Adria-Delfine – Totfunde 2020 und Todesursachen

Projektbericht 2020 - Vom Leben und Sterben der Adria-Delfine

Aus dem Projektbericht 2020 der Meeres- und Delfinschutzorganisation „Val“ und der Tiermedizinischen Fakultät der Universität Zagreb.

Totfunde & Todesursachen

Im vergangenen Jahr wurden der Tiermedizinischen Fakultät der Universität Zagreb 21 tote Delfine gemeldet. Bei 10 Totfunden wurden keine Informationen über das Geschlecht der Tiere übermittelt. Unter den anderen 11 Tieren waren 5 Weibchen und 6 Männchen. Dabei schmerzt der Verlust weiblicher Delfine besonders. Denn für den Erhalt kleiner Populationen, wie der der Adria-Tümmler, ist das Überleben vermehrungsfähiger Weibchen von entscheidender Bedeutung.

Im ersten Pandemie-Jahr blieb die Anzahl der Totfunde somit auf dem Niveau der Vorjahre (2019: 23 / 2018: 21). 

Zuletzt hatte es 2017 mehr Meeressäuger-Totfunde in der kroatischen Adria gegeben: 33 gestrandete Delfine und ein Cuvier-Schnabelwal.

Aktive Feldarbeit fand wegen der Corona-Pandemie nicht statt. Auch die Projektstation auf der Insel Molat blieb geschlossen.

Bergung eines toten Adria-Delfins.

Bergung eines toten Adria Delfins.

Untersuchungen der Todesursachen der Adria-Delfine

Unter den 21 toten Delfinen befand sich ein Streifendelfin (Stenella coeruleoalba). Der Fall war tragisch.

Anwohner entdeckten das gestrandete Tier lebend (siehe Foto rechts) am Morgen des 9. Juli nahe der Küste bei Kneza (Insel Korcula). Geistesgegenwärtig beförderten sie den Delfin Richtung offenes Meer, der dann wegschwamm. Doch die Rettungsaktion scheiterte. Noch am gleichen Tag wurde er gegen Mittag wieder angespült. Er war gestorben.

Toter Streifendelfin treibt an der Küste der Insel Korcula.

Bei allen anderen Totfunden handelte es sich um Große Tümmler (Tursiops truncatus). Diese Artenverteilung entspricht im Wesentlichen der der Vorjahre. Die Population der in der Adria vorherrschenden und ständig hier lebenden Art hat die meisten Verluste zu verzeichnen.

Von anderen Arten dagegen, wie Gemeinen Delfinen oder Streifendelfinen, die nicht das ganze Jahr über in kroatischen Küstengewässern leben, gibt es weitaus weniger Totfunde.

Vier Delfinkörper wurden geborgen und in die Tierärztliche Fakultät transportiert. Bei einem Tier, einem weiblichen Großen Tümmler, konnte die Todesursache nicht mehr festgestellt werden.

Adria-Delfin verschluckt Teile eines Fischernetzes und stirbt!

Ein weiteres Tümmlerweibchen starb an einer starken Lungenentzündung in Verbindung mit den Folgen eines verschluckten Fischernetzes, das sich um den Kehlkopf gewickelt hatte. Ihren Körper fand man am 12. März 2020 in der Nähe von Vodice an einem Strand bei Srima.

Die beiden anderen Delfinkörper wurden für nachträgliche Untersuchungen eingefroren.

Dieser Adria-Delfin starb an einer starken Lungenentzündung in Verbindung mit den Folgen eines verschluckten Fischernetzes.

Citizen Science Projekt „Adria-Delfine – bitte melden!“

Erwartungsgemäß meldeten im Vergleich zu den Vorjahren sehr viel weniger Touristen und Einheimische Sichtungen von Delfinen, Walen oder Meeresschildkröten. Dennoch erreichten uns 2020 über 270 Meldungen. Im Vorjahr waren es dagegen mehr als 600.

Wale und Delfine

Meist wurden Große Tümmler (250 Meldungen) gesichtet. Dabei waren auch mehrere große Schulen mit geschätzt 20 bis 50 Tieren.

Auffällig war, dass die Meeressäuger auf den stark zurückgegangenen Schiffs- und Bootsverkehr in der Adria reagierten. So tauchten sie u.a. auch im Hafen von Split auf.

Daneben gab es Sichtungen von einem Finnwal (nahe der Küste gegenüber von Goli Otok bei Lukovo), anderen Delfinarten wie Streifendelfinen und bei Primosten sogar von einer Gruppe mit sieben Rundkopfdelfinen. Letztere sind extrem selten in der Adria anzutreffen.

Große Tümmler in der Adria. Foto: U.Friedrich

Foto: U. Friedrich

Großer Tümmler in der Adria. Foto: C.Zimmermann

Foto: C. Zimmermann

Meeresschildkröten

Unter den 12 gesichteten Meeresschildkröten befanden sich drei tote Tiere.

Studium der Tiermedizin

Im Rahmen des Diplomstudiums der Tiermedizin an der Universität Zagreb wurden die Fächer „Biologie und Physiologie der Meeressäuger“ und „Anatomie des Großen Tümmlers (Tursiops truncatus)“ zu einem Fach umgestaltet.

Das neue Fach heißt „Biologie und Schutz der Meeressäuger“. Es beinhaltet 10 Stunden Vorlesungen, 15 Stunden Seminare und 16 Stunden Praktikum.

Adria-Delfine brauchen Schutz!

Unser ganz herzlicher Dank!

Wir danken allen, die mit ihren Spenden, einer Patenschaft für einen Adria-Delfin oder mit ihren Sichtungsmeldungen so tatkräftig mithelfen, das wir dieses Projekt durchführen können.

Sie tragen dazu bei, die gefährdete Welt der Adria-Delfine zu einem besseren Platz zu machen!

Helfen Sie Adria-Delfinen jetzt mit Ihrer Patenschaft

STRELICA

Strelica (Pfeil) wurde gemeinsam mit den Patendelfinen Dobro Jutro und Poveliki beim Wellenreiten beobachtet.

VESELJAK

Veseljak (Spaßvogel) verdankt seinen Namen seiner schier unbändigen Lust an akrobatischen Sprüngen. Oft hielt er mit seiner Energie den Rest der Delfingruppe "auf Trab".

LUNA

Luna wurde im Juli 2015 vom "Adriatic Dolphin Observer" Werner Kellerer in der südlichen kroatischen Adria vor Slano identifiziert.

l

Weitere Artikel

Totfunde und Sichtungen im Jahr 2022: Aufatmen bei den Adria-Delfinen

Von 2018 bis 2021 wurden in der nördlichen Adria kontinuierlich mehr Delfinkadaver gemeldet – dieser Negativtrend hat im vergangenen Jahr glücklicherweise gestoppt. Dies geht aus dem aktuellen Projektbericht über die Entwicklung des Projekts „Rettung der letzten Adria-Delfine“ der Meeres- und Delfinschutzorganisation „Val“ und der Tiermedizinische Fakultät der Universität Zagreb hervor. Dennoch schmerzt jeder gemeldete Totfund, da die Population nach wie vor stark gefährdet ist.

weiterlesen

Vermuteter Bootsunfall: Adria-Delfin mit deutlich sichtbaren Verletzungen

Eine große Herausforderung stellen im Rahmen des Schutzprojekts „Rettung der letzten Adria-Delfine” auch in diesem Jahr die teilweise völlig aus dem Ruder laufenden Dolphin-Watching-Touren auf der Adria dar, bei denen Ausflugs-, Speed- und Taxiboote mitunter aktiv in Delfingruppen hineinfahren. Welche Folgen dies nach sich ziehen kann, zeigt exemplarisch die Meldung eines verletzten Delfins bei der Insel Pašman.

weiterlesen

 

Spendenkonto

Gesellschaft zur Rettung der Delphine
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN:
DE09 3702 0500 0009 8348 00
BIC:
BFSWDE33XXX

 

Ihre Spenden, Patenschafts- und Förderbeiträge sind steuerlich absetzbar.

Ihre Hilfe kommt an

Die GRD ist als gemeinnützig und
besonders förderungswürdig anerkannt.

Zum Newsletter anmelden

Bitte tragen Sie Ihre E-Mail-Adresse ein.

Vielen Dank für Ihr Abonnement!