-Delfine.
weiterlesen